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Stromversorgung innovativ denken – Flexibilitätspotenziale nutzen
Die Vernetzung kleinteiliger Flexibilitäten wie Solardächer, Speicher und E-Autos kann ein Ansatz sein, um durch deren intelligente Vernetzung das Netzengpassmanagement effizienter zu gestalten.
Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und das Solarenergie-Unternehmen sunvigo testen ein gemeinsames Pilotprojekt. Mit dem Ziel, bislang ungenutztes Potenzial von vorhandenen Solaranlagen, Elektroautos, Batteriespeichern und Wärmepumpen abzurufen und mit deren intelligenter Vernetzung das Netzengpassmanagement effizienter zu gestalten. Unser Partner Dr. Helfried Schmidt, Vorstand der mittelstandsorientierten Oskar-Patzelt-Stiftung und Innovationsexperte informiert über dieses Projekt der flexiblen Stromeinspeisung.
Wir brauchen mehr Flexibilität im Stromnetz, am Strommarkt, im kompletten Stromsystem. Diese Forderungen werden immer wieder in Zusammenhang mit der Energiewende gestellt. Denn durch einen Anstieg der Anteile von Wind und Solar am Strommix, diesen beiden volatilen und nur bedingt steuerbaren Stromerzeugern, wird das Stromsystem vor neue Herausforderungen gestellt. Im Stromsystem wird Flexibilität gebraucht, um die Stabilität des Systems zu erhalten bzw. wiederherzustellen, denn nur durch flexible Reaktionen auf sich ständig verändernde Zustände – ein schwankender Stromverbrauch, fluktuierende Stromerzeugung – kann das allgemeine System wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Kleinteilige dezentrale Flexibilitäten sind deshalb von Bedeutung für Ausbau und Betrieb der Netze und können eine wichtige Ergänzung zu konventionellen Redispatch-Potenzialen werden, um die benötigte Flexibilität auch über den Kohleausstieg hinaus zu sichern. Ein Punkt, der schon seit Jahren diskutiert wird, ist der netzdienliche Einsatz der Verbraucherseite. Das Potential ist enorm: Millionen vernetzte PV-Anlagen und Speicher könnten perspektivisch als Flexibilitäten im Stromnetz genutzt werden. Die Vernetzung kleinteiliger Flexibilitäten wie Solardächer, Speicher und E-Autos kann ein Ansatz sein, um durch deren intelligente Vernetzung das Netzengpassmanagement effizienter zu gestalten. Im benannten Projekt testen Haushalte aus Nord- und Süddeutschland, wie durch eine intelligente Koordination kleinteiliger Flexibilitäten maximaler Nutzen für das Stromnetz geschaffen werden kann.
Energie speichern und Engpässe managen
Engpässe im Stromnetz entstehen, wenn bestehende Netzkapazitäten nicht ausreichen, um den Strom von Erzeugern zu Verbrauchern zu transportieren. Wenn die Netzkapazitäten hierfür nicht ausreichend vorhanden sind, muss TenneT als Übertragungsnetzbetreiber, Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Stromsystems aufrechterhalten zu können. Diese Maßnahmen können beispielsweise das Herunterregeln von Windkraftanlagen im Norden sowie gleichzeitig das Hochfahren fossiler Kraftwerke im Süden Deutschlands umfassen. Das Pilotprojekt von TenneT und sunvigo zielt darauf ab, Windkraftanlagen nicht abregeln zu müssen, sondern deren Stromerzeugung beispielsweise in Wärmepumpen oder Elektroautos im Norden zu nutzen. Und so die Inanspruchnahme fossiler Kraftwerke zu reduzieren, indem der Verbrauch von Wärmepumpen oder Elektroautos im Süden zeitlich verschoben wird. Stellt TenneT eine Überlastung des Netzes fest, steuert sunvigo die Solaranlagen, Batteriespeicher, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen so, dass Engpässe im Stromnetz reduziert werden können.
