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Umbruch ist auch Chance
Die Innovationsfähigkeit wird für Unternehmen der Energiewirtschaft zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Wie ein Energieversorger diese Anforderung aufnimmt und sich ohne Zeitverzug strategisch aufstellt, zeigt Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N-ERGIE Aktiengesellschaft aus Nürnberg.
Innovationen entstehen besonders dann, wenn die gesellschaftliche Situation oder andere Faktoren den Druck zur Weiterentwicklung erhöhen.
„Not macht erfinderisch“ sagt ein Sprichwort. Eben jenen Druck bekommt unsere Branche zunehmend zu spüren: die Energiewende, der
Wettbewerb um Kunden und Konzessionen und die Regulierung sind die treibenden Faktoren. Wir befinden uns mitten in einem riesigen
Veränderungsprozess, dessen Entwicklungsphasen oder gar Zielzustand derzeit niemand sicher voraussagen kann. Sicher ist nur, dass uns
Erneuerung und Veränderung als Konstante begleiten wird.
Bei der N-ERGIE Aktiengesellschaft sehen wir diesen Umbruch als große Chance. In der Konsequenz daraus ist unsere Strategie auf Chancenausschöpfung und Risikodiversifizierung ausgerichtet. Wir arbeiten daran, noch flexibler und schneller zu werden. Denn der langfristige Unternehmenserfolg hängt auch von der Geschwindigkeit ab, mit der neue Chancen erkannt, entwickelt und schließlich umgesetzt werden.
Innovationen fördern und umsetzen
Innovationen fördern und umsetzen – dabei sind wir auf allen Ebenen aktiv. Naheliegend für eine technikaffine Branche wie die Energiewirtschaft ist der Einsatz neuartiger Technologien: In Nürnberg bauen wir derzeit einen der größten und modernsten Energiespeicher in Europa. Der Wärmespeicher wird ergänzt durch zwei Elektroheizer mit einer elektrischen Leistung von je 25 Megawatt und soll Anfang 2015 in Betrieb gehen. Er wird es uns ermöglichen, unser Heizkraftwerk in Zukunft flexibler zu betreiben und Ökostrom-Schwankungen im Netz besser auszugleichen. Wenn mehr Strom erzeugt werden muss, weil beispielsweise wenig Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar ist, fährt das Kraftwerk die Leistung hoch und die dabei entstehende überschüssige Wärme wird in den Speicher geladen. Wird dagegen viel Ökostrom in das Netz eingespeist, reduzieren wir die Leistung des Kraftwerks, wandeln über die E-Heizer den Strom in Wärme um und die notwendige Fernwärmeversorgung kann über die Entladung des Wärmespeichers erfolgen. So können wir den Überschussstrom aus erneuerbaren Energien in wind- und sonnenstarken Zeiten sinnvoll nutzen. Die Gesamtinvestition für den Wärmespeicher und die beiden Elektroheizer beläuft sich auf rund 17 Mio. Euro.
Technologische Konzepte für das Netz
Die Einspeisung aus erneuerbaren Energien stellt uns sowohl als Kraftwerksbetreiber als auch Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Aktuell speisen mehr als 43.000 EEGAnlagen in das Netz der N-ERGIE ein – davon der größte Teil Photovoltaik-Anlagen. Jahr für Jahr kommen mehrere Tausend neue Anlagen dazu. Entsprechend hoch sind die Investitionen in den Netzausbau. Haben wir in den vergangenen Jahren rund 30 Mio. Euro jährlich in das Stromverteilnetz investiert, so kommen seit 2011 pro Jahr rund 15 Mio. Euro allein für die Einbindung der EEG-Anlagen hinzu.
Vor diesem Hintergrund erprobt die N-ERGIE gemeinsam mit Partnern verschiedene technologische Konzepte, um die vorhandenen Leitungen besser zu nutzen und die Integration zusätzlicher erneuerbarer Energieleistung zu vereinfachen. Beispielsweise haben wir seit 2011 einen regelbaren Ortsnetztrafo (RONT) im Einsatz. Ein weiterer Ansatz: Ab Herbst 2014 kommt in unserem Stromnetz ein neuartiger elektronischer Phasenschieber zur Erzeugung von Blindstrom zum Einsatz. Die Wechselrichtereinheit wird regelbar Blindleistung bereitstellen und so in Zukunft ebenfalls zur Verringerung der Netzausbaukosten beitragen.
