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Zukunft für die Lausitz geht nicht ohne Strukturentwicklung
Die Lausitzer Region benötigt eine Strukturentwicklung für das 21. Jahrhundert. Dazu gehören eine innovative Wirtschaft, eine tragfähige Rolle in der Energiewende, eine zeitgemäße Infrastruktur und ein kulturelles Leben in der Lausitz, das Menschen zum Bleiben oder (Wieder-)Kommen einlädt. Dr.-Ing. Klaus Freytag, Lausitz-Beauftragter der Landesregierung Brandenburg im Gespräch mit THEMEN!magazin zu aktuellen Eckpunkten künftiger struktureller Entwicklung.
„Eine gut vernetzte und sichtbare Forschungs- und Wissenschaftslandschaft ist ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche Strukturentwicklung. Daher setzen die Landesregierungen von Brandenburg und Sachsen auf den Ausbau der vorhandenen Strukturen wie auch auf den Aufbau neuer Leuchttürme. Dr.-Ing. Klaus Freytag
Dr. Freytag, haben junge Menschen trotz struktureller Umbrüche Chancen auf einen Ausbildungsplatz?
Hier ist es mehr als dringend, mit einem völlig veraltetem Bild aufzuräumen, denn die Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Jedem jungen Menschen in der Lausitz steht mindestens ein Ausbildungsplatz, oftmals sogar in seinem gewünschten Bereich, zur Verfügung. LEAG und Deutsche Bahn werden beispielsweise bei der Ausbildung eng kooperieren, denn im Bahnwerk Cottbus entstehen 1.200 neue hochwertige Arbeitsplätze. Wir haben eher zu wenig Auszubildende: Im aktuellen Ausbildungsjahr sind im Bezirk der Arbeitsagentur Cottbus über 1.000 Ausbildungsstellen noch nicht besetzt. Von daher begrüße ich es sehr, dass gerade unsere überregionalen Firmen wie die enviaM die vorhandenen Ausbildungsangebote mit ihrem Know-how ergänzen bzw. mit weiteren Unternehmen in der Region, wie der LEAG, in Ausbildungsverbünde einsteigen. Dieses tolle Engagement von Seiten der Industrie ergänzen wir mit Ausbildungskampagnen. Die Botschaft „Brandenburg will Dich“ ist eindeutig: Wir brauchen gerade auch in der Lausitz noch mehr gut ausgebildete junge Menschen.
Künftige Strukturpolitik verlangt auch eine Forschungs- und Wissenschaftslandschaft....?
Die Hochschule Zittau/Görlitz und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) nutzen bereits intensiv mit außeruniversitären und Industriepartnern die Finanzierungsmöglichkeiten des Strukturstärkungsgesetzes. So sind an der BTU die Themen Hybrid-elektrisches Fliegen und die Vernetzung und Integration der Energiesysteme weit oben auf der Agenda.
Ein Flaggschiff für die brandenburgische Forschungslandschaft ist die angestrebte universitäre Medizinerausbildung in Cottbus. Hierzu hat ein Expertengremium Anfang August Empfehlungen vorgelegt. Die sächsische Lausitz setzt auf den Aufbau von zwei Großforschungseinrichtungen; die erste Runde in Hinblick auf die Fokussierung der Forschungsthemen ist abgeschlossen.
Was erwarten Sie für die Lausitz von einer künftigen Bundesregierung?
Wir haben vor eineinhalb Jahren einen Konsens zum Ende der Braun- und Steinkohleverstromung bis 2038 erzielt. Dieses Ergebnis wurde im August 2020 durch den Bundestag gesetzlich festgeschrieben. Von der neuen Bundesregierung erwarte ich Stabilität und die Zusicherung, den begonnenen Strukturwandel weiter ohne Abstriche zu vollziehen und sich an die gegebenen Versprechungen zu halten („pacta sunt servanda!“), zukunftsweisende Ansiedlungen zu generieren und die bestehenden verlässlichen Strukturen zu integrieren. Ein vertrauensvolles Zusammenwirken aller Akteure ist nötig, um das gemeinsame Projekt „Strukturentwicklung Lausitz“ zügig umzusetzen und die Lausitz zukunftsfit machen.
Wir bedanken uns für das Gespräch.
Weitere Informationen: www.lausitz-brandenburg.de