Stromversorgung innovativ denken
Gemeinsam sorgen sunvigo und TenneT dafür, den von Die Vernetzung kleinteiliger Flexibilitäten wie Solardächer, Speicher und E-Autos kann ein Ansatz sein, um durch deren intelligente Vernetzung das Netzengpassmanagement effizienter zu gestalten. [TenneT] Dr. Helfried Schmidt, Vorstand Oskar-PatzeltStiftung, Innovationsexperte 1| 24 # themen!magazin # 29 Windkraft und Photovoltaik erzeugten Strom flexibel zu nutzen. So prognostiziert sunvigo, wann ein Pool an Elektroautos und Batteriespeicher mit Leistung beoder entladen werden kann und meldet diese Flexibilitätspotenziale an TenneT. Entstehen Engpässe im Netz, prüft TenneT, ob diese Potenziale zur Engpassbeseitigung genutzt werden können und ruft bei Bedarf die angebotene Leistung ab. Hierbei steuert sunvigo die Flexibilitäten automatisiert an, so dass sie zur Auflösung der Netzengpässe beitragen können, indem der Betreiber die Anlagen entsprechend hoch- oder herunterregelt. sunvigo koordiniert eine Vielzahl an Solaranlagen, Speichern, Wärmepumpen und Elektroautos und stellt deren Kapazitäten TenneT zur Verfügung stellt. Die notwendige Steuerungs- und Messtechnik verbaut sunvigo: Eigenheime werden u.a. mit intelligenten Messsystemen sowie einer Steuerbox ausgestattet. Über die Equigy Crowd-Balancing-Plattform, sie hat TenneT gemeinsam mit anderen europäischen Netzbetreibern entwickelt, wird die gebündelte Flexibilität von Kleinanlagen und -verbrauchern an TenneT kommuniziert und damit für das Stromnetz nutzbar gemacht. Während auf der Plattform bislang Pools aus sehr ähnlichen Komponenten wie z. B. E-Autos teilnehmen, werden durch sunvigo die Flexibilitätspotenziale ganzer Häuser gebündelt. Ein solcher Ansatz in Kombination mit einem entstehenden Marktplatz für regionale Flexibilitäten, so sehen es die Projektpartner, eröffnet neue Möglichkeiten für das Engpassmanagement.
Ein Beitrag für die Energiewende
Das Pilotprojekt ermöglicht einzelnen Haushalten, eine wichtige Rolle im Kontext der Energiewende zu spielen. Denn durch die intelligente Nutzung der Flexibilitäten können die Haushalte gemeinsam dafür sorgen, dass sich Windräder weiterdrehen und nicht abgeregelt werden müssen. Und durch ihre Beteiligung können die Einfamilienhaushalte nicht nur vor Engpässen schützen, sondern in Zukunft auch finanziell davon profitieren. Hierfür ist allerdings noch eine Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens erforderlich. TenneT hat gemeinsam mit weiteren Netzbetreibern bereits konkrete Vorschläge ausgearbeitet und dies in die energiepolitische Diskussion eingebracht.
Meinungen zum Projekt
Dass diese Lösung von hoher Bedeutung für das zukünftige Stromsystem ist, unterstreicht der Chief Operating Officer von TenneT, Tim Meyerjürgens: „Ein modernes und resilientes Übertragungsnetz für grünen Strom ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende und das Erreichen der Klimaziele Deutschlands und Europas. TenneT treibt den hierfür notwendigen Netzumbau und -ausbau mit nachhaltigen technologischen Innovationen voran. Hierzu zählt auch unser Kooperationsprojekt mit sunvigo. Gemeinsam erproben wir im realen Netzbetrieb, wie durch intelligente Vernetzung das bisher ungenutzte Potenzial verschiedener Flexibilitätsquellen eingesetzt werden kann, um den Netzausbau sinnvoll zu ergänzen und das Übertragungsnetz zu entlasten.“ Vigen Nikogosian, Co-CEO von sunvigo hebt hervor: „Mit dem Pilotprojekt wird es Haushalten ermöglicht, eine wichtige Rolle bei der Energiewende einzunehmen. Mit TenneT haben wir zudem einen perfekten Partner gefunden, mit dem wir diese innovative Lösung gemeinsam testen können. Wenn wir die Potenziale der Eigenheime bündeln und unsere Technologien mit der Equigy CrowdBalancing-Plattform erfolgreich kombinieren, haben wir die Möglichkeit, die Stromversorgung in Deutschland auf ein neues Level zu heben und den Einsatz fossiler Kraftwerke zu reduzieren. Um möglichst viele Haushalte von der Teilnahme zu überzeugen, sind besonders finanzielle Anreize essenziell, die über ein gutes Gewissen hinausgehen. Dadurch könnte die Akzeptanz der Teilnehmenden für noch so kleine Änderungen im Speicherverhalten der Wärmepumpe, Batterie oder des Elektroautos, erhöht werden.“
Weitere Informationen: www.tennet.eu Anmerkung:
Der Beitrag fußt auf offiziellen Informationen von TenneT.