Stiftungsprofessur eingerichtet
vertrauensvolle Kooperation mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft sehen wir als idealen Weg für die Umsetzung von Innovationen. Mit der Technischen Hochschule Nürnberg und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg arbeitet die N-ERGIE seit Jahren eng zusammen. Speziell für das Lehrgebiet „Systeme der elektrischen Energieversorgung“ finanzieren wir für die Dauer von fünf Jahren eine Stiftungsprofessur an der Fakultät Elektrotechnik Feinwerktechnik Informationstechnik. Der Fokus der Stiftungsprofessur soll auf anwendungsbezogenen Forschungsprojekten liegen und den Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter fördern. Ganz aktuell haben wir außerdem eine Kooperation geschlossen mit den Forschungseinrichtungen Energie Campus Nürnberg (EnCN) und Nuremberg Campus of Technology (NCT). Beide sind Zentren, die gemeinsam von Universität, TH und Partnern getragen werden. Auch hier ist unser Ziel, konkrete Lösungsansätze für die Energieversorgung der Zukunft zu erarbeiten. Wissenschaftler beider Einrichtungen können sich im Rahmen eines Wettbewerbs um den Auftrag und die Finanzierung ihrer Forschungsprojekte bewerben.
Was sind das für Projekte?
Ein Forschungsteam hat beispielsweise ein Messverfahren entwickelt, um Stromkabel künstlich altern zu lassen. Der Nutzen: Die beobachteten Alterungsmodelle sollen Netzbetreibern eine Einschätzung ermöglichen, in welchem Zustand sich ihre Betriebsmittel befinden und welche Restlebensdauer zu erwarten ist, letztlich eine Methode, um Kosten zu senken und gleichzeitig die Versorgungsqualität zu sichern.
Kundenbedürfnisse erkennen
Innovationsfähigkeit bedeutet für uns auch, auf neue Bedürfnisse unserer Kunden einzugehen. Strom selbst zu erzeugen und am besten auch gleich selbst zu verbrauchen ist für 40 Prozent der Deutschen inzwischen eine interessante Option. Die N-ERGIE bietet seit 2013 Photovoltaik- Anlagen zur Miete und zum Kauf in Kombination mit einem Selbstverbrauchsmodell. Dabei vermitteln wir für die Planung, Installation, Wartung und Reparatur einen fachkundigen Handwerker aus der Region, koordinieren die Beschaffung aller benötigten Teile und den gesamten Netzanschlussprozess.
Gemeinsam mit Kunden, die ihren Selbstverbrauch noch steigern wollen, testen wir aktuell in einem Projekt gemeinsam mit einem Partner den Einsatz von Energiespeichersystemen, die in den Haushalten installiert werden. Diese dezentralen Energiespeicher sollen anschließend verbunden werden und zur Netzstabilisierung beitragen. Manchmal muss eine Neuerung auch gar nichts mit Technik zu tun haben. Eine neue Leistung anzubieten oder verschiedene Leistungen zu verknüpfen, hier braucht es unsere Kreativität. Bei der N-ERGIE haben wir ein systematisches Innovationsmanagement eingeführt, um kontinuierlich und konsequent neue Produkte, Dienstleistungen und Technologien zu entwickeln, zu erproben und umzusetzen. Immer mit dem Ziel, Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu steigern.
Ich bin überzeugt, dass unser zukünftiger Erfolg als Unternehmen davon abhängt, wie viel Beweglichkeit und Erneuerungswillen wir an den Tag legen. Dass dabei nicht jede Idee und jeder neue Weg Erfolg garantiert, gehört auch dazu. „Die beste Methode, um eine gute Idee zu bekommen, ist, viele Ideen zu haben“ so die Erkenntnis des Forschers Linus Pauling.
www.n-ergie.de