Nachricht

< Innovative Finanzierungsmodelle für Energieunternehmen
18.11.2014 13:47 Alter: 10 yrs

Wie innovationsfähig ist die Energiebranche?


Foto und Grafiken: Innolytics GmbH

Die Einsicht, dass Innovation notwendig ist, um den langfristigen Unternehmenserfolg zu sichern, ist bei Vorständen, Geschäftsführern und leitenden Managern mittlerweile gereift. Bei einer Umfrage unter knapp 40 Vorständen und Führungskräften vor und nach der Euroforum - Stadtwerketagung 2014 im Mai bezeichneten 80 Prozent den Innovationsdruck als hoch bis sehr hoch. Doch wie sehr sind Unternehmen der Branche darauf ausgerichtet, mit diesen Herausforderungen umzugehen?

Versorger und Energiedienstleister stehen vor großen Herausforderungen. Die Margen sinken, die Bereitschaft von Kunden zum Wechsel steigt dramatisch an. Es bleibt nur eine Alternative zum Preiskampf: Innovation. Neue Produkte, neue Dienstleistungen, neue Alleinstellungsmerkmale, neue Wege im Vertrieb. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Jens-Uwe Meyer, Geschäftsführer der Innolytics GmbH, Gesellschaft für Innovationsanalyse in Leipzig stellt die Frage nach der Innovationsfähigkeit der Energiebranche.

Innovationsfähigkeit – Künftige Schlüsselkompetenz für Unternehmen der Energiebranche

Stellen wir uns zwei verschiedene Unternehmen vor: die Rot Energie AG und die Blau Energie AG. Beide Unternehmen entwickeln eine neue Energiedienstleistung für Geschäftskunden. Die Rot AG braucht dafür 290 Arbeitstage und fünf Mitarbeiter. Die Blau AG benötigt nur 65 Arbeitstage und drei Mitarbeiter. Das hat wirtschaftliche Folgen: Die internen Kosten betragen bei der Blau Energie AG (je nach Gehalt der Mitarbeiter) 30.000 – 50.000 Euro, bei der Rot Energie AG weit über 200.000 Euro.

Woran liegt das? Eine Analyse der einzelnen Stufen des Innovationsprozesses bringt es an den Tag: Die Blau Energie AG bewältigt alle Schritte schneller und zügiger: Ideen werden in einem Viertel der Zeit gegenüber der Rot Energie AG entwickelt. Die Konzeptentwicklung, die Prototypengestaltung, die Akzeptanztests und die Maßnahmen der Markteinführungen gehen deutlich schneller.

Innovationsfähigkeit führt zu Innovationseffizienz

Dieser Unterschied hat für die Innovationsleistung der beiden Unternehmen dramatische Folgen: die Blau Energie AG bringt vier Innovationen pro Jahr auf den Markt, die Rot Energie AG nur eine. Wenn auch nur jede vierte Innovation eine wirkliche Durchbruchsinnovation ist – also überdurchschnittlich hohe Umsätze und Gewinne erzielt werden können – gelingt der Blau Energie AG jedes Jahr eine Durchbruchsinnovation, der Rot Energie AG nur alle vier Jahre. Welches Unternehmen schafft mehr Wachstum durch Innovation?

Innovationsfähigkeit ist die Fähigkeit, Innovationen schneller mit geringerem Aufwand auf den Markt zu bringen. Innovationsfähigkeit führt somit zu Innovationseffizienz. Es ist vergleichbar mit der Energieeffizienz. In zwei Häusern herrscht eine angenehme Raumtemperatur von 23 Grad. Der Unterschied: Das energieeffiziente Haus erreicht das gleiche Ergebnis mit deutlich weniger Aufwand.

Die Innovationseffizienz der Energiebranche

Schon 2011 haben wir in einer ersten Umfrage zur Innovationsfähigkeit von Unternehmen im deutschsprachigen Raum 40 Führungskräfte der Energiebranche befragt. Zusammen mit der aktuellen Umfrage ergibt sich ein klares Bild: die Energiebranche ist aktuell vor allem darauf ausgerichtet, dass bestehende Geschäft durch technische Innovationen zu optimieren und gegenüber Kunden gegebenenfalls Produkt- oder Angebotsvarianten zu entwickeln.

Generell tut sich die Branche mit der Umsetzung von Innovationen schwer. Zahlreiche sogenannte „versteckte Innovationsbarrieren“ bremsen die Effizienz, die Unternehmen bei der Umsetzung bräuchten. Selbst Unternehmen die Ideenund Innovationsmanagementsysteme installiert haben, fahren mit der sprichwörtlichen „angezogenen Handbremse“.

Die wichtigsten Innovationsbarrieren und ihre Auswirkungen

Drei entscheidende Innovationsbarrieren lassen sich im Ergebnis der Untersuchungen benennen:

1. Strukturelle Barrieren: Innovationsprozesse und Abläufe, die Innovation eigentlich fördern sollten, werden mehrheitlich als bremsend betrachtet. Alleine durch die Optimierung der Innovationsprozesse könnten Unternehmen der Energiebranche Innovationen um 30 bis 50 Prozent effizienter umsetzen.

2. Barrieren im Anreizsystem: Die überwiegende Mehrzahl der Befragten hat keine festgelegten Innovationsziele, das Anreizsystem ist auf operative Erfolge ausgelegt. Das bedeutet: Mitarbeiter betreiben Innovation fast immer nebenbei, die Projekte haben zum Teil „Hobbystatus“. In der Überarbeitung des Anreizsystems liegt hier Potenzial für weitere 15 bis 20 Prozent Effizienzsteigerung.

3. Barrieren an den Schnittstellen zwischen verschiedenen Fachbereichen: Fast alle Innovationsprojekte machen eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bereichen notwendig. Technik, Marketing, Vertrieb und Controlling müssen Hand in Hand arbeiten. Genau hier entstehen die höchsten Reibungsverluste. Innovationsteams warten lange auf erforderliche Zuarbeit, weil die Prioritäten in den unterschiedlichen Fachabteilungen anders sind. Die Optimierung dieser Schnittstellen bringt einen Effizienzgewinn zwischen 70 und 90 Prozent.

Dies sind nur drei Beispiele von knapp 200 wissenschaftlich nachgewiesenen Innovationsbarrieren. Nicht jede dieser Barrieren ist gleich wichtig für jedes Unternehmen und jede Situation. Bei der Umsetzung inkrementeller Verbesserungen sind andere Barrieren zu beachten, als beispielsweise beim Aufbau bislang nicht existierender Märkte – also radikaleren Formen von Innovation. Es gilt, die für ein Unternehmen oder eine Unternehmenseinheit in der jeweiligen Situation relevantesten Innovationsbarrieren zu identifizieren.

 

Blick in die Zukunft: das innovative Energieunternehmen

Stellen wir uns vor: innerhalb eines Unternehmens sind alle Abteilungen und Fachbereiche offen für Innovation und treiben eigene eigene Innovationsprojekte voran. Was könnte das bewirken?

Das Produktmanagement würde mit deutlich geringerem Aufwand schneller neue Angebote in den Markt bringen, es würde schnelleres Feedback erhalten und die Anzahl von Durchbruchsinnovationen drastisch erhöhen. Der organisatorische Aufwand für die Bearbeitung des Tagesgeschäfts würde kontinuierlich sinken, weil Mitarbeiter in allen Fachbereichen ständig auf der Suche nach neuen und besseren Wegen wären. Im Vertrieb wäre es selbstverständlich, dass neue Wege zum Kunden, effektivere Wege der Kundenansprache und neue Märkte kontinuierlich erkundet werden.

Die Finanzabteilung würde nach innovativen Wegen suchen, Kennzahlensysteme zu verbessern, zu optimieren und die Bedeutung des Finanzcontrollings an Führungskräfte aus operativen Bereichen zu vermitteln. Das Employer Branding als innovatives Unternehmen würde sich verbessern, man wäre als Unternehmen deutlich interessanter für die aufgeschlossensten und besten Köpfe.

Das alles ist keine Fantasie. Knapp 300 wissenschaftliche Forschungsarbeiten aus über 20 Ländern haben deutlich gezeigt: Innovationsfähigkeit lässt sich genauso entwickeln wie ein Muskel beim Fitnesstraining oder die Fähigkeit, seine Pizza im Restaurant auf Italienisch zu bestellen. Innovationsfähigkeit führt zu mehr Innovationseffizienz und damit fast automatisch zu größeren Innovationserfolgen.

Gewinnen Sie einen ersten Eindruck von Ihrer Innovationsfähigkeit. Machen Sie den kostenlosen Test.

www.innolytics.de