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Smarter Dienstleister für Stadtwerke
MITNETZ STROM steht Stadtwerken als bundesweiter Dienstleister beim Smart Meter Rollout mit Rat und Tat zur Seite. Nach wie vor gibt es bei der Einführung intelligenter Messsysteme zahlreiche Baustellen. Liefer- und Personalengpässe machen sich ebenso bemerkbar wie anhaltende Rechtsunsicherheiten. Wir sprachen dazu mit dem Leiter Zählerwesen Tobias Sauer.
Die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH (MITNETZ STROM) ist der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Ostdeutschland. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Kabelsketal unweit von Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt. Das Netzgebiet erstreckt sich über Teile der Bundesländer Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Rund 1.500 Mitarbeiter kümmern sich hier um die sichere Strom - versorgung von rund 2,2 Millionen Menschen.
Herr Sauer, wie kommt MITNETZ STROM beim Einbau intelligenter Messsysteme voran?
Wir liegen im Plan. Alle gesetzlichen Vorgaben bei den Einbauzahlen wurden von uns bislang fristgerecht erfüllt. Das Tempo soll weiter gesteigert werden. Wir planen, die Montagezahlen auf 20.000 pro Jahr zu erhöhen. Damit können wir uns im Vergleich zu anderen grundzuständigen Messstellenbetreibern sehr gut sehen lassen.
Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Eine ganz wichtige Rolle spielt die frühe Vorbereitung auf den Smart Meter Rollout und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Wir haben bereits 2015 eine Anwendergemeinschaft in Ostdeutschland gegründet, in der alle brennenden Themen gemeinsam mit anderen Messstellenbetreibern bearbeitet werden. Ihr gehören aktuell 68 Mitglieder an, darunter zahlreiche Stadtwerke. Die Unternehmen sind für rund 3,3 Millionen Zähler zuständig. Das sind mehr als 30 Prozent aller Zähler in Ostdeutschland. Die Anwendergemeinschaft ist damit bundesweit eine der größten Zusammenschlüsse dieser Art.
Sie verstehen sich nicht nur als grundzuständiger Messstellenbetreiber, sondern auch als bundesweiter Dienstleister für den Smart Meter Rollout. Wie läuft das Geschäft?
Wir können nicht klagen. Unser Angebot umfasst die gesamte Prozesskette. Adressat sind vor allem Stadtwerke, die unsere Hilfe gern in Anspruch nehmen. Momentan haben rund 50 kommunale Energieversorger die Verwaltung ihrer intelligenten Messsysteme und die Bereitstellung ihrer Messdaten in unsere Hände gelegt. Wir versenden aktuell für die Unternehmen täglich voll automatisiert rund 100.000 Messwerte und bereiten sie entsprechend auf – Tendenz stark steigend. Jüngste Neukunden sind die Stadtwerke Zehdenick in Brandenburg und die Städtische Werke Borna Netz in Sachsen.
Wo drückt momentan der Schuh noch? In Branchenkreisen hört man immer wieder von Personalengpässen. Ist da was dran?
Die Verfügbarkeit von Fachkräften für den Einbau intelligenter Messsysteme ist in der Tat ein anhaltendes Problem. Es herrscht ein Mangel an qualifizierten Monteuren auf dem Arbeitsmarkt. Die Corona-Krise verschärft die Situation zusätzlich. Wir haben den Vorteil, dass wir schon sehr lange mit Rahmenvertragspartnern im Zählerwesen zusammenarbeiten und mit ihnen gewachsene Vertragsbeziehungen pflegen. So konnten Personalengpässe bislang weitgehend vermieden werden. Für die Installation der neuen Messgeräte werden die Monteure der Dienstleister von uns eigens geschult.
Gibt es auch Lieferengpässe?
Wir beobachten mit Sorge, dass aktuell einige Hersteller ihre Liefertermine für intelligente Messsysteme verschieben. Davon bleiben auch wir nicht verschont. Um das Ausfallrisiko zu senken, arbeiten wir seit 2021 mit einem zweiten Gerätehersteller zusammen. Neben Power Plus Communications (PPC) beziehen wir inzwischen auch Messgeräte von Theben.
Wie sieht es beim Kunden an der Haustür aus?
Trotz rechtzeitiger Ankündigung kommt es immer wieder vor, dass wir von Stromkunden keinen Zugang zum Zählerschrank erhalten. Sei es, weil die Kunden nicht vor Ort sind. Sei es, weil die Kunden in seltenen Fällen den Einbau intelligenter Messsysteme auch ablehnen. Hier wie andernorts wünschen wir uns von der Politik mehr Information und Kommunikation zum Smart Meter Rollout, damit dieser in der Öffentlichkeit eine breitere Akzeptanz findet. Momentan müssen wir uns häufig gegenüber den Stromkunden rechtfertigen, da für diese die Vorteile der neuen Messtechnik nicht ausreichend nachvollziehbar sind.
MITNETZ STROM plant, die Montagezahlen bei intelligenten Messsystemen auf 20.000 pro Jahr zu erhöhen. Für die Beschaffung, Lieferung und Lagerung der neuen Messgeräte gelten hohe Sicherheitsstandards. Der Transport zum Stromkunden erfolgt in eigens dafür vorgesehenen Sicherheitsboxen.
Gibt es weitere Wünsche an die Politik?
Die Politik sollte grundsätzlich stärker darauf achten, dass gesetzliche Regelungen sowie Vorgaben der Behörden zum Smart Meter Rollout schlüssig aufeinander abgestimmt sind und sich nicht widersprechen. Nur so können Handlungs- und Rechtsunsicherheiten und daraus resultierende Urteile wie unlängst des Oberverwaltungsgerichtes Münster vermieden werden. Zudem fehlen dringend benötigte gesetzliche Regelungen und Anreize zur Steuerung der Stromverbraucher und Stromeinspeiser mit Hilfe von intelligenten Messsystemen.
Was können wir von den intelligenten Messsystemen mit Blick auf die Zukunft erwarten?
Stimmen die Rahmenbedingungen, werden die intelligenten Messsysteme künftig eine nie dagewesene Transparenz der Stromversorgung, Steuerbarkeit der Stromkunden und Netzdienlichkeit für die Netzbetreiber ermöglichen. Letztere erhalten so bislang unbekannte Einblicke in alle Spannungsebenen des Stromnetzes. Dies gilt insbesondere für das Niederspannungsnetz. Netzengpässe oder Störungen können so sehr viel schneller erkannt und behoben werden.