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»Wir bauen den ersten Wasserstoffspeicher unter Tage.«
Klimawandel ist heute schon Realitat, fur den Planeten Erde und seine Bewohner sind schnelle Innovationssprunge in neue Technologien unumganglich. Ein wichtiger Schritt hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Energiesystem ist der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. In Rudersdorf bei Berlin baut EWE jetzt eine reine Wasserstoffkaverne, um den Energietrager zukunftig in grosem Masstab zu speichern und bedarfsgerecht zur Verfugung zu stellen. Damit nimmt EWE eine europaische Vorreiterrolle ein. Ein Gastbeitrag von Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE Akiengesellschaft.
„Wasserstoffspeichern kommt beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft eine besondere Bedeutung zu, um Wasserstoff als Energieträger und Rohstoff zukünftig dann zu nutzen, wenn er gebraucht wird. Schließlich ist Wasserstoff ein flexibler Energieträger, der durch grünen Strom gewonnen werden kann und in großen Mengen langfristig speicherbar ist.“ Stefan Dohler
Den Klimawandel werden kleine Schritte und ein „weiter so“ bei der Energiewende nicht aufhalten können. Durch einfaches Fortschreiben der Bemühungen sind in keinem einzelnen Sektor die europäischen und die deutschen Klimaschutz-Ziele erreichbar. Es braucht Innovationssprünge und konsequentes Handeln. Auch aus diesem Grund haben die EU-Kommission und die Bundesregierung den zügigen Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft verkündet. Sie haben verstanden, dass die notwendigen Fortschritte beim Klimaschutz nur zu erreichen sind, wenn neben Elektronen auch Moleküle aus erneuerbaren Energien eine Hauptrolle spielen – etwa Wasserstoff.
Das zukünftige grüne Energiesystem braucht die integrierenden Basiseigenschaften von Wasserstoff. Das ist Konsens. Er ist sehr leicht speicherbar. Man kann ihn unkompliziert über weite Strecken transportieren und damit auch importieren. Er ist gleichzeitig Energieträger und Rohstoff. Und er ist in der Lage, die Sektoren miteinander zu verbinden. Wasserstoff kann vor allem Netzengpässe für erneuerbaren Strom zwischen Nord- und Süddeutschland überwinden, indem dieser in Form von grünem Wasserstoff durch die vorhandenen Gasnetze zu den Abnehmern im Süden transportiert wird. Auch auf der Nachfrageseite und bei der Politik wächst inzwischen das Interesse an Wasserstoff. An rechtlichen Fragen, am denkbaren Marktdesign und einem Förderregime für die Anlaufphase wird mit Hochdruck gearbeitet, konkrete Projekte werden geplant und einige auch schon praktisch umgesetzt.
Wasserstoff hat Priorität
Für EWE ist der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft kein Zukunftsprojekt. Als Energiedienstleister, verwurzelt im Nordwesten und Osten Deutschlands, hat EWE schon 2018 Wasserstoff zur strategischen Priorität erklärt. Zu diesem Zeitpunkt war Wasserstoff kaum Thema. EWE hat die ersten Projekte bereits geplant und in der Umsetzung. Wir sind bereit, auch weiter erheblich zu investieren. Wir wissen, dass ein Wasserstoffsystem technisch und wirtschaftlich funktionieren kann, wenn die regulatorischen Bedingungen erstens dafür optimiert sind und wenn es im Sinne des Klimaschutzes ein faires Förderregime für den Markthochlauf gibt. Ein solches Regime sollte sowohl Investitionskosten als auch übergangsweise laufende Kosten berücksichtigen.
Erster integrierter Wasserstoff- Versorger in Deutschland
EWE setzt sich jetzt ein ehrgeiziges Ziel: Wir wollen dererste integrierte Wasserstoff-Versorger in Deutschlandsein, der über die gesamte Wertschöpfungskette und mitseiner Systemkompetenz wirtschaftlich erfolgreich ist.Dieses Engagement hat eine einzigartige Basis: Durchfrühe Initiative und Kompetenz ist EWE ein Versorger mitersten Praxiserfahrungen. Das Unternehmen ist im Bereichder Erzeugung, großtechnischen Speicher- undTransportinfrastruktur sowie im Vertrieb von Wasserstoffbereits aktiv und ist damit technologieoffen und nichtauf eine bestimmte Funktion in der Wasserstoffwertschöpfungfestgelegt.
Zudem prädestinieren die geographischen und die geologischen Voraussetzungen den Nordwesten Deutschlands als eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Region der deutschen Wasserstoffwirtschaft. Weil zwischen Ems, Weser und Elbe sehr viel Offshore- und Onshore-Windenergie zur Verfügung steht, will EWE grünen Wasserstoff zukünftig an den Kraftwerks- und Gas-Speicherstandorten dieser Region produzieren. Die Häfen an der Küste sowie Pipeline-Verbindungen nach Norden und Osten stellen darüber hinaus einen Logistik-Hub zur Verfügung, über den ein Großteil des nötigen Wasserstoff-Imports abgewickelt werden könnte. EWE speichert und transportiert den selbst produzierten und den importierten Wasserstoff – so der Plan – über die entsprechende Infrastruktur und ermöglicht die Umstellung der Verteilnetze von Erdgas auf Wasserstoff. Dabei können wir auf technische Erfahrungen zurückgreifen, die nur in dieser Region vorliegen, weil hier derzeit schwerpunktmäßig die Umstellung von L- auf HErdgas erfolgt. Auch bei der Wasserstoffspeicherung geht es voran. Momentan speichert EWE Wasserstoff noch oberirdisch. Zugleich sind wir aktiv dabei, Kavernenspeicher für die Nutzung als Wasserstoffspeicher zu testen.
Vorreiterrolle bei der Wasserstoffspeicherung
Fakten schafft EWE beim Speichern von Wasserstoff jetzt bereits: Im brandenburgischen Rüdersdorf bei Berlin bauen wir in rund 1.000 Metern Tiefe einen Kavernenspeicher im Salzgestein, um dort erstmalig 100 Prozent Wasserstoff einzuspeichern. Baubeginn ist noch im Februar. Damit startet am Brandenburgischen EWE-Gasspeicherstandort ein Forschungsprojekt zur sicheren Speicherung von Wasserstoff, mit dem EWE in Europa eine Vorreiterrolle einnimmt.
Bau und Testbetrieb der Wasserstoffkaverne, die mit 500 Kubikmeter etwa das Volumen eines Einfamilienhauses hat, dauern voraussichtlich 18 Monate. In der zweiten Jahreshälfte 2022 erhofft sich EWE insbesondere Erkenntnisse darüber, welchen Reinheitsgrad der Wasserstoff nach dem Ausspeichern aus der Kaverne hat. Dieses Kriterium ist besonders wichtig für die Wasserstoffanwendung im Mobilitätssektor.
Bei dem Projekt mit dem Namen HyCAVmobil kooperieren EWE und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme in Oldenburg untersucht unter anderem die Qualität des Wasserstoffs während des Speicherns und nach der Entnahme aus der Kaverne. Das Investitionsvolumen des Projektes beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro – vier Millionen davon sind EWE-eigene Mittel. Die restliche Summe erhalten EWE und das DLR im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Förderung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Erkenntnisse für die großtechnische Anwendung
Die Erkenntnisse, die die Forschungskaverne liefert, sollen problemlos auf Kavernen mit dem 1.000-fachen Volumen übertragbar sein. Ziel ist es, zukünftig Kavernen mit Volumina von 500.000 Kubikmetern zur großtechnischen Wasserstoffspeicherung zu nutzen. Allein EWE verfügt mit 37 Salzkavernen über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen könnten. Damit wäre grüner, aus erneuerbaren Energien erzeugter Wasserstoff in Größenordnungen speicher- und bedarfsgerecht nutzbar. Wasserstoff würde damit zur unverzichtbaren Komponente, um gesteckte Klimaziele zu erreichen und um die vier Sektoren Strom, Mobilität, Industrie sowie Wärme zu koppeln.
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