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01.02.2019 16:47 Alter: 6 yrs

Vorzeitiges Aus für die Braunkohle führt zu Strukturbrüchen

Im Koalitionsvertrag sind 1,5 Milliarden Euro bis 2021 für den Kohleausstieg ausgewiesen, um die Folgen eines raschen Kohleausstiegs abzumildern. Dies alles täuscht aber nicht darüber hinweg, ein vorzeitiges Ende der Braunkohlenverstromung bringt nicht nur Probleme der Versorgungssicherheit sondern führt auch zu schwerwiegenden Strukturbrüchen. Mit Geld allein ist dies nicht auszugleichen.


Dr. Armin Eichholz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH (MIBRAG) im Gespräch über Erwartungen an die Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung und zur Zukunft des mitteldeutschen Reviers.

Foto: MIBRAG

Herr Dr. Eichholz, das Engagement der Ministerpräsidenten aus den Ostkohleländern hat den vorschnellen „Kohleausstieg“ vorerst gestoppt. Welche Erwartungen haben Sie an die Entscheidung der Kommission Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung?

Unsere Erwartung ist hoch, dass diese Kommission ihrem Namen gerecht wird und die Begriffe Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung mit Leben erfüllt. Wer das verfolgt, kommt zwangsläufig zu ausgewogenen Positionen in Bezug auf die Energie- und Klimapolitik. Wir benötigen als Bergbauunternehmen neben stabilen politischen Rahmenbedingungen ebenso Planungs- und Investitionssicherheit.

Außerdem erwarten wir, dass Klimaschutzpolitik nicht einseitig zu Lasten der Braunkohle verfolgt wird. Denn die Energiewirtschaft und insbesondere die Braunkohle sind mit dem Rückgang der CO2-Emissionen auf Kurs. Es darf heute aus ideologischen Gründen nicht noch einmal wie in den 1990er Jahren zu Strukturbrüchen kommen. Das lehnen wir entschieden ab.

Im Koalitionsvertrag ist gleich mehrfach verankert, dass die Themen Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Stromversorgung gleichrangig zu berücksichtigen sind. Und wir wissen, dass sich bereits 2023 eine Versorgungslücke abzeichnet und die Strompreise im europäischen Vergleich schon heute am Höchsten sind.

Wenn man alle Aspekte zusammen betrachtet, also Strukturwandel, Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit, kommt man zu der Erkenntnis, dass die Revierpläne der Unternehmen bereits ehrgeizige Zeitschienen verfolgen, um dem gerecht zu werden – und zwar im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen.

Die Transformation des Energiesystems braucht Zeit, Geld und Innovationen. Das Thema ist viel zu wichtig, um mit ungerechtfertigtem Zeitdruck zu unausgewogenen Lösungen zu kommen. Die energieintensive Industrie, die Verbraucher und die Menschen in den Kohlerevieren verdienen es, dass über ihr Schicksal gewissenhaft entschieden wird.

Von welchen Szenarien geht MIBRAG aus?

Deutschland kann mit der geplanten Lebensdauer von Tagebauen und Kraftwerken die Klimaschutzziele in 2050 erreichen. Der Zeithorizont, von dem wir ausgehen, entspricht in etwa der Lebensdauer unserer Kundenkraftwerke Lippendorf in Sachsen, Schkopau in Sachsen-Anhalt und unserer eigenen Tagebaue Profen und Vereinigtes Schleenhain. Die beiden Kraftwerke sind auf dem neuesten technologischen Stand und gehören mit ihren hohen Wirkungsgraden zu den jüngsten aber auch den modernsten Kohlekraftwerken in Europa. Und diese Kraftwerke sind wichtig für den jeweiligen Standort.

Warum braucht eine sichere Energieversorgung noch die Braunkohle?

Ohne die Braunkohle ist der Transformationsprozess nicht machbar. Die Erneuerbaren speisen stark schwankend in das Netz ein und sind nicht sicher verfügbar. Moderne Braunkohlekraftwerke übernehmen diese Regelaufgabe und machen das heutzutage genauso flexibel wie Gaskraftwerke. Nur mit dieser Flexibilität kann die schwankende Einspeisung aus erneuerbaren Energien ausgeglichen werden. Braunkohlekraftwerke sind somit kein Gegensatz, sondern sie sind ein idealer und gleichzeitig unverzichtbarer Partner der erneuerbaren Energien.

Welchen Beitrag leistet MIBRAG schon heute zum Strukturwandel in der Region?

MIBRAG hat sich frühzeitig eingebracht in die Diskussion um einen Strukturwandel und gestaltet diesen Prozess aktiv mit. Seit 2016 sind wir unter dem Dach der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland in der Projektgruppe „Innovationen im Revier“ tätig, die mit dem Ziel gegründet wurde, einen aktiven Strukturwandel im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier zu initiieren. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft treibt MIBRAG im Rahmen des Projektes CARBONTRANS die Entwicklung von Verfahren zur stofflichen Nutzung der mitteldeutschen Braunkohle voran. In Leuna soll hierzu eine Pilotanlage errichtet werden.

Allen Beteiligten ist klar: Strukturwandel ist eine Daueraufgabe. Gutbezahlte Industriearbeitsplätze entstehen nicht über Nacht. Umso wichtiger ist es, die Braunkohle noch bis Anfang der 2040er Jahre ihren wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Strukturentwicklung erfüllen zu lassen, damit bis dahin alternative Lösungen auch wirklich entstanden sind. Es reicht nicht aus, nur zu sagen: Man könnte doch und man müsste mal.

Gibt es bei MIBRAG einen Plan B?

Unser Anspruch ist: Wir wollen uns als Unternehmen mit der Region transformieren. Und dafür brauchen wir die Wertschöpfung aus unserem Kerngeschäft, um das Neue, die Zukunft zu entwickeln. MIBRAG plant die Errichtung eines 3. Windparks und kooperiert bei Forschung und Entwicklung mit den Hochschulen vor Ort. Wir haben bereits zwei Windparkprojekte umgesetzt und werden diese zu einem Energiepark weiterentwickeln, bei dem es nicht nur um die Stromproduktion, sondern ebenso um Stromspeicherung geht. Und mit unserem Engagement für eine stoffliche Nutzung der Braunkohle verfolgen wir das Ziel, die Grundlagen für neue Wertschöpfungszweige für MIBRAG zu erschließen. Die bereits erwähnte Pilotanlage in Leuna ist hier ein wichtiger Meilenstein.

Können Sie uns abschließend noch einige Hardfacts zur MIBRAG nennen?

MIBRAG ist ein modernes Bergbauunternehmen mit Sitz in Zeitz, das Braunkohle fördert und verkauft. Dazu gehören etwa 2.660 Arbeitsplätze in der MIBRAG-Gruppe, qualifizierte Ausbildung und langfristiges regionales Wirtschaftswachstum.

Insgesamt fördert MIBRAG in den Tagebauen Profen (Sachsen-Anhalt) und Vereinigtes Schleenhain (Sachsen) über zehn Prozent der in Deutschland gewonnenen Rohbraunkohle und beliefert damit die beiden Kraftwerke Schkopau in Sachsen-Anhalt und Lippendorf in Sachsen. Das Kraftwerk Lippendorf sichert beispielsweise die Wärmeversorgung der Stadt Leipzig. Weitere Kunden sind unter anderem die Südzucker AG Zeitz sowie das Stadtwerke Chemnitz. MIBRAG ist Alleingesellschafter von fünf Tochterunternehmen und an weiteren Firmen beteiligt.

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