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Weiter denken: Warum die Leipziger Messe ein Kraftwerk installiert
Die Energiewende und steigende Energiepreise stellen Messegesellschaften vor große Herausforderungen. Die Leipziger Messe begreift Konzepte für effiziente Ressourcennutzung als wesentlichen Teil ihres strategischen Nachhaltigkeitsmanagements, das die Unternehmensgruppe seit 2009 unter dem Slogan „Wachsen in Balance“ organisiert. Wie und warum sich sein Unternehmen ressourceneffizient ausrichtet, schildert Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe GmbH.
Von Wissenstransfer bis Best practice: Die Leipziger Messe bietet wegweisenden Entwicklungen und Trends seit jeher eine Informations-, Kommunikations- und Handelsplattform. So versammeln sich innovative Unternehmen der Energiebranche regelmäßig auf dem Leipziger Messegelände. Langfristige Strategien für die Daseinsvorsorge, zu denen auch die Energieversorgung gehört, diskutierten Experten auf der letzten euregia – Fachmesse und Kongress für Kommunal- und Regionalentwicklung in Europa. Deren nächste Ausgabe findet übrigens vom 27. bis 29. Oktober 2014 statt. Moderne, energieeffiziente Gebäudetechnik zum Anfassen sind auf den Leipziger Branchenmessen SHKG und efa zu erleben. Die Modernisierung der Stromnetze und Integration dezentraler Erzeugungsanlagen hat die HIVOLTEC im Fokus. Sie widmet sich der Hoch- und Mittelspannungstechnik. Diese drei Messen im Verbund stehen 2015 wieder auf der Agenda – ebenso wie die Fachmessen der Energie- und Umweltwirtschaft TerraTec und enertec. Schwerpunkt der letzten enertec waren beispielsweise dezentrale Lösungen der Erneuerbaren Energien und der Kraft-Wärme-Kopplung. Von diesen dort präsentierten Anregungen und Ideen profitieren nicht allein die Besucher und Aussteller, sondern auch die Leipziger Messe Unternehmensgruppe für ein eigenes effizientes Management ihrer Energieprozesse. So mündeten die Überlegungen zu einer zukunftsgerichteten Energieversorgung unter anderem in der Investition in ein eigenes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit insgesamt über 800 kW.
Mit Zertifikat: Nachhaltigkeits und Energiemanagement
Der Bau des BHKW ist ein weiterer Meilenstein auf einem von der Leipziger Messe bereits vor Jahren eingeschlagenen Weg. Seit 2009 steht dieser Nachhaltig keitsprozess unter dem Motto „Wachsen in Balance“, dazu gehört unter anderem das Management von Res sourcen. So wurden bislang intelligente Strategien zur Einsparung und effizienten Nutzung von Energie sowie zur Energie rückgewinnung realisiert. Der Energie ver brauch zählt außerdem zu den Bewertungs schwerpunkten des internationalen Green-Globe-Siegels für nachhaltiges Handeln, mit dem die Leipziger Messe als erste Messe gesellschaft in Deutschland zertifiziert wurde. Alle zwei Jahre muss dieses Siegel durch unabhängige Gutachter bestätigt werden. 2013 hat die Leipziger Messe die dritte Auditierung mit insgesamt 300 geprüften Kriterien erfolgreich bestanden. Mit Blick auf die Zukunft unterstützt die Leipziger Messe zudem die Initiative V FAKTOR – Verant wortungsvoll Wirtschaften in Mittel deutsch land. Hier tauschen Unternehmen unter anderem Erfahrungen rund um nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln aus, beispielsweise über Ressourcenschonung sowie neue Energien.
Gute Basis: Energieeffizienz von Beginn an
Bereits bei der Planung des 1996 eröffneten neuen Leipziger Messegeländes wurde energieeffizient gedacht. Im technischen Gebäudemanagement optimiert der Einsatz von Eisspeichern die Kälteversorgung für die Klimatisierung der Ausstellungshallen sowie des Kongresszentrums. Dadurch können die leistungsstarken, stromintensiven Kälteaggregate in lastarmen Zeiten ausgeschaltet bleiben. Eine Schwachlastanlage unterstützt die ganzjährige Kältelieferung. Über eine Luftheizung werden die Messehallen temperiert, wobei die Wärme der Abluft genutzt und erneut dem Kreislauf zugeführt wird. Rotationswärmetauscher ermöglichen im Congress Center Leipzig (CCL) sowie den Verwaltungsgebäuden die effiziente Wärmerückgewinnung. Gesteuert wird die Wärme- und Kälteverteilung über eine zentrale Gebäudeleittechnik, welche die aktuell genutzten Objekte berücksichtigt. Sind Messehallen ungenutzt oder werden für die nächste Veranstaltung umgerüstet, wird lediglich die zum Erhalt der Gebäudesubstanz notwendige Energie eingesetzt. Um Energie zu sparen, werden ebenfalls – vor allem in den veranstaltungsarmen Sommermonaten – Kühl häuser des Tochterunternehmens fairgourmet gezielt außer Betrieb genommen. Schon seit dem Neubau setzte die Leipziger Messe Energiesparlampen ein. Entsprechend der technischen Entwicklung berücksichtigt das Unternehmen LED-Beleuchtung. So werden die zehn Tore der fünf Messehallen mit insgesamt 100 LED-Außenleuchten bestückt. Insgesamt verbraucht die Unternehmensgruppe jährlich zwischen 12,5 und 15 GWh Strom – abhängig von Veranstaltungszahl, -größe und -inhalten. Als Primärenergie für die Wärme dient Erdgas mit einem Verbrauch von circa 17 bis 19 GWh.
BHKW: Strom und Wärme selbst gemacht
Seit rund drei Jahren befasst sich die Leipziger Messe Unternehmensgruppe sehr intensiv mit ihrem Energiemix sowie dezentralisierter Versorgung. Schnell war klar: Solarpanels sind für die Messeimmobilie aufgrund der Dachbegrünung und -konstruktion nicht geeignet. Ein eigenes BHKW dagegen verspricht großes Potenzial. Dafür investierte das Unternehmen rund eine Million Euro. Das BHKW der Leipziger Messe besteht aus zwei getrennten Modulen, die in einem bereits vorhandenen unterirdischen Anlagenraum eingebaut wurden. Mit getrennten Modulen lassen sich Strom- und Wärmebedarf leichter steuern sowie Wartungsintervalle flexibler überbrücken. 2014 geht das Kraftwerk an den Start und deckt weitestgehend die Grundlast an Strom und Wärme auf dem Leipziger Messegelände ab. Dabei wird der Brennstoff Gas in einem BHKW wesentlich effektiver genutzt. Ein weiterer Vorteil sind weniger Emissionen von CO 2 und anderen Schadstoffen. Mit der Inbetriebnahme spart die Leipziger Messe den Einkauf von fünf GWh Strom pro Jahr. Gleichzeitig handelt die Messegesellschaft ganz im Sinne des KraftWärme-Kopplungs gesetzes, wonach sich die Stromerzeugung aus Kraft-Wärme-Kopplung in Deutschland bis 2020 auf 25 Prozent erhöhen soll.
Energie und Nachhaltigkeitsmanagement als Wettbewerbsfaktor
„Green Meetings“ und „Green Trade Fairs“ werden immer stärker nachgefragt und zwingt die Messe- und Veranstal tungsbranche, sich allen Facetten des Nachhaltig keits managements zu wid men – denn ohne Nach haltigkeits- inklusive Energie manage ment steht ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem Spiel. Dies offenbart zum Beispiel die 2013 vom GCB German Conven tion Bureau e. V. herausgegebene Studie „Tagung und Kongress der Zukunft“: Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass „Nachhaltigkeit relevant, ja sogar existenziell relevant bleibt“.
Die Leipziger Messe zählt mit fast 850 Jahren zu den ältesten deutschen Messegesellschaften. Sie führt Veranstaltungen in Leipzig und an verschiedenen Standorten im In- und Ausland durch. Als umfassender Dienstleister bildet das Unternehmen die gesamte Kette des Veranstaltungsgeschäftes ab. Der Messeplatz Leipzig verfügt über eines der modernsten Gelände weltweit mit einer Ausstellungsfläche von 111.300 m² und 70.000 m² Freigelände. Mit einem Rekordumsatz von voraussichtlich über 85 Millionen Euro hat die Leipziger Messe GmbH mit dem Congress Center Leipzig (CCL) und ihren fünf Tochtergesellschaften das Veranstaltungsjahr 2013 abgeschlossen. Rund 1,2 Millionen Gäste besuchten die 37 Messen, 97 Kongresse und 34 Veranstaltungen in den Bereichen Business, Politik, Sport und Unterhaltung.
Beginn des Einbaus der Module des BHKW;
Foto: Leipziger Messe