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Wie sicher ist Fracking?
US-Präsident Trump will amerikanisches flüssiges Erdgas (LNG) in den europäischen Markt drücken. Davon könnten auch deutsche Firmen wie das Frankfurter Spezialchemieunternehmen TouGas profitieren. Es entwickelt und vermarktet firmeneigene Produkte und damit verbundene Dienstleistungen zur Bohrlochstimulation, zum Hydraulic Fracturing und zur verbesserten Ölgewinnung und bedient einen internationalen Kundenstamm in der Öl- und Gasindustrie.
Thilo Boss (li.), Ressortleiter Wirtschaft bei Super Illu sprach mit CEO Horst Tore Land über die US-amerikanische Erdöl- und Erdgasförderung und darüber, welche Rolle dabei Fracking spielt und wie sich die Erdölpreise entwickeln könnten.
Foto: T. Wegner/SUPERillu
Die US-Regierung macht kein Hehl daraus, dass sie alles tut, um Europa mit amerikanischem LNG zu versorgen. Als Chef eines Unternehmens, das Chemikalien für Fracking liefert, könnten Sie sich jetzt die Hände reiben. Oder?
Ich weiß nicht, was Sie mit Hände reiben meinen. Wenn das eine Anspielung drauf sein soll, dass auch wir von US-amerikanischen LNG-Exporten nach Europa profitieren, halte ich das für überzogen. LNG wird weltweit nachgefragt, vor allem in Asien.
Lohnt sich Fracking überhaupt? Um profitabel zu sein, müsste der Preis doch zwischen 70 und 80 US-Dollar pro Barrel liegen.
Diese Zahlen sind veraltet. Die Öl-und Gasfirmen in den USA haben viel geleistet, um den Break-Even zu senken. Mittlerweile liegt er um die 40 Dollar pro Barrel. Fracking lohnt sich und das macht sich bei uns in den Auftragseingängen bemerkbar.
Fragt sich nur, wie lange? In Europa ist Fracking verpönt. Und in den USA machen Umweltaktivisten dagegen mobil.
Der Widerstand in den USA ist nicht mit der Ablehnung in Europa zu verglichen. Die Vereinigten Staaten sind der größte Fracking-Markt der Welt. Die Zustimmung in der Bevölkerung ist relativ groß, weil die Vorteile erkannt worden sind. Wer hätte noch vor zehn Jahren gedacht, dass hinter den großen Erdgasnationen Russland, Katar und Iran ein neuer Player ins Spiel kommt? Niemand!
Auf Kosten der Umwelt…
Ganz im Gegenteil- durch Fracking werden große Mengen von preiswertem Erdgas gefördert, das umweltfreundlich in modernen Gaskraftwerken zur Stromerzeugung verbrannt werden kann. Wenn man Kohle durch Erdgas ersetzt, sinken die CO2-Emissionen deutlich, die Klimabelastung wird verringert. Wird der Fracking-Prozess richtig durchgeführt, ist das Verfahren unproblematisch und es kommt zu keiner Belastung des Grundwassers. Fracking ist ein sicheres Verfahren, um den Erdöl- und Erdgasbedarf langfristig zu decken.
Der dürfte aber zurückgehen. Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien ist das Ende des Ölzeitalters eingeleitet…
Die Nachfrage nach Erdöl- und Erdgas steigt weltweit und wird in den nächsten 30 Jahren noch weiter steigen – allein schon deswegen, weil immer mehr Menschen weltweit ein Auto kaufen und fahren werden. Mir bereitet vielmehr Sorgen, dass in den vergangenen Jahren zu wenig in die Erschließung neuer Erdöl- und Erdgasfelder investiert wurde. In den nächsten fünf Jahren wird die Förderkapazität älterer Erdölfelder vermutlich um ca. sieben Millionen Barrel pro Tag zurückgehen, ohne dass ein Ausgleich vorhanden ist. Dies entspricht in etwa der Exportmenge Saudi-Arabiens. Das ist ein Grund, warum Erdöl knapp und wieder sehr teuer werden könnte.
Wir danken Super Illu
für die freundliche Genehmigung zum Abdruck.