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Vom Stadtwerk zum Landwerk: Daseinsvorsorge neu gedacht
Stadtwerke stehen weiter im Spannungsfeld zwischen veränderten Rahmenbedingungen und wirtschaftlichem Erfolg. Aber der Wandel wartet nicht. Es werden jene Stadtwerke erfolgreich sein, die frühzeitig die Weichen für den Transformations-Prozess gestellt haben.
Ein Beispiel dafür sind die Stadtwerke Burg im Jerichower Land. Geschäftsführer Dr. Alfred Kruse berichtet in seinem Gastbeitrag, wie ein Transformationsprozess gestaltet werden kann: Zurück zu den Wurzeln – Vom Stadtwerk zum Landwerk.
Foto: Louisa Behnke
Wie können wir auch morgen noch Geld verdienen – und unseren Beitrag zur lokalen Daseinsvorsorge leisten? Diese Frage treibt uns Stadtwerke um. Denn in Zeiten sinkender Margen, wachsender Wechselbereitschaft und immer differenzierterer Kundenbedürfnisse können wir zusehen, wie unser klassisches Geschäftsmodell sich langsam, aber sicher auflöst. Was ist die Antwort?
Transformation
Wir müssen die Bürgerinnen und Bürger selbst zu Akteuren machen, weil das der erfolgversprechende Weg zur Kundenbindung und -gewinnung ist. Woher wir das wissen? Aus einem intensiven Strategieprozess, in dem wir uns an den für Bürger relevanten Themen gespiegelt haben. Wir haben Szenarien entwickelt und diskutiert und einen Pfad für die Stadtwerke im Zeichen der Energiewende erarbeitet. Aber wie funktioniert das genau?
Transformation Eins – Vom Energiehändler zum regionalen Marktplatz
Mit der App „jeppy“ organisieren die Stadtwerke Burg heute die relevante Plattform für Informationsaustausch in den acht Kommunen des Landkreises im Jerichower Land. Zahlreiche Angebote für Information und Vernetzung, etwa Lokalnachrichten, Veranstaltungen, Vereinsinfos, Fahrpläne oder Abfallkalender werden intensiv von den Bürgern genutzt. All dieses soll mit einer Internet- Plattform und den Stadtwerken als Dienstleistungs- Makler weiterentwickelt werden.
Alle Aktivitäten der Stadtwerke werden bezogen auf Relevanz für den Bürger geprüft. Bürgerbeteiligung ist Pflicht. Die Stadtwerke Burg profilieren sich als Initiator und Treiber lokaler Projekte in der Genossenschaft für Erneuerbare Energien im Jerichower Land eG. So können sich die Bürger aktiv für eine nachhaltige und dezentrale Energieversorgung engagieren.
Bei allen Angeboten arbeiten wir eng mit immer mehr lokalen Partnern zusammen. Mit dem Bäcker, der seine Produkte über „jeppy“ bewirbt und die Jubiläumstorten der Stadtwerke inszeniert. Mit der örtlichen Tageszeitung als Content-Manager der App und Initiator neuer lokaler Medienangebote. Mit der Sparkasse des Landkreises und ihrem Filialnetz, wo auch Strom und Gas von den Stadtwerken verkauft wird. Starke Partner, die immer mehr vernetzt denken, zum eigenen Wohl und dem Wohl aller vor Ort. Aus der Region für die Region.
Transformation Zwei – Vom Energielieferanten zum Organisator der Energiewende
Versorgungssicherheit, Preiswürdigkeit und ein bisschen Umwelt reichen nicht mehr, um im Markt erfolgreich zu bleiben. Die Energiewende kommt, mehr oder weniger schnell, und dieses mit Abbrüchen. Als Stadtwerke Burg besetzen wir deshalb proaktiv die Treiber der Energiewende. Beispiele dafür sind:
• Energieeffizienz
Mit den „Lichtwerken Burg“ haben wir ein Dienstleistungsportfolio von der Straßenbeleuchtung bis zur Innenbeleuchtung aufgebaut und für den Einstieg ins Geschäft den Technologiewechsel hin zu LED-Leuchten genutzt. Mittlerweile beraten und unterstützen wir auch andere Stadtwerke bei Projekten.
• Erneuerbare Energien
Im Mieterstromprojekt „SonnenBurg“ haben wir als Generalunternehmer ein zukunftsweisendes Photovoltaik-Projekt umgesetzt – und lassen Mieter an der Energiewende teilhaben.
• Klimaschutz
Als Gründungsgesellschafter der „KlimaManufaktur“ haben wir innovative Möglichkeiten der Kompensation von Emissionen für Bürger und Unternehmen geschaffen. Mit unserer deutschlandweit neuen Initiative „KlimaLokal“ werden Projekte vor Ort angestoßen. Die damit verbundenen Emissionsminderungen nutzen wir, um unser Jerichower Landgas klimaneutral zu stellen.
Transformation Drei – Vom Stadtwerk zum Landwerk
Die Stadtwerke Burg versorgten ursprünglich nur die Haushalte der Stadt Burg, das ist etwa ein Viertel des Jerichower Landes. Heute bieten wir erfolgreich Strom und Erdgas im ganzen Landkreis an. Ca. 4.000 Privat- und Gewerbekunden haben bisher meist zum ersten Mal gewechselt und uns ihr Vertrauen geschenkt. Inzwischen arbeiten wir mit sieben von acht Kommunen sowie dem Landkreis in Fragen der Energieversorgung zusammen.
Ab 2018 kommt der von uns gelieferte Strom aus regionalen Quellen: von unseren BHKWs und PV-Anlagen der Energiegenossenschaft. Das ist echter Jerichower Landstrom. Und der kommt vom Jerichower Landwerk. Keine neue Gesellschaft, aber Ausdruck der Idee und des Lebensgefühls der Stadtwerke Burg.
Auch im Alltag und Management der Stadtwerke Burg war dafür eine Transformation nötig. Wir mussten unsere Art, zu denken und zu arbeiten verändern. Jetzt leben wir es vor: Einfach machen. (Möglichst) Jetzt.
Funktionieren all diese Transformationen?
Im Jerichower Land eindeutig ja. Unsere Imagewerte sind auf dem Höchststand. Ausdruck dessen, dass wir für die Bürgerinnen Zurück zu den Wurzeln – Daseinsvosorge neu gedacht Grafik: Stadtwerke Burg und Bürger im Landkreis da sind. Unsere Philosophie: Daseinsvorsorge neu gedacht. Damit kehren wir als Stadtwerk zu unseren Wurzeln zurück. Stadtwerke reloaded. Das Interesse der Menschen an einer Beteiligung steigt. Die Politik ist dankbar für Initiativen, welche die Region voranbringen. Und auch die Zahlen passen.
Die Stadtwerke Burg hatten noch nie so viele Kunden wie heute. Die Leistung entscheidet, nicht der nackte Preis.
Ist der Weg der Stadtwerke Burg auf andere Stadtwerke übertragbar? Ja! Die lokale Wettbewerbssituation mag unterschiedlich sein, der grundsätzliche Transformationsansatz bleibt: Er ist in unserem Landkreis ebenso umsetzbar wie in einer Großstadt.
Die Maßnahmen und Instrumente mögen sich im Einzelfall unterscheiden, entscheidend ist auf ‘m Platz: Haben wir das Vertrauen unserer Kunden? Sind wir glaubwürdig in unserem Handeln? Dann sind wir die erste Wahl, ob Stadt- oder Landwerk, den Bürger in seine Energiezukunft zu begleiten. Und mehr. www.stadtwerke-burg.de