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TH2ECO – Thüringer Projekt für eine regionale Wasserstoffwirtschaft
Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) will die Bundesregierung einen kohärenten Handlungsrahmen schaffen für die künftige Erzeugung, den Transport, die Nutzung und Weiterverwendung von Wasserstoff und damit für entsprechende Innovationen und Investitionen. Über das Thüringer TH2ECO-Projekt informiert Dr. Katharina Großmann, Projektleiterin bei der Ferngas Netzgesellschaft für die Leser von THEMEN!magazin.
Das regionale Wasserstoffprojekt TH2 ECO bündelt seit knapp zwei Jahren das Engagement einer Reihe von Partnern, die bis 2025 die Grundlagen für eine lokale, regenerative H2 -Wirtschaft in Thüringen aufbauen wollen.
Im Juni 2022 hat es Patrick Graichen, Energiestaatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), noch als „Träumerei“ bezeichnet, dass Wasserstoff im Gasverteilnetz eine Rolle spielen könnte - und gar die deutschen Stadtwerke aufgefordert, bereits jetzt schon den Rückbau der Gasnetze zu planen. Gut, dass die Energieversorger und Netzbetreiber in Deutschland dieser „Vision“ nicht folgen, im Gegenteil. Aktuell hat sich Wasserstoff zu einer realen Alternative bei der mittelfristigen Abkehr vom fossilen Erdgas entwickelt. Und gerade die Gasverteilnetze spielen beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft eine zentrale Rolle.
Ein prägendes Beispiel ist das TH2 ECO Projekt in Thüringen. Dort wird seit fast zwei Jahren ein Infrastruktur- und Energieversorgungsprojekt auf Basis grünen Wasserstoffs vorangetrieben. Sieben Partner arbeiten länderübergreifend an einer regenerativen H2 -Infrastruktur, die Hauptprotagonisten sind: Ferngas Netzgesellschaft, Stadtwerke Erfurt Netz, Güterverkehrszentrum GVZ, SWE Energie, Green Wind Innovation, BOREAS Energie und die TEAG Thüringer Energie AG.
Marktmodell als Ziel
Ziel der Projektpartner und einer größeren Gruppe von unterstützenden Unternehmen und Institutionen ist der Aufbau eines Marktmodells, bei dem verschiedene Erzeuger grünen Wasserstoff in eine kontinuierlich wachsende Leitungsstruktur einspeisen. Hierbei wird die gesamte Wertschöpfungskette von der Erzeugung über den Transport bis zur Abnahme abgedeckt. Die dabei angestrebte Umstellung auf eine 100prozentige Wasserstoffnutzung bezieht ausdrücklich auch Verwendungen zur Fernwärme mit ein.
Konkret nutzt das TH2 ECO-Projekt die Windenergie aus nordthüringischen Windparks zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, welcher bspw. im GuD-Heizkraftwerk der Stadtwerke Erfurt zur städtischen Wärmeversorgung eingesetzt werden soll. Ein entscheidender Schritt ist dabei Speicherung des Wasserstoffs in einem früheren Erdgasspeicher direkt bei den Windparks. Bereits in der Umsetzung sind dazu in der ersten Ausbauphase in den kommenden drei Jahren die Installation von Elektrolyseuren mit insgesamt 20 Megawatt Leistung. Der Transport des grünen Wasserstoffs soll über eine rund 42 Kilometer lange Erdgasleitung der Ferngas Netzgesellschaft, die zur Wasserstoffnutzung umgerüstet wird, erfolgen.
Grüner Wasserstoff zur Reduzierung von Import-Abhängigkeiten
Mit TH2ECO ersetzen wir fossiles, importiertes Erdgas durch grünen Wasserstoff aus regionaler Wertschöpfung bzw. Erzeugung. 2025 soll der erste Wasserstoff durch unsere Leitungen fließen. Je nach Bedarf sind dann kleinere oder größere Heizkraftwerke, Wasserstofftankstellen, Industrieunternehmen oder Großspeicher die Abnehmer. Für die Jahre ab 2030 ist die Anbindung des bis dahin aufgebauten regionalen Thüringer H2 -Netzes an vorgelagerte H2 -Netze der Ferngasnetzbetreiber geplant. Damit sind dann H2 -Importe oder auch H2 -Exporte aus Norddeutschland oder auch aus Südeuropa möglich.
