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WEMAG setzt auf neue Geschäftsmodelle
Im 25. Jahr seit Unternehmensgründung hat die WEMAG-Gruppe als der kommunale Energieversorger in Mecklenburg-Vorpommern vor wenigen Tagen positive Geschäftszahlen für das Jahr 2014 vorgelegt. Der Gewinn vor Steuern betrug 20,4 Mio. Euro. Hohe Investitionen für einen sicheren Stromnetzbetrieb und mehr Kunden durch Änderung der Vertriebsstrategie sind nur zwei Punkte, die das gute Geschäftsergebnis begründen.
Herr Baumgart, worauf stützt sich die positive Entwicklung der WEMAG-Gruppe?
Neben dem Verkauf von Strom und Gas und dem Betrieb des Stromnetzes als Kerngeschäft der WEMAG wurden neue Geschäftsmodelle entwickelt, die positiv auf das Unternehmensergebnis wirken. Im Jahr 2014 ist dies mit der Inbetriebnahme des größten kommerziellen Batteriespeichers in Europa gelungen. Der 5-Megawatt-Lithium-Ionen-Speicher gleicht kurzfristige Schwankungen der Netzfrequenz aus, die bei einer stark schwankenden Einspeisung von Strom aus Wind und Sonne im Stromnetz entstehen. Seit September 2014 erwirtschaftet der Batteriespeicher durch die Beteiligung am Primärregelenergiemarkt Erlöse, die deutlich über den Erwartungen des Unternehmens liegen.
Erfolgreich wurde auch der Aufbau der Direktvermarktung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen als neues Geschäftsfeld fortgesetzt. Anlagen mit einer Gesamtleistung von über 240 Megawatt, überwiegend Biogasanlagen, befinden sich in der Direktvermarktung. Auch der Netzservice des Unternehmens erwirtschaftete 2014 mit Dienstleistungen für Kunden und Einspeiser einen deutlich gestiegenen Ergebnisbeitrag.
Die sogenannte EEG-Quote, der Anteil der Energie aus erneuerbaren Energieträgern am Energiemix, betrug unter Berücksichtigung der Strommengen, die an Stadtwerkegebiete geliefert wurden, 114 Prozent. Ohne Berücksichtigung der Stadtwerke lag der Anteil bei 145 Prozent.
Herr Pätzold, welche Herausforderungen stehen heute für einen Vorstand Technik?
Im Vordergrund steht, eine steigende Zahl von Erzeugern Erneuerbarer Energien an das Stromnetz anzuschließen. Dafür muss das bestehende Netz auf allen Netzebenen um- bzw. ausgebaut werden, es ist für die Aufnahme so großer Energiemengen nicht ausgelegt. Das verlangt hohe Investitionen für einen sicheren Stromnetzbetrieb. Im Jahr 2014 hat die WEMAG über ihre Tochtergesellschaft WEMAG Netz GmbH dafür Investitionen in Höhe von 28,1 Mio. Euro getätigt. Das Investitionsvolumen bewegt sich damit wie in den Vorjahren auf einem sehr hohen Niveau. Im Laufe der 25 Jahre investierte die WEMAG rund 750 Mio. Euro in den Ausbau und die Instandhaltung der Netze.
Heute reichen die Strommengen, die 2014 durch EE-Anlagen erzeugt wurden, rein rechnerisch vollständig aus, um den Stromverbrauch unserer Kunden zu decken. Zum Jahresende 2014 betrug die installierte Leistung regenerativer Anlagen bereits 1.111 Megawatt. Und die Bundesnetzagentur bescheinigte der WEMAG auch 2014 eine 100-prozentige Effizienz für den Stromnetzbetrieb sowie eine überdurchschnittliche Qualität in ihrem Stromnetz.
Aktuell errichten wir eine eigene Netzleitstelle, über die das Unternehmen ihr Stromnetz in Westmecklenburg und der Prignitz wieder selbst steuern kann. Sie geht im Januar 2016 in den Probebetrieb. Mit der Inbetriebnahme entstehen zwölf neue hoch qualifizierte Arbeitsplätze in der Landeshauptstadt.
Herr Baumgart, welchen Stellenwert hatte für Sie die Änderung der Vertriebsstrategie?
Wie viele Energieversorger bewegt sich die WEMAG in einem schwierigen vertrieblichen Umfeld. Der Vertrieb hat darauf reagiert und seine Strategie verändert, indem er sich auf einzelne Kundensegmente fokussiert.
Diese Neuausrichtung ist gelungen. 2014 trug der Vertrieb mit einem deutlich verbesserten wirtschaftlichen Ergebnis zur Gesamtleistung der WEMAG-Gruppe bei.
Im Geschäftsjahr 2014 versorgte der WEMAG-Vertrieb 141.400 Verbrauchsstellen mit Strom sowie 26.300 Verbrauchsstellen mit Gas. Neue Kunden konnten vor allem durch den bun- desweiten Direktvertrieb gewonnen werden. Vertragsabschlüsse über die Internet sei te wemio.de, das Service- Telefon, Preisvergleichsportale oder das Kunden-werben-Kun den-Programm sorgten dafür, dass viele Neukunden der WEMAG mit ihren Öko-Produkten der Marke wemio das Vertrauen schenkten.
Herr Pätzold, WEMAG betont seit Jahren die Partnerschaft mit den Kommunen, wie zeigt sich das konkret?
Zusammen mit der WEMAG Netz GmbH sind wir für ca. 15.000 Kilometer Stromleitungen verantwortlich, vom Hausanschluss bis zur Überlandleitung. Insbesondere ist die Bedeutung der WEMAG im Bereich der erneuerbaren Energien enorm gewachsen. Ende 2014 haben wir die ersten beiden eigenen Windkraftanlagen mit einer Leistung von ins gesamt 6,1 Megawatt installiert. Bis Ende 2015 werden weitere vier Anlagen hinzukommen. Dieses Engagement im Bereich Wind energie wollen wir weiter deutlich erhöhen.
Auch die Norddeutsche Energiegemeinschaft eG, über die sich Bürgerinnen und Bürger finan- ziell an regenerativen Anlagen beteiligen können, hat sich positiv weiterentwickelt. Für das Geschäftsjahr 2014 konnte sie an ihre 900 Mitglieder eine Verzinsung von 4,5 Prozent ausschütten und liegt damit über dem Zinsniveau von Banken. Die Genossenschaft hatte zum Jahresende ein eingezahltes Kapital von 4,7 Mio. Euro und bisher Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 8 Megawatt errichtet. Die Aktivitä ten sollen in Zukunft auch auf Windparkprojekte ausgeweitet werden.
Herr Baumgart, hat sich die Kommunalisierung der WEMAG bewährt?
Im Jahr 2010 war es die erste Kommunalisierung eines Regionalversorgers in Deutschland, aus heutiger Sicht eine vernünftige Entscheidung. Sie legte den Grundstein für die ökologische Ausrichtung des Unternehmens und für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Diese profitieren auch finanziell, denn sie halten 75 Prozent der Unternehmensaktien. Seit der Kommunalisierung hat die WEMAG Dividenden in Höhe von 74,4 Mio. Euro an die Gemeinden ausgezahlt, im Jubiläumsjahr 2015 haben die Anteilseigner 0,94 Euro je Aktie erhalten. Eine Einnahme, die in Zeiten knapper kommunaler Haushalte wichtig ist. Die Einlagen sind nicht kreisumlagepflichtig und müssen demzufolge nicht an die nächsthöhere kommunale Ebene abgeführt werden. Die Dividenden sind deshalb eine sichere Einnahmequelle.
Wir verstehen uns als ein bundesweit aktiver Öko-Energieversorger mit regionalen Wurzeln und Stromnetzbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Deshalb stand und steht im Vordergrund aller Maßnahmen und Investitionen auch heute die zuverlässige Versorgung für die Kunden in der Region.
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