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07.04.2025 17:16 Alter: 12 days

UNITED HEAT – Wärme ohne Grenzen

„So ein Projekt macht man nicht jeden Tag, deshalb freuen wir uns, dass wir auf die Expertise der Veolia-Gruppe und E.ON zugreifen können und hierfür von den Kollegen tatkräftig unterstützt werden“.   „Alle verfolgen das gleiche Ziel: mit dem Projekt UNITED HEAT einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele zu leisten und die Wärmeversorgung in der Doppelstadt Görlitz/Zgorzelec nachhaltig und zukunftssicher zu gestalten.“


Matthias Block, Vorstandsvorsitzender, Stadtwerke Görlitz AG

In einer Zeit, wo Umweltschutz in aller Munde ist, verbinden Görlitz und Zgorzelec ihre Fernwärmenetze, um gemeinsam ihre Bürger mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen. Eine Zusammenarbeit mit Symbolcharakter für die Europastadt und Vorbildfunktion in ganz Europa: zwei Länder arbeiten Hand in Hand für eine klimaneutrale Versorgung ihrer Bürger. Ein Gastbeitrag von Matthias Block, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Görlitz AG.

Im Jahr 1998 erklärten sich die Städte Görlitz und Zgorzelec zur Europastadt, um die enge, grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen beiden Kommunen zum beiderseitigen Vorteil zu intensivieren. Gemeinsam haben sie 87.000 Einwohner und eine Fläche von 100 km². Grenzüberschreitendes Miteinander in vielen gesellschaftlichen Bereichen bildet seitdem die Basis für eine gemeinsame Weiterentwicklung unserer Europastadt.

Unsere Vision: Klimaneutrale Fernwärme

Klimaneutrale Fernwärme über Landesgrenzen hinweg – diese Vision wollen Görlitz und Zgorzelec bis 2030 Realität werden lassen– für mehr Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit. Mit Blick auf die von der EU im Green Deal besiegelte Dekarbonisierung der Energiesysteme sollen die Wärmenetze bis 2030 nicht nur zusammengeschlossen, sondern auch komplett auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden.

Nach zahlreichen erfolgreich umgesetzten Projekten und Initiativen wollen beide Städte nun den nächsten Schritt gehen und ihre Infrastrukturen verbinden für mehr Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit. UNITED HEAT – heißt das Projekt zur Verbindung aller Fernwärmegebiete sowie deren Umstellung auf 100 % klimaneutrale Erzeugungstechnologien.

Dekarbonisierung des kommunalen Wärmenetzes

Bereits 2020 haben die Bürgermeister beider Städte eine Absichtserklärung für das Projekt „Klimaneutrale Fernwärme für die Europastadt“ unterschrieben. Maßgeblich an der Planung von „United Heat“ beteiligt sind die Stadtwerke Görlitz als Teil der Veolia Gruppe und der polnische Fernwärmeversorger SEC Zgorzelec, der zum E.ON-Konzern gehört. Ihr Projekt „United Heat“ kombiniert vielfältige Ressourcen und innovative Erzeugungstechnologien, um künftig die Wärmeversorgung zu dekarbonisieren und vor allem auch: um sie zu jeder Zeit sicherzustellen.

Die Dekarbonisierung steht seit langem auch im Mittelpunkt aller Anstrengungen von Veolia Deutschland und wird zu einer der zentralen Aufgaben des Konzerns. Mit der deutschlandweiten Kampagne CO2UNTDOWN hat sich Veolia Deutschland zum Ziel gesetzt, durch innovative Lösungen den ökologischen Fußabdruck signifikant zu reduzieren und eine Vorreiterrolle im Umweltschutz einzunehmen. Veolia steht daher in einem sehr hohen Maße hinter dem Projekt der Görlitzer Stadtwerke.

