Nachricht

< Kommunale Energieversorger als lokaler Infrastrukturmanager
24.04.2019 13:19 Alter: 6 yrs

Wir halten die Region am Laufen

Die Transformation vorantreiben, das Kerngeschäft sichern und mit innovativen Geschäftsmodellen punkten, dies kennzeichnet die neue DNA von Stadtwerken.


Die Unternehmensgruppe Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg als eine starke kommunale Gruppe kann auf eine erfolgreiche Entwicklung zurückblicken. Hans-Joachim Herrmann (li.), Geschäftsführer der Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg und Karsten Siebner, Geschäftsführer der Stadtwerketochter wittenberg-net informieren, wie die Stadtwerkegruppe aktuelle Herausforderungen angeht.

Fotos: Marko Schoeneberg

Stadtwerke sind die digitale Schnittstelle zur Kommune und ein wichtiger Wegbereiter zur Smart City. Über allem stehen hierbei Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Verminderung der CO2- Emissionen. Dazu gehört aber auch die Verantwortung und das Engagement für die Region und die Menschen, die hier leben. Die Stadtwerke Lutherstadt Wittenberg gehen auf diesem Weg beispielgebend voran.

„Gemeinsam halten wir die Region am Laufen“, was steht hinter diesem Slogan?

Herrmann: Dieser neue Slogan der Stadtwerke- Gruppe Lutherstadt Wittenberg ist unser Programm für 365 Tage im Jahr, an denen wir die Region mit sauberem Wasser, Strom, Erdgas, umweltschonender Wärme, Telefonie und schnellem Internet versorgen. Und vielem mehr: von Grünflächenpflege über Abwasser bis zum Bäderbetrieb und Winterdienst.

Wir waren beim „Beauty-Doc“ und haben uns sozusagen liften lassen für einen neuen modernen Markenauftritt. Dieser soll die Zugehörigkeit unserer Töchter zur Stadtwerke- Gruppe sichtbar erkennen lassen und mit der Botschaft an die Region unterstreichen wir unsere Partnerschaft für die Lutherstadt Wittenberg und das Umland. Deshalb hat auch unser Kundenmagazin den neuen Titel erhalten „Hier zuliebe“.

Mit einem neuen Logo der Stadtwerke wollen wir nach außen tragen, dass wir uns in den 29 Jahren seit Gründung weiterentwickelt und dabei auch verändert haben. „Hier zuliebe“ steht dafür, dass wir hier vor Ort eng verwurzelt sind. Wir engagieren uns für die Region und die Menschen, die hier leben – Wort wörtlich „Hier zuliebe“. Denn die Stadtwerke- Gruppe ist in neun Kommunen und zwei Landkreisen aktiv.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Stadtwerke-Gruppe?

Herrmann: Der Einfluss ist fast täglich erlebbar. Prozesse werden komplexer, Datenmengen steigen und damit auch die Anforderungen an die IT. Dies betrifft Abrechnungsfragen ebenso wie die Netzsteuerung. Aber wir sind darauf vorbereitet. Beispielsweise haben wir unsere Leitwarte, mit der wir unsere Netze und sämtliche externe Anlagen steuern, ausgebaut und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Heute kann dieses hochmoderne System rund 150.000 Datenpunkte aufnehmen. Momentan ist die Leitwarte nur zu rund 15 Prozent ausgelastet. Hier ist also deutlich Reserve vorhanden. Neben der Versorgung mit Strom, Erdgas, Wasser und Wärme bieten die Stadtwerke aber auch die Versorgung mit schnellem Internet an. Dafür wurde 2016 das neue Tochterunternehmen „wittenberg-net GmbH“ erworben.

Kann man von einer strategischen Entscheidung sprechen?

Siebner: Durchaus, wittenberg-net ist als regionaler Anbieter von Telefon-, Datenübertragungs- und Breitband Internet Diensten sowie IT-Dienstleistungen im Großraum Wittenberg bereits seit 1998 aktiv. Das Unternehmen betreibt ein eigenes Telekommunikationsnetz, in dem die Kunden sowohl über eigene Glasfaserkabel als auch über angemietete Kupferdoppeladern aus den Ortsnetzen der Deutschen Telekom oder anderer Netzbetreiber angeschlossen werden.

