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Vorbereitung auf den Rollout intelligenter Messsysteme
Zwei Jahre lang haben die Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH und die Südwestdeutsche Stromhandels GmbH (SüdWestStrom) mit vier weiteren Stadtwerken und mehreren Technikpartnern den Einbau und Betrieb intelligenter Messsysteme erprobt. Ein Beitrag von Ronald Pfitzer (rechts), Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH und Daniel-Klaus Henne, Geschäftsführer Handel und Dienstleistungen der Südwestdeutschen Stromhandels GmbH.
Zahlreiche Studien und praktische Erfahrungen haben gezeigt: Skalierungseffekte werden darüber entscheiden, wie wirtschaftlich intelligente Messsysteme eingeführt und betrieben werden können. Für kleine und mittelgroße Stadtwerke bietet sich die Zusammenarbeit im Netzwerk an. Dieser Idee folgt auch die Kooperation der Stadtwerke Schwäbisch Hall und SüdWestStrom. Außerdem ergänzen sich die Kompetenzen beider Unternehmen ideal, was eine partnerschaftliche Aufteilung der Aufgaben möglich macht. Die Stadtwerke Schwäbisch Hall verfügen über langjährige Erfahrung in der Zählerfernauslesung und sind in der Kooperation für alle technisch-operativen Themen zuständig. Dies betrifft beispielsweise die Bereitstellung, Weiterentwicklung und Bedienung des GWA-/MDM-Systems inklusive der gesamten IT-Sicherheitsarchitektur. Zum technischen Angebot gehören auch ein Workforce-Management-System zur Rollout-Unterstützung sowie ein Bestellportal für Hardware und Telekommunikationsausrüstung.
Partnerschaftlicher Ansatz
SüdWestStrom ist verantwortlich für die Vermarktung und die Organisation des neuen Dienstleistungspakets. Die Stadtwerke- Kooperation beschafft für mehr als 150 Stadtwerke gebündelt Strom sowie Gas und verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Beschaffung, Portfolio- und Bilanzkreismangement sowie Energiedatenmanagement. Südweststrom versteht sich als verlängerte Werkbank der Stadtwerke und kümmert sich vor allem um die Standardprozesse, aus denen Stadtwerke selbst kaum Wertschöpfung erzielen können. So bleiben die Versorger in vielen Themenbereichen erster Ansprechpartner für ihre Endkunden. Was ganz entscheidend ist für die Akzeptanz: Das gemeinsame Dienstleistungsangebot basiert auf der Idee einer Partnerschaft auf Augenhöhe. Im Mittelpunkt steht ein Erhalt der Eigenständigkeit der Stadtwerke.
Die Stadtwerke können aus einem modular strukturierten Angebot wählen, welche Aufgaben sie selbst besetzen wollen und welche Aufgaben die Dienstleister übernehmen sollen. Die Unterstützung umfasst alle Phasen des Rollouts intelligenter Messsysteme und moderner Messeinrichtungen, angefangen von der Beratung bei strategischen Grundsatzfragen über die Beschaffung der Hardware über ein Bestellportal bis zur Anpassung von Systemen und Organisation an die veränderte Prozesslandschaft.
Profitieren von Erfahrungen aus Pilotprojekten
Nichts geht über selbst gemachte Erfahrungen in der Praxis! In zwei Pilotprojekten erproben die Stadtwerke Schwäbisch Hall und SüdWestStrom Technik und Prozesse des intelligenten Messwesens. Bereits seit rund zwei Jahren läuft ein Projekt gemeinsam mit den Stadtwerken Tübingen, Bretten, Bietigheim- Bissingen und Eutin in vier Gebäuden des Studentencampus der Hochschule Bonn- Rhein-Sieg in St. Augustin.
Dort werden mit den Technikpartnern 110 Zähler an 30 Gateways in einer 1 : n-Beziehung mit verschiedenen Varianten der Weitbereichskommunikation getestet.
Dabei mussten viele Widerstände überwunden werden, die auf dem Reißbrett nicht absehbar waren. Beispielsweise gehörten Probleme beim Zusammenspiel von bestehender und neuer Software dazu, aber auch Hindernisse bei der Geräteinstallation in den Gebäuden. Welche Übertragungstechnik sich für die Datenübermittlung unter welchen Bedingungen eignet, zählt ebenfalls zu den wichtigen Erkenntnisgewinnen. Im Feldtest konnten zudem Erfahrungen gesammelt werden, wie Geräte und Software richtig synchronisiert werden und unter welchen Voraussetzungen Firewalls, Updates und Zertifikate störungsfrei ineinandergreifen.
Das zweite Pilotprojekt startete im August 2016 mit Feldgeräten in Schwäbisch Hall. Hier werden Zähler und Gateways von verschiedenen anderen Anbietern sowie ein weiteres GWA-/MDM-System getestet. Bei diesem Projekt liegt der Fokus auch bereits darauf, wie auf Grundlage der Messdaten Mehrwertdienstleistungen entwickelt werden können, etwa im Bereich Mieterstrom. Wissend, dass Messwerte die Basis für fast alle Dienstleistungen von Energieversorgern sind, beschäftigen sich beide Partner intensiv damit, entlang der gesamten Wertschöpfungskette Mehrwerte zu identifizieren und nutzbar zu machen.
Pilotprojekt bestätigt Kooperationsansatz
Von den Erkenntnissen aus den Pilotprojekten und der Rollout-Vorbereitung profitieren zukünftig andere Stadtwerke. Viele der skizzierten technischen Probleme konnten nachhaltig gelöst werden. Die Pilotprojekte zeigen auch ganz deutlich, dass kaum ein Stadtwerk in der Lage sein wird, die neuen komplexen Aufgaben des intelligenten Messwesens wirtschaftlich und technisch allein zu bewältigen. Schon im Pilotprojekt hat sich die Richtigkeit des Kooperationsansatzes bestätigt.
Nachdem der Gesetzgeber am 2. September 2016 das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende (DDEW) und das Messstellenbetriebsgesetz (MsbG)verabschiedet hat, kann der iMS-Rollout im kommenden Jahr starten. Bis zum 30. Juni 2017 müssen Verteilnetzbetreiber gegenüber der Bundesnetzagentur Stellung beziehen, ob sie grundzuständiger Messstellenbetreiber für intelligente Messsysteme werden wollen oder nicht. Im Zuge der ersten Rollout-Etappe müssen 10 % der vom Gesetzgeber geforderten Einbaufälle mit intelligenten Messsystemen ausgestattet werden, wenn die Verteilnetzbetreiber grundzuständiger Messstellenbetreiber bleiben wollen.
Schon heute mit der Rollout-Vorbereitung starten
Die Stadtwerke Schwäbisch Hall und SüdWestStrom raten bei der Einführung intelligenter Messsysteme zu einer weitsichtigen Vorgehensweise. Das beinhaltet gleichwohl, schon heute Know-how aufzubauen und sich strategisch auf die Entflechtung von Messstellen- und Messbetrieb einzustellen. Auch erste operative Vorbereitungen können bereits getroffen werden. So sollten das eigene Netzgebiet analysiert und die Anzahl der Pflichteinbaufälle ermittelt werden. Dabei hilft der eigens dafür entwickelte Rollout- Planer. Mit diesem Tool können Netzbetreiber anhand von Ist-Verbräuchen einschätzen, wie viele Pflichteinbauten es im Netzgebiet gibt. Darüber hinaus erkennen sie, welche Kosten entstehen, aber auch, mit welchen Erlösen bei unterschiedlichen Einbauszenarien zu rechnen ist. So können Stadtwerke schon heute mit der Planung beginnen und sich optimal auf den Rollout einstellen.