Aus fünf wird eins

Bisher gibt es in Görlitz vier getrennte Fernwärmegebiete, in denen die Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung auf der Basis von Erdgas erzeugt wird. Auf der polnischen Seite produziert das Heizwerk Groszowa Wärme aus Kohle und Erdgas. Das soll sich künftig ändern: Alle Fernwärmenetze sollen verbunden und erweitert werden. Die Planung sieht vor, Zgorzelec und den Erzeugungsstandort Görlitz-Königshufen mit einer 2,4 Kilometer langen Leitung zu verbinden. Auch die vier Fernwärmegebiete in Görlitz sollen zusammengeschlossen werden, so dass insgesamt eine zwölf Kilometer lange Verbindungsleitung entsteht. Das schafft nicht nur Synergien, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten für die Kunden. So können entlang der geplanten Fernwärmetrasse neue Häuser an das Fernwärmenetz angeschlossen und alte Heizungen durch moderne, klimaneutrale Anlagen ersetzt werden.

Fossil wird erneuerbar

(v. l.) Matthias Block und Grzegorz Bicki auf der im Jahr 2004 eingeweihten Fußgängerbrücke zwischen Görlitz auf deutscher und Zgorzelec auf polnischer Seite, dem Symbol für das zusammenwachsende Europa Foto: Nikolai Schmidt

Auf beiden Seiten der Neiße werden an unterschiedlichen Standorten neue Anlagen gebaut, die Wärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern erzeugen. Die damit einhergehende Einsparung liegt bei knapp 50 000 Tonnen CO2 im Jahr. Wichtige Rollen im Energieträgermix spielen Biomasse, Umweltwärme (insb. Seethermie) und Solarthermie.

Für die Umsetzung des Projektes wurde eine deutschpolnische Arbeitsgruppe gegründet, mit Experten aus den beiden Unternehmen und ihren Gesellschaftern. Rund 30 Fachleute aus unterschiedlichen Ländern arbeiten intensiv am Projekt UNITED HEAT. Zudem wird das Projekt tatkräftigt von der deutsch-polnischen Energieplattform der dena im Auftrag des Auswärtigen Amtes unterstützt.

Grünes Licht aus Brüssel für die klimaneutrale Fernwärmeversorgung

Am 6. Februar 2024 haben die Stadtwerke Görlitz AG (SWG) und ihr polnischer Partner SEC Zgorzelec erste Förderanträge für Maßnahmen im Rahmen des Projekts bei der EU eingereicht. Dabei ging es zum einen um die Planungskosten für das Gesamtprojekt, aber auch bereits um den Bau konkreter Anlagen wie einem Biomasseheizwerk in Zgorzelec, einem Teil der Verbindungsleitung zwischen dem Blockheizkraftwerk in Görlitz Königshufen und der Görlitzer Kläranlage sowie die Integration und Erweiterung von Klärgasspeichern.

Inzwischen wurden Fördermittel durch die EU-Kommission bewilligt. Ein eindeutiges Zeichen, dass die EU die Bedeutung und überregionale Leuchtkraft unseres Vorhabens wertschätzt, und somit die weiteren Schritte zu einer engen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Görlitz und Zgorzelec geebnet sind. Nur wenige Vorhaben EU-weit konnten sich bisher für eine Förderung im Rahmen des Programms Connecting Europe Facility (CEF) qualifizieren. Auch Rafal Gronicz, Bürgermeister von Zgorzelec, freut sich über die Nachricht aus Brüssel: „Als wir vor rund vier Jahren die Absichtserklärung zur grenzüberschreitenden, klimaneutralen Fernwärmeversorgung vorgestellt haben, waren viele erst einmal skeptisch. Doch der Wille und das Engagement aller Beteiligten hat sich ausgezahlt, und wir sehen: es ist möglich!“

Auch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), es verwaltet das nationale Förderprogramm BEW, hat bereits eine Förderung zugesagt. Die Zusage der Fördermittel ist eine zwingende Voraussetzung für die Umsetzung des Projektes UNITED HEAT. Denn ohne die gemeinsame Unterstützung von Bund und EU ist die notwendige Dekarbonisierung des Wärmesektors in unserer Region nicht möglich. Zumindest nicht, wenn wir weiterhin wettbewerbsfähige Preise für unsere Kunden anbieten wollen.

Im Januar 2025 haben die Stadtwerke Görlitz AG (SWG) und ihr polnischer Partner SEC Zgorzelec bereits den nächsten Förderantrag für die nächsten Erzeugungsanlagen und Verbindungsleitungen im Rahmen des Projekts bei der EU eingereicht. Eine Antwort wird für den Sommer erwartet.

stadtwerke-görlitz.de