Adressiert werden dabei Privathaushalte und Unternehmen. Bislang wurden über 300 Geschäftskunden in den Segmenten Chemie, Industrie, Finanzwesen (Banken, Sparkassen), Handel, Dienstleistungen und öffentliche Verwaltungen gewonnen. Gemeinsam wollen Stadtwerke und wittenberg-net nun Verantwortung für den flächendeckenden Breitbandausbau in der Region übernehmen, denn die Breitbandversorgung zählt als fester Bestandteil der Daseinsvorsorge. Wir betreiben über 150.000 m Glasfaserkabel im Umkreis von 80 km. Die Weichen für die digitale Zukunft sind also gestellt.

Es gibt in der Stadtwerke-Gruppe den Spruch Gas und Glas?

Herrmann: Dieser Ausspruch widerspiegelt unsere ganzheitliche Versorgungsphilosophie. Unser Versorgungsgebiet mit Strom und Gas erstreckt sich neben der Lutherstadt Wittenberg über eine Fläche von rd. 1.500 Quadratkilometern, davon sehr viel ländlicher Raum. In den zurückliegenden Jahren haben wir die Daseinsvorsorge als Geschäftsmodell zielgerichtet entwickelt und Infrastrukturdienstleistungen als Geschäftsfeld in unsere Unternehmensentwicklung eingebunden. Mit der Philosophie, solche Leistungen für die Region anzubieten, für das Oberzentrum aber auch den ländlichen Raum.
Vor allem in kleinen und mittelgroßen Städten mit weitläufigem Umland stellt der Breitbandausbau die Akteure vor große Herausforderungen. Man erlebt ein gewisses Rosinenpicken: Große Anbieter statten nur lukrative Gebiete in den Innenstädten aus, die große Fläche aber bleibt unversorgt. Hier sehen wir uns als regionaler Partner in der Verantwortung. Denn wenn schnelles Internet zur Grundversorgung gehört, ist es doch keine Frage, dass der kommunale Anbieter sein Angebot erweitert und in den Gemeinden die Breitbandinfrastruktur aufbaut, gern auch in Kombination mit Erdgas. Wir kennen die Region und haben auch den direkten Zugang zu den Haushalten. So können wir das Netz nicht nur effizient verlegen, sondern den Bürgern auch ein gutes Angebot unterbreiten.

Grafiken DStGB

WelcheZiele verfolgt wittenberg-net?

Siebner: Wir haben uns zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 in der Stadt Wittenberg eine Rundum-Multimedia-Versorgung mit Internet und TV anzubieten. Eine Kooperationsvereinbarung mit der städtischen Wohnungsgesellschaft sichert hierbei den entsprechenden Rahmen. Unsere vorhandene Glasfaserinfrastruktur soll zudem die Grundlage für die fünfte Mobilfunkgeneration 5G bilden.
Insgesamt wollen wir gerade für den ländlichen Raum einen deutlichen Zuwachs an Versorgungsqualität erreichen.

Ist der Fachkräftenachwuchs in der Stadtwerke-Gruppe ein Thema?

Herrmann: Natürlich erleben wir auch, dass es auf einen freien Arbeitsplatz heute weniger Bewerbungen gibt als noch vor Jahren. Das betrifft Fachkräfte aber auch Auszubildende. Unser Plus ist sicher, dass wir in der Region als attraktiver Arbeitgeber gesehen werden. Wir können mit vielseitigen Arbeitsplätzen in einer auf Wachstum ausgerichteten Gruppe punkten, bieten neben Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten auch gute Arbeits- und Entgeltbedingungen. Wir haben uns seit längerem auf den Generationswechsel vorbereitet. Führungskräfte und Mitarbeiter, die ihren Ruhestand antreten, ersetzen wir durch Nachwuchs aus den eigenen Reihen oder durch Fachkräfte von außen. Solch eine Mischung aus Mitarbeitern des Unternehmens und neuen Impulsen ist für uns wichtig.

Grafiken DStGB

Abschließend die Frage nach den Herausforderungen der Stadtwerke- Gruppe in 2019?

Herrmann: Wir wollen den stabilen Kurs der Entwicklung unserer Stadtwerke-Gruppe fortsetzen und unseren Kunden auch künftig attraktive Produkte und Dienstleistungen anbieten. Eine Herausforderung wird weiter der Ausbau der erneuerbaren Energien und die damit verbundenen Anforderungen für unsere Netze sein. Denn der Zuwachs an Windrädern und Solaranlagen muss in unsere Netzinfrastruktur integriert werden. Neben dem Netzausbau gilt es, die Anforderungen an Steuerung und Regelbarkeit der Netze zu managen. Hinzu kommen die knapper werdenden Kapazitäten im Baugewerbe, die sich auf Bauzeiten auswirken und Kalkulationsrisiken erhöhen. Und wir wollen weiter ein verlässlicher Partner für die Region sein.