Politische Unterstützung für Wasserstoffwirtschaft wird langsam stärker
Im Gegensatz zur eingangs erwähnten „visionären“ Einschätzung des Bundesstaatsekretärs Patrick Graichen hat es auf politischer Ebene inzwischen ein Umdenken gegeben. Zum ersten Branchentreffen der Thüringer Wasserstoffwirtschaft Anfang November 2022 hat die Thüringer Umweltministerin Anja Siegesmund in ihrem Impulsvortrag die Relevanz der Wasserstoffwirtschaft für den Erfolg der Energiewende betont und es wurde aktive Unterstützung zugesagt. Auch Carsten Schneider als Ostbeauftragter der Bundesregierung unterstrich die Bedeutung von Projekten wie TH2 ECO. Solch hilfreichen politischen Rückenwind hatten wir nicht erwartet. Und natürlich wissen wir, die konkrete Aufbauarbeit muss weiterhin von der Gruppe der Projektpartner und der unterstützenden Unternehmen und Institutionen geleistet werden.
Beim Partnertreffen haben wir auch eine ganze Reihe potentieller Kunden für die Abnahme von Wasserstoff im Zuge von TH2 ECO begrüßen können. Beispielsweise den Batteriehersteller CATL, der gerade am Erfurter Kreuz für zwei Milliarden Euro eine Fabrik zur Herstellung von Batterien für E-Mobile hochgezogen hat. Derzeit benötigt CATL noch große Mengen an Erdgas für seine energieintensive Produktion. Da kann Wasserstoff sehr bald eine regenerative und vor allem auch importunabhängige Alternative sein.
Der Kontakt zu möglichen Kunden für grünen Wasserstoff ist besonders interessant, weil wir so aus erster Hand erfahren, welche speziellen Ansprüche die Abnehmerseite hat. Darauf können wir im Projekt TH2 ECO entsprechend reagieren. Ein weiteres Branchentreffen der Thüringer Wasserstoffwirtschaft wird es voraussichtlich bereits Mitte kommenden Jahres geben.
Wasserstoff für Mobilität und Wärmeerzeugung
TH2ECO bringt Wasserstoff auch in die CO2 -freie Mobilität ein, bedient also die Sektorenkopplung. H2 -Tankstellen stellen den grünen Wasserstoff bspw. für den Fern- und Individualverkehr zur Verfügung. Es gibt bereits marktfähige Lösungen für wasserstoffgetriebene ÖPNV-Fahrzeuge oder Fahrzeuge der Stadtwirtschaft aus dem Bereich Entsorgung. Dabei zeigt sich auch eine Perspektive für die immer noch ungelöste Speicherproblematik. Mit überschüssigem Windstrom erzeugter grüner Wasserstoff ist speicherfähig und kann so fossiles Erdgas direkt oder über den Einstieg der Beimischung ersetzen.
Einen Speicherort hat das Projekt in Thüringen verfügbar. So ist die Nutzung des Untergrundspeichers Kirchheilingen (ein früherer Erdgasspeicher) für regenerativen Wasserstoff bereits untersucht und technisch bestätigt. Auch die Wärmenutzung für die thüringische Landeshauptstadt Erfurt im GuD-Heizkraftwerk der Stadtwerke Erfurt ist bereits sicher geplant. So wird es möglich, 40 Prozent der Erfurter Einwohner mit wasserstoffgenerierter Fernwärme anteilig zu versorgen.
Das Projekt TH2ECO beabsichtigt die Nutzung von Windenergie aus nordthüringischen Windparks zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, welcher im GuD-Heizkraftwerk der Stadtwerke Erfurt zur städtischen Wärmeversorgung eingesetzt werden kann. In der Planung sind dazu in der ersten Ausbauphase in den kommenden drei Jahren zwei Elektrolyseure mit insgesamt 25 Megawatt Leistung vorgesehen. Der Transport des grünen Wasserstoffs soll über eine rund 42 Kilometer lange Erdgasleitung der Ferngas Netzgesellschaft, die zur Wasserstoffnutzung umgerüstet wird, erfolgen.