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20.12.2022 15:19 Alter: 2 yrs

Wasserstoff entfesseln – und rechtspolitisch groß denken

Zum Auftakt der E-world energy & water 2022 stellte der Branchenverband Zukunft Gas gemeinsam mit dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) und der Gelsenwasser AG in einer Studie vor, wie der Wasserstoffhochlauf in Deutschland gelingen kann. Konkrete Vorschläge zeigen, wie der Gasbereich als wichtiger Baustein der Energiewende zügig klimaneutral zu gestalten ist. THEMEN!magazin sprach mit Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Gas zu Kernpunkten der Studie.


Dr. Timm Kehler, Vorstand Zukunft Gas Foto: ©LotteOstermann

Die Studie wurde vom Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) sowie conIenergy consult erarbeitet. Sie schlägt der Bundesregierung 13 rechtspolitische Maßnahmen vor, um den Wasserstoffhochlauf zu beschleunigen.

Herr Dr. Kehler, was gab den Anstoß für die Studie?

Zukunft Gas hat die Studie in Auftrag gegeben, um mehr Klarheit in die zum Teil unübersichtliche Gesetzeslage zu bringen. Unter dem Titel „Wasserstoff entfesseln – welchen Rahmen braucht der Markthochlauf“ werden rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland beleuchtet. Der rechtliche Rahmen für Wasserstoff ist hoch komplex: Er erstreckt sich von der EU bis zur nationalen Gesetzgebung und findet sich in Gesetzen zu Erdgas, Erneuerbaren Energien, der Energiewirtschaft und sektorspezifischer Gesetzgebung. Das Besondere an der Studie ist, dass sie gemeinsam mit unseren Mitgliedsunternehmen entstanden ist. So konnten wir die größten Hemmnisse für die Akteure vor Ort identifizieren und passende Maßnahmen entwickeln. Die jetzt vorliegenden Vorschläge integrieren sich perfekt in das aktuelle EURecht, bieten eine präzise Strategie und sind mit den Stakeholdern aus der Branche abgestimmt.

Welche Punkte heben Sie hervor?

In der Studie wurden die 13 größten Hemmnisse für einen Wasserstoffhochlauf identifiziert. Hierfür wurden rechtspolitische Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Wasserstoff entwickelt und dann nach Wirksamkeit und Umsetzungsaufwand kategorisiert. Die Schlüsselmaßnahmen sind eine klare, europäische Definition von ‚renewable‘ und ‚low carbon‘, realistische Anforderungen an Wasserstoff sowie die Einführung eines Herkunftsnachweissystems, um einen europäischen Handel zu ermöglichen. Auf nationaler Ebene wird gefordert, dass die Klimawirkung von Wasserstoff Einzug in das Gebäudeenergiegesetz hält. Die Hälfte der Deutschen heizt mit Gas. Mit dem Ziel des Koalitionsvertrages ab 2025 nur noch Heizungen mit einem Mindestanteil von 65 Prozent erneuerbarer Energie einzubauen, bleibt vielen Menschen keine Chance zur Dekarbonisierung.

Zu welcher Gesamteinschätzung kommen Sie für Zukunft Gas?

Mit der Studie wurde ein wichtiger Überblick geschaffen, um die legislativen Hürden aufzuheben. Nur ein ganzheitlicher Blick auf die Gesetzgebung ermöglicht, im Gesetzes-Dschungel die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Wasserstoffwirtschaft steht oder fällt mit dem Rechtsrahmen: Eine einheitliche europäische Begriffsdefinition von Wasserstoff, ein Herkunftsnachweissystem für den Handel und die Aufnahme von Wasserstoff in das Gebäudeenergiegesetz haben jetzt Priorität. Das sind die wichtigsten Hebel, um den Wasserstoffhochlauf in Deutschland zu gewährleisten. Am Umsetzungswillen der Gasunternehmen mangelt es nicht.