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Wirtschaftsbereich Logistik -ein Hebel für mehr Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
Das Engagement der Unternehmen für einen effizienteren Umgang mit Energie bringt nicht nur ökologische Vorteile, es ist auch ein bedeutender Faktor für die Wirtschaftlichkeit. Steigende Energiepreise sind einer der Hauptgründe, die das wirtschaftliche Potenzial des Wirtschaftsbereichs Logistik negativ beeinflussen. Laut einer BVL-Analyse wirken sie sich in der Einschätzung von Logistikdienstleistern und -Anwendern ebenso negativ aus wie der Fachkräftemangel und bremsen die Entwicklung noch stärker als unzureichende Infrastruktur. Ein Beitrag von Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e. V.
Steigende Energiepreise, abnehmende Energieressourcen und Forderungen von Verbrauchern und der Politik nach umweltfreundlichen Lösungen machen den effizienten Umgang mit Energie zu einer großen Herausforderung für die gesamte Wirtschaft. Die Logistik kann hierbei einen entscheidenden Beitrag zu mehr Energieeffizienz, Ressourcenschonung und weltweiter Emissionsreduktion leisten. Sind doch Logistikanwender und -Dienstleister besonders von den Auswirkungen steigender Energiekosten betroffen und müssen Ansätze finden, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Gerade ist in Berlin der 30. Deutsche LogistikKongress der Bundesvereinigung Logistik zu Ende gegangen. Rund 3.200 Teilnehmer aus aller Welt kamen zum Jahrestreffen der Experten aus den Berufsfeldern Logistik und Supply Chain Management, das in diesem Jahr unter dem Motto „Impulse, Ideen, Innovationen“ stand. Rund 100 Referenten sprachen zu den Teilnehmern, diskutierten mit ihnen, vermittelten Informationen, gaben Denkanstöße und innovative Impulse auch in Richtung Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Denn das Engagement der Unternehmen für einen effizienteren Ungang mit Energie ist ein entscheidender Faktor der Wirtschaftlichkeit. Allerdings muss die Politik klare Rahmenbedingungen für mehr Investitionssicherheit schaffen. Dann ist die Logistik einer der Hebel, damit die Maßnahmen gegen den Klimawandel erfolgreich sein können, wie sie gerade auf der 19. Weltklimakonferenz in Warschau diskutiert wurden.
Ökologische und ökonomische Vorteile durch grüne Logistik
Laut dem Fraunhofer-Institut für Logistik und Materialfluss (ILM) hat der Wirtschaftsbereich Logistik einen Anteil von deutlich über fünf Prozent an den weltweiten CO2 -Emissionen. Damit steht er besonders in der Verantwortung, mit innovativen Strategien, Strukturen und Prozessen nachhaltiger zu agieren. Ernsthafte Bemühungen sind hierzu erkennbar, wie die BVL-Studie „Trends and Strategies in Logistics and Supply Chain Management“ ausweist. Über 60 Prozent der Logistikunternehmen planen, ihre Energiebilanz und Energieeffizienz zu optimieren. Die Notwendigkeit zu „grüner Logistik“ ist bei vielen Unternehmen bereits erkannt – sicher auch vor dem Hintergrund der internationalen Klimaziele, der Verknappung natürlicher Ressourcen und einer zunehmend restriktiveren nationalen und internationalen Umweltschutzgesetzgebung.
Großes Optimierungspotenzial im energieintensiven Transportsektor
Energieeffizienz spielt besonders im Transport eine bedeutende Rolle: Die Staaten, die das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen unterzeichneten, konnten die Emission von Treibhausgasen insgesamt senken. Im Verkehrssektor dagegen stieg der CO 2-Ausstoß laut ILM innerhalb von 15 Jahren um über 40 Prozent. Gleichzeitig gehen Prognosen wie die des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung davon aus, dass das Frachtaufkommen in Deutschland und weltweit stark zunehmen wird. Energieeffizienz im Transport wird damit zu einem Faktor, der die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Logistik sichert.
Preisanstiege bei Kraftstoffen und unberechenbare Preisschwankungen machen verlässliche Kostenplanungen für Transportunternehmen nahezu unmöglich. Im Zeitraum zwischen 2002 und 2012 ist der Preis für Dieselkraftstoff von 83,6 Cent auf 147,8 Cent je Liter gestiegen – und damit um rund 77 Prozent. Um den Kostenfaktor Treibstoff zu reduzieren und die fuhrparkbezogene Energieeffizienz zu steigern, gibt es einfach umzusetzende Maßnahmen. Erfahrungen aus der Praxis belegen: Allein durch Fahrerschulungen können Kraftstoffverbrauch und CO2 -Emmissionen um bis zu vier Prozent sinken, Reifen mit geringerem Rollwiderstand und die permanente Kontrolle des Reifendrucks können weitere Einsparungen von bis zu sechs Prozent bewirken.
Höhere Energieeffizienz bei Prozessabwicklung
Auch bei der Steuerung komplexer Logistikprozesse finden sich Möglichkeiten, neben der Wirtschaftlichkeit den CO2 -Footprint von Unternehmen zu verbessern. Der Einsatz moderner Dispositionssoftware hilft, die Auslastung von Transporten so effektiv wie möglich zu gestalten. Routenoptimierungsprogramme tragen zu einer besseren Fahrzeugauslastung bei und reduzieren die Anzahl von Fahrten. Zudem kann es sinnvoll sein, die Nutzung alternativer Verkehrsträger zu prüfen: Im intermodalen Verkehr zeigt sich die Verlagerung der Verkehre auf die Schiene als besonders wirksam. Verglichen mit einem 40-Tonnen-LKW besitzt die Bahn eine drei Mal höhere Energieeffizienz.
Grüne Logistikimmobilien rechnen sich
In Warenlagern entfällt durchschnittlich die Hälfte des Energieverbrauchs auf den Betrieb von Förder-, Lager und Kommissionierungstechnik und 15 Prozent auf Beleuchtung. Die restlichen 35 Prozent des Energieverbrauchs werden nach Angaben des ILM für die Heizund Klimatechnik aufgewendet. Die Nutzung von Erneuerbaren Energien kann hier zu großen finanziellen Einsparungen beitragen, besonders, wenn der regenerativ erzeugte Strom selbst genutzt wird. Bei grünen Logistikimmobilien liegt Deutschland im weltweiten Vergleich noch hinter China und Indien, wie die Trendstudie der BVL belegt. Da bei Immobilien rund 80 Prozent der Gesamtkosten in der Bewirtschaftungsphase anfallen, rechnen sich Maßnahmen wie zusätzliche Gebäudeisolierung oder Systeme zur Energierückgewinnung besonders schnell und eröffnen hierzulande noch großes Potenzial.
Logistik braucht Planungssicherheit
Das Thema Energieeffizienz spielt eine herausragende Rolle in der Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmen in der Logistik. Unklare Rahmenbedingungen wie die politische Diskussion um Einspeisevergütungen sowie Planungsunsicherheiten durch steigende Energiepreise verunsichern aber die Unternehmen.
Die Politik muss Anreize für eine klimafreundliche Logistik schaffen, beispielsweise durch den Abbau von Eintrittsbarrieren für neue Technologien. Auch die Unternehmen sind gefordert. Logistikdienstleister und -anwender müssen das Thema Energie in ihre Unternehmensstrategie einbetten. Es bedarf innovativer Lösungen, um mit verbesserten Prozessen in der Intralogistik, dem Transport und auch beim Betrieb von Immobilien Energie zu sparen, die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen und gleichzeitig nachhaltiger zu agieren.
www.bvl.de