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10.12.2013 13:31 Alter: 11 yrs
Kategorie: Nachhaltigkeit

Wärme, Gas und Strom für Gotha

Gothas Energie kommt ab sofort aus einer Hand.


MWM Gasmotor mit 2 MW elektrischer- und 2,1 MW thermischer Leistung, Kraftwerksleiter Bernd Bodlin in der Zentrale

Die Fernwärmestadtwerke Gotha GmbH und die Stadtwerke Gotha GmbH fusionierten nach einem Stadtratsbeschluss im Herbst dieses Jahres und werden bis Jahresende organisatorisch zusammengeführt. Das neue Unternehmen trägt den Namen Stadtwerke Gotha GmbH. Wir sprachen mit Elmar Burgard, einem der beiden Geschäftsführer, über Gothas neuen großen Energieversorger.

Wie kam es zur Fusion?

Über die Fusion der Stadtwerke wurde schon lange nachgedacht. Die Fernwärme war bis 1990 mit der Wohnungsverwaltung unter einem Dach und wurde erst nach der Trennung eigenständig. So kam es, dass Gotha zwei Stadtwerke hatte, eines für Fernwärme sowie eines für Strom und Gas. Angesichts der Veränderungen auf dem Energiemarkt war es notwendig, auch bei uns diese Bereiche zu bündeln. Die Anteilseigner gaben im Frühjahr grünes Licht und so stand der Fusion nichts mehr im Wege. Mit den neuen Stadtwerken Gotha haben wir nun einen schlagkräftigen und fest in der Region verwurzelten Energieversorger.

Wie sieht die Beteiligungsstruktur aus?

Die Stadtwerke Gotha GmbH gehört zu 70 % der Stadt Gotha, davon 64 % der Kommunalen Beteiligungs Gotha GmbH und 6 Prozent der Stadt Gotha direkt. Die restlichen 30 Prozent hält die Thüringer Energie AG (TEAG).

Sie versorgen...

Wir versorgen im Stadtgebiet rund 35.000 Haushalte einschließlich Gewerbe- und Industriekunden und etwa 1.700 Kunden außerhalb der Stadtgrenzen, bis hin nach Berlin mit Strom. Mit Gas beliefern wir in Gotha circa 10.000 Haushalte und Firmen sowie 500 externe Abnehmer. Die Gaskunden außerhalb Gothas sind vornehmlich in den 16 Umlandgemeinden zu Hause. In der Fernwärme sind es gut 270 Abnehmer, meist Wohnblöcke mit entsprechend vielen Haushalten. Wichtig ist aber, dass fast alle relevanten lokalen Wirtschaftsunternehmen zu unseren Kunden zählen, darunter Großabnehmer wie Gotha Plast, Brauerei Gotha, das Enercon Ausbildungs- & Schulungszentrum, das Getriebewerk der ZF Friedrichshafen AG, Schmitz Cargobull AG und andere Automobilzulieferer. Aber auch die C+P Stahlmöbel GmbH sowie die Sauerländer Spanplatten GmbH beziehen von uns Energie.

Die hocheffiziente Fernwärme wollen Sie weiter ausbauen?

Das stimmt. Momentan versorgen wir unsere Neubaugebiete sowie die Innenstadt. Durch den Rückbau von Plattenbauten ist der Fernwärmeabsatz in der Vergangenheit zurückgegangen. Als Gegenmaßnahme haben wir in den letzten Jahren konsequent in der Innenstadt zahlreiche Straßenzüge an das Netz angeschlossen und wollen die Fernwärme vor allem in Richtung der Gründerzeitquartiere am Rand der Innenstadt weiter ausbauen. Wenn sich hier die Fördermöglichkeiten seitens des Landes, wie etwa in Sachsen mit der dortigen Investitionszulage von 25 % verbessern, legen wir umgehend los. Erste Pläne liegen schon in der Schublade. Unabhängig davon geht es aber mit der Fernwärme stetig voran. Das herzogliche Winterpalais bekommt demnächst einen Anschluss, das umfassend sanierte und erweiterte Stadtbad wird mittels eigenem Blockheizkraftwerk durch Fernwärme beheizt. Das Perthes-Forum, das mit seinen rund 10.000 Quadratmetern als Außenmagazin des Schlosses mit Forschungsbibliothek, Archiv und Werkstätten dienen soll, wird ans Fernwärmenetz angeschlossen. Wir sind also auf gutem Weg und die Fernwärmevorrangsatzung der Stadt hilft uns dabei.

Die Energiequellen der Stadtwerke?

Bis 1990 hatte Gotha zwei braunkohlebetriebene Heizkraftwerke. 1991 wurden beide Kraftwerke auf Steinkohle umgestellt, allerdings schon wenige Jahre später stillgelegt und abgerissen. Da einige industrielle Großabnehmer nicht mehr existierten, waren sie zu groß dimensioniert. Zwei neue gasgetriebene Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen wurden errichtet und versorgen seit 1993/1994 Gotha umweltfreundlich mit Wärme und Strom. Das neue Kraftwerk Gotha-West liefert eine Leistung von insgesamt 9,2 Megawatt elektrisch und 49 Megawattthermisch, das Kraftwerk Gotha-Ost 1,1 Megawatt elektrisch und 6,4 Megawatt thermisch. Das Kraftwerk West ist dabei sehr flexibel einsetzbar. Hinzu kommt noch eine kleine Photovoltaikanlage auf unserem Betriebsgelände mit einer Jahresleistung von 5.660 Kilowattstunden. Den gesamten Strombedarf im Versorgungsgebiet können wir mit unseren beiden Kraftwerken allerdings nicht abdecken. Wir kaufen Strom zu und bekommen damit den ganz normalen deutschen Strommix aus Kohle, Atom, Erneuerbaren Energien, Gas und Öl.

Wie sieht es mit dem Klimaschutz und Erneuerbaren Energien aus?

Seit der Inbetriebnahme unserer gasbetriebenen Blockheizkraftwerke konnte der CO2 -Ausstoß im Stadtbereich deutlich gesenkt werden. Durch die hohe Anlageneffizienz und den deutlich geringeren Brennstoffverbrauch sparen wir im Bereich Fernwärme Emissionen von ca. 30.000 Tonnen CO 2 /Jahr gegenüber 1991 ein. Doch wir sind dabei, uns auch anderweitig umweltschonend zu engagieren. Wir haben seit einigen Monaten sechs Elektrofahrräder, die wir kostenlos an Kunden verleihen. Nach unserem ersten E-Autowerden wir in Kürze drei weitere in die Dienstwagenflotte der Stadtwerke aufnehmen. Was die Solarenergie betrifft, so gibt es auch in Gotha zahlreiche Photovoltaikanlagen, die ihren Strom in das Netz der Stadtwerke einspeisen. Gotha hat außerdem einen der größten Thüringer Solarparks. Weitere Flächen in Gotha-Ost werden demnächst zur Nutzung von Sonnenergie mit Photovoltaikanlagen bestückt. Die Masdar PV GmbH hat ihren Gothaer Solarpark in der „Güldenen Aue“ zum Referenzobjekt erkoren. Manager und Politiker aus dem In- und Ausland, die sich dem Thema Erneuerbare Energien verschrieben haben, informierten sich bereits vor Ort in Gotha.

Sie bilden auch aus?

Selbstverständlich bilden wir auch junge Menschen aus und bieten ihnen damit eine berufliche Perspektive in Gotha. Bei der Fernwärme haben wir zwei männliche und einen weiblichen Azubi im Ausbildungsberuf Anlagenmechaniker für Klima, Heizung und Sanitär. Immerhin der erste weibliche Azubi in diesem Ausbildungsberuf in Gotha seit der Wende. Hinzu kommen zwei Dualstudenten mit den Schwerpunkten Technik und Erneuerbare Energien. Bei Strom und Gas beschäftigen wir zurzeit acht Auszubildende: zwei angehende Elektroniker für Betriebstechnik, einen Systeminformatiker, drei Industriekauffrauen, einen Kaufmann für Bürokommunikation und einen IT-Systemelektroniker. Wir sind bei Ausbildungsbörsen präsent und beteiligen uns an den Tagen der offenen Firmen in Gotha. Mit elf Azubis und zwei Dualstudenten bei 80 Mitarbeitern im Gesamtunternehmen können wir eine sehr gute Ausbildungsquote vorweisen.

Was bringt die Zukunft?

Wir werden, gestärkt durch die Fusion, unsere Kundenbetreuung intensivieren und den Kundendienst weiter verbessern. Außerdem planen wir die Dienstleistungen für Unternehmen weiter auszubauen. Hierzu gehört das sogenannte Contracting zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Emissionsreduzierung und Ablese- und Abrechnungsleistungen für Dritte. Natürlich sind auch der weitere Ausbau des Fernwärmenetzes sowie die Steigerung der Flexibilität der Fernwärme durch den Einsatz von Wärmespeichern im „Power to heat“-Verfahren in der Planung. Hier sind aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch nicht so günstig beziehungsweise gefestigt, dass wir das Investitionsrisiko eingehen können. Wir beobachten die entsprechenden Parameter allerdings sehr intensiv. 

Natürlich wollen wir in Gotha weiter der Platzhirsch in Sachen Energie bleiben und das geht nur mit zufriedenen Kunden. Das gilt auch für den Preis. Nachdem wir die Fernwärmepreise seit Mitte des Jahres leicht senken konnten und die Gaspreise stabil gehalten haben, werden wir unseren Strompreis ab Januar lediglich um die gestiegenen gesetzlichen Abgaben anheben und nicht mehr.

Das Gespräch führten Edwin Seifert
und Stephan Trutschler,


www.stadtwerke-gotha.de