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Wichtiger Baustein zur Höherauslastung der Netze
„Die Einführung eines flächendeckenden witterungsabhängigen Freileitungsbetriebs ist von entscheidender Bedeutung für die Energiewende und die Zukunft einer sicheren Stromversorgung.“
Für das Erreichen der Klimaziele werden die Erneuerbaren massiv ausgebaut. Die Aufnahme und Verteilung des Stroms erfordert entsprechend ausgebaute, digitalisierte und intelligente, in Echtzeit optimierte Netze. Der witterungsabhängige Freileitungsbetrieb spielt dabei eine zentrale Rolle, denn er bietet eine effektive und vor allem auch umsetzbare Option zur kurzfristigen Höherauslastung der Netze. Zum witterungsabhängigen Freileitungsbetrieb informiert Alexander Lehmann, Diplom-Meteorologe und Director Business Unit Energy der UBIMET-Gruppe.
Die Energiewende stellt Netzbetreiber vor große Herausforderungen: Stromnetze müssen so geplant und gestaltet werden, dass sie den neuen Anforderungen entsprechen und eine nachhaltig stabile Stromversorgung garantieren. Und der Betrieb von Freileitungen im Stromnetz unterliegt vielen Einflussfaktoren, aber keiner ist so bedeutsam wie das Wetter. Vereinfacht kann man sagen, je kühler und windiger es ist, desto höher ist die Übertragungskapazität. Durch die Messung und das Monitoring von meteorologischen Parametern wie Windgeschwindigkeit und -richtung sowie Solarstrahlung und Lufttemperatur kann die Übertragungskapazität an Freileitungen dynamisch optimiert werden.
Wetterdaten und der Einfluss auf den Freileitungsbetrieb
In der Realität aber wird die Strombelastbarkeit der Leiter standardmäßig für eine Hochsommerwetterlage berechnet – d.h. 35°C Außentemperatur, sonniges Wetter, bei nur schwachem Wind. Diese Wetterbedingungen haben wir natürlich bei weitem nicht täglich. Eine Anpassung an die realen Wetterbedingungen ist absolut sinnvoll. Nicht umsonst ist dieser Punkt wichtiger Teil des NOVA-Prinzips – also der Vorgabe Netzoptimierung vor Verstärkung vor Ausbau. Ebenso findet sich dieser Aspekt auch im Energiesicherungsgesetz (EnSiG 3.0). Im Rahmen dieses sog. witterungsabhängigen Freileitungsbetriebs (WAFB) werden die aktuellen Wetterbedingungen am jeweiligen Stromkreis gemessen und im Betrieb berücksichtigt. Dies führt dazu, dass bei geringeren Außentemperaturen, bei höherem Wind und weniger Sonneneinstrahlung die Dauerstrombelastbarkeit steigt und mehr Strom übertragen werden kann – ohne dabei Sicherheitsbestimmungen, wie die maximal zulässige Betriebstemperatur der Leiterseile und deren Mindestabstand zum Boden oder zu Objekten, zu verletzen. Unter günstigen Bedingungen kann so bis zu 80 % mehr Strom übertragen werden.
Die Hotspotanalyse – Grundstein eines effektiven WAFB
Um jene Orte entlang einer Trasse zu identifizieren, die in Bezug auf Wetter und Strombelastbarkeit die kritischsten sind, führen wir bei UBIMET für ÜNB und VNB sogenannte Hotspotanalysen durch. Hierbei werden entlang der relevanten Trasse im Abstand von rund 100 m historische Wetterzeitreihen erzeugt, um dann mittels CIGRÉ Modell die jeweilige Strombelastbarkeit für die entsprechenden Zeitpunkte zu ermitteln. Auf Basis dieser Daten werden jene Punkte statistisch ermittelt, die am häufigsten die Strombelastbarkeit begrenzen – die sogenannten Hotspots. Die Überwachung des Wetters entlang der Leitungen in höchst möglicher Auflösung, insbesondere auch an den o. g. Hotspots, ermöglicht - in Kombination mit punktgenauen Prognosen – eine sehr effiziente und gleichzeitig sichere Erhöhung der Netzauslastung und trägt damit auch zur signifikanten Senkung der milliardenschweren Engpasskosten bei.
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