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Kategorie: Wirtschaftsfaktor Energie
Verteilnetzbetreiber bereiten Netzausbaumaßnahmen gemeinsam vor
Bereits im Jahr 2012 haben sich die großen Verteilnetzbetreiber (VNB) im Nordosten der Bundesrepublik zur ARGE FNB Ost zusammengeschlossen. Die zusammen initiierten Projekte reichen thematisch von Lösungen zu intelligentem Lastmanagement in Bezug auf Elektromobilität bis zu Fragen der Spannungshaltung und künftiger Regelleistungserbringung. Ende November haben die Unternehmen ihren Netzausbauplan 2019 (NAP 2019) für das Hochspannungsnetz veröffentlicht.
Wir sprachen dazu mit Thomas Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung Stromnetz Berlin GmbH und aktueller Vorsitzender der ARGE FNB Ost.
Herr Schäfer, warum ein gemeinsamer Netzausbauplan?
Die nun vorgelegten Ergebnisse des NAP 2019 der ARGE FNB Ost sind ein konkreter Beitrag zur gemeinsamen weiteren Netzentwicklung in Nordostdeutschland. Allein in der Region zwischen Ostseeküste und Thüringer Wald müssen bis zum Jahr 2030 elf Netzverknüpfungspunkte zwischen Verteil- und Übertragungsnetz neu errichtet und 29 Verknüpfungspunkte verstärkt werden. Zusätzlich sind bis zum Jahr 2030 im Hochspannungsnetz insgesamt 526 Kilometer Trassen neu zu errichten und 2.156 Kilometer Trasse zu verstärken.
Die dezentrale, dargebotsabhängige Einspeisung regenerativer Energien in die Verteilnetze wird zunehmen. Aufgrund der CO2- Minderungsziele für verschiedene Sektoren und zunehmender Elektrifizierung steigen die Anforderungen vor allem für die Verteilnetze, deren Bedeutung für die Systemstabilität der Energieversorgung entsprechend wächst. Untersuchungen zeigen, dass trotz stetiger Investitionen in die Erneuerung und Erweiterung der Netze der Bedarf an weiteren Netzverstärkungs- und Netzausbaumaßnahmen hoch bleiben wird.
Wie ist der Zeithorizont für den NAP 2019 gesetzt?
Der Netzausbauplan NAP 2019 berücksichtigt einen Zeithorizont bis zum Jahr 2030. Für die Prognosen zur Erzeugungs- und Lastentwicklung orientiert er sich an den Eingangsdaten aus dem Prozess zur Netzentwicklungsplanung und ergänzt diese mit lokalen Analysen und eigenen Abschätzungen der beteiligten Verteilnetzbetreiber.
Schon heute übersteigt in zahlreichen Verteilnetzbereichen die Stromerzeugung den Verbrauch um ein Vielfaches. Im Jahr 2030 werden in den im NAP 2019 betrachteten Verteilnetzen 57 Gigawatt (GW) Erzeugungsleistung angeschlossen sein, wovon rund 50 GW aus Erneuerbaren Energien stammen werden. Nach der Prognose werden allerdings im Jahr 2030 rund 90 % der installierten Erzeugungsleistung in den Netzen der ARGE FNB Ost aus erneuerbaren Energiequellen kommen.
Warum ist die Zusammenarbeit der ARGE FNB Ost in Hinblick auf den Netzausbau so wichtig?
Um die Versorgungszuverlässigkeit und Netz- sowie Systemstabilität auch künftig zu sichern ist die Zusammenarbeit aller Akteure gefragt. Netzuntersuchungen zeigen, dass Netzintegration durch Speicher und flexible Lasten nur in Einzelfällen Netzausbaumaßnahmen bis über 2030 hinaus verzögern können. Hierfür sind zudem noch die technischen, gesetzlichen, regulatorischen und wirtschaftlichen Randbedingungen zu setzen.
Die Koordination der hohen und nur schwer prognostizierbaren Erzeugungsleistung sowie die Nutzung von Flexibilitäten für die Systemstabilität erfordern einen intelligenten Netzbetrieb, der auf Schwankungen unmittelbar reagiert und vorausschauend plant. Dafür ist ein stetiger Datenaustausch zwischen allen Beteiligten notwendig, der einen verlässlichen rechtlichen und regulatorischen Rahmen sowie geeignete sichere Kommunikationsstrukturen benötigt.
Wir danken für das Gespräch.
Ergebnisse dieser bundesweit einmaligen Zusammenarbeit werden auf der Website www.arge-fnb-ost.de zur Verfügung gestellt.