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09.09.2016 16:21 Alter: 8 yrs

Vom Stahlgitter zur Kompakt-Technologie

Energiewende vollzieht sich nicht ohne neue Leitungstrassen. Beim Um- und Ausbau von Stromnetzen kann die Akzeptanz durch „Mastformen in neuem Design“ deutlich erhöht werden. Der Einsatz von Kompaktmasten ist bereits bewährter Standard in Europa.


Interview mit Klaus Denzinger, dem 1. Vorsitzenden des 2015 gegründeten „Bundesverband Kompaktleitung e. V. (BVK) “, der im Herbst mit den ersten eigenen Bürgerdialogen startet.

Herr Denzinger, warum ein Bundesverband Kompaktleitung?

Die Energiewende erfordert massive Investitionen in Freileitungsnetze. Diese müssen nach den gesetzlichen Vorgaben so schonend und umweltverträglich wie möglich erfolgen. Vor allem aber sollten sie auch dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Das sind aktuell Kompaktmasten und andere kompakte Freileitungstechnologien wie innovative Seil- Lösungen oder Isoliertraversen. Kurzum: Den Bürgerinnen und Bürgern darf nicht vorenthalten werden, was in anderen europäischen Ländern längst Standard ist. Es kann doch nicht sein, dass auf der ganzen Welt kompakte Freileitungsmasten aus Beton oder Stahl errichtet werden und wir in Deutschland immer noch auf die über 70 Jahre alten Stahlgittermasten setzen. Da muss sich etwas ändern. Daher haben sich Herstellerfirmen, Leitungsbauer, Planer, Architekten und Forschungseinrichtungen zum BVK zusammengeschlossen.

Welche Vorteile bringt der Verband seinen Mitgliedern?

Die Wertschöpfungsketten im Freileitungsbau werden sich in den nächsten Jahren dramatisch wandeln: Weg vom Stahlgittermast, hin zu kompakteren Technologien. Unsere Mitgliedsunternehmen wollen diesen Wandel aktiv mitgestalten. Nur wer Veränderungen mitgeht, wird auch in Zukunft am Markt bestehen. Wir sehen uns hier als Schnittstelle zwischen betroffenen Bevölkerungsgruppen, Industrie, Planern, Architekten, Energieversorgern sowie politischen Entscheidungsträgern.

Wie gestalten Sie als Verband Ihre konkrete Arbeit?

Wir bringen uns in die Diskussion ein und bereiten Entscheidungen argumentativ vor. Mittlerweile haben wir vielfältige konkrete Aktivitäten gestartet. So sind wir in intensiven Gesprächen mit Politik und Trägern öffentlicher Belange in ganz Deutschland. Im Herbst werden wir in Bayern und Baden- Württemberg außerdem unsere beiden ersten eigenen „Bürgerdialoge“ für betroffene Anwohner und Politiker veranstalten: Am Trassenverlauf der geplanten 380-kV-Freileitungen „Birkenfeld-Ötisheim“ der TransnetBW und „Altheim-Simbach“ von TenneT werden wir uns der Diskussion stellen.

Gibt es bereits Erfahrungen mit dem Einsatz von Kompaktmasten?

Der Einsatz solcher Masten ist in vielen Ländern Standard und in Deutschland im Bereich von 110-kV-Leitungen längst üblich. Die Masten entsprechen allen relevanten Normen und den „allgemein anerkannten Regeln der Technik“ nach § 49 EnWG. Auch sonst gibt es keinerlei bauartbedingte Einschränkungen gegenüber herkömmlichen Mastbauweisen. In ganz Europa werden sie erfolgreich eingesetzt, so bereits seit über 25 Jahren in Frankreich, bei 220-kV-Leitungen in der Schweiz, bei 400-kV-Leitungen in Polen, aber auch z. B. in den Niederlanden und in Dänemark. Wie gesagt: Nur in Deutschland hinken wir dem Fortschritt noch hinterher. Aber das kann sich in Zukunft ändern.