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Smart Metering: Vielseitige Lösungen für die neue Energiewelt
Wirtschafts- und Energieminister Gabriel hat die EEG-Reform 2014 in beeindruckender Geschwindigkeit auf den Gesetzgebungsweg gebracht. Erste Herausforderungen der Energiewende werden damit adressiert. Allerdings ist schon jetzt erkennbar, dass es in der laufenden Legislaturperiode weitere Nachbesserungen im Energiewirtschaftsrecht, aber auch am EEG geben wird. Ein Gastbeitrag von Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung, Trianel GmbH.
Die jetzt vorliegende Novelle löst weder die Herausforderungen zur Sicherung der Stromversorgung, noch gibt sie Anreize, den deutschen Kraftwerkspark im Sinne von Energieeffizienz und Klimaschutz zu modernisieren. Auch für die Energieversorger, insbesondere Unternehmen mit großem konventionellen Erzeugungsportfolio, sind dies ganz zentrale Fragestellungen, die von der Politik beantwortet werden müssen. Die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen aber entscheidet sich nicht an der Ausgestaltung des Energiemarktdesigns, sondern in erster Linie an der Fähigkeit, neue Geschäftsfelder für und aus der Energiewende zu entwickeln.
Eine der größten Herausforderungen in der Energiewende ist und bleibt die Synchronisation der volatilen Einspeisung der erneuerbaren Energien und der wechselnden Lasten. Der Einsatz von Smart Metering ermöglicht es nicht nur technisch diese Synchronisations leistung zu erbringen, sondern eröffnet neue Geschäftsmodelle auf unterschiedlichen Stufen der energiewirtschaftlichen Wertschöpfungs kette. Die Mehrwerte des Smart Metering ergeben sich dabei nicht durch die simple Um rüstung auf Smart Meter, sondern aus der intelligenten energiewirtschaftlichen Nutzung der Infor mationen für den Vertrieb sowie für Handel und Beschaf fung. Weitere Vorteile bringt der Einsatz von Smart Metering durch Steuer ungsfunktionen, wie sie bereits zur Fern steuerung von Erneuer bare-EnergienAnla gen eingesetzt werden.
Der Einsatz intelligenter Messsysteme spielt seine Vorteile erst durch das Zusammenwirken auf allen Stufen der energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette aus. Eine Win-win-Situation durch den Einsatz intelligenter Messtechnik für Letztverbraucher, EE-Anla genbetreiber und Stadtwerke ergibt sich, wenn diese Synergien gehoben werden. Die durch Smart Metering verfügbaren Daten zeigen ihre Mehrwerte für die Energie wirt schaft erst dann, wenn sie vielseitig genutzt werden.
Bereits 2014 sollen nach dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung verlässliche Rahmen bedingungen für den sicheren Einsatz von intelligenten Messsystemen für Verbraucher, Erzeuger und Kleinspeicher auf den Weg gebracht und damit Rechtssicherheit durch die noch ausstehenden Verordnungen geschaffen werden. Mit dem zu erwartenden Start schuss für den umfangreichen Einsatz intelligenter Messsysteme eröffnen sich auch neue Chancen für Stadtwerke. Denn durch Smart Metering können Stadtwerke erstmals ihre gesamte energiewirtschaftliche Wertschöp fungskette auf Basis detaillierter Erzeugungs- und Verbrauchs daten an die Herausforder un gen der Energie wende anpassen und gleichzeitig die Basis für neue Ge schäfts modelle schaffen.
Stufenweiser Rollout bei Großverbrauchern und EE-Anlagenbetreibern
Bereits durch die im Sommer 2013 veröffentlichte Kosten-Nutzen-Analyse des Bundeswirtschaftsministeriums wurde deutlich, dass ein flächendeckender