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Wie steht es um die Versorgungssicherheit der PCK-Raffinerie?
„Zunächst muss die Raffinerie aber erstmal überleben, und dafür muss sie im Dauerbetrieb laufen.“ Annekathrin Hoppe
Seit dem 1. Januar 2023 gilt ein Embargo gegen russisches Öl, davon betroffen ist die PCK-Raffinerie in Schwedt/Oder. Vor dem Importstopp deckte das über die „Drushba“- Trasse gelieferte Öl 90 % des Gesamtbedarfs der Raffinerien Schwedt und Leuna. PCK-Schwedt versorgt damit Brandenburg und Berlin mit Benzin, Diesel, Kerosin und Heizöl. Zur aktuellen Lage hat THEMEN!magazin bei Annekathrin Hoppe, Bürgermeisterin von Schwedt/Oder nachgefragt.
Frau Hoppe, wie steht es aktuell um PCK Schwedt?
Die Bundesregierung hat die Belieferung mit Rohöl zugesichert. Aktuell werden Rohöle auf dem Weltmarkt eingekauft. Der Transport erfolgt per Tanker nach Rostock und die Verpumpung per Pipeline nach Schwedt. In Antworten der Bundesregierung auf schriftliche Anfragen von Bundestagsabgeordneten aus der Uckermark zur aktuellen Rohölversorgung werden Liefermengen von bis zu 60 % genannt. Da das Öl nichtrussischer Herkunft allerdings andere Qualitätsmerkmale hat, ist zum Beispiel die für den Straßenbau benötigte Bitumen-Produktion nicht mehr möglich.
Sie sind Mitglied der PCK Task Force, welche aktuelle Herausforderung benennt die Landesregierung Brandenburg?
Die langfristige Verlässlichkeit hinsichtlich der Rohölversorgung ist vorrangiges Thema. Denn das Bundeswirtschaftsministerium geht nach Aussage von Staatssekretär Kellner davon aus, dass die Raffinerie erst 2025 wieder eine Auslastung von 75 % erreichen wird. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke fordert die langfristige Verlässlichkeit von Öllieferungen für die Region.
Der Pipeline-Ausbau von Rostock nach Schwedt ist für ihn der wichtigste Punkt mit Blick auf die Auslastung der Raffinerie. Der Bund hat dafür 400 Millionen Euro bereitgestellt, diese Mittel müssen auch fließen. Der Ausbau ist deutlich unkomplizierter als der Neubau einer Pipeline, aber er muss jetzt begonnen werden. Das ist, was die Menschen in der Region erwarten.
Wie sieht die Bürgermeisterin den Transformationsprozess am Standort Raffinerie Schwedt?
Die Bedingungen für eine Transformation von einer ÖlRaffinerie zur Wasserstoff-Produktion sind hier nach Expertenmeinung so gut wie nirgends sonst. Schwerpunkte sind aktuell Genehmigungsverfahren für Anlagen, die Ertüchtigung von Pipeline und Hafen, die Flächenentwicklung innerhalb und außerhalb des Raffineriegeländes, die Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung von Land und Bund bei der Investorenanwerbung. Mit einem Zuwendungsbescheid über fünf Millionen Euro zum Vorhaben ,Transformations Lab Schwedt/ Oder‘ besitzt die Stadt Schwedt ein wichtiges Steuerungselement, um die erforderlichen Maßnahmen und Prozesse strategisch vorzubereiten und inhaltlich wie organisatorisch zu flankieren.
Mit Hochdruck werden die Projekte für die Herstellung von grünem Wasserstoff vorangetrieben. Die Planungsskizzen für den Bau einer Elektrolyseanlage sind fertiggestellt. Ende November 2022 wurde von der Stadt Schwedt der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan im Umfeld des Raffineriegeländes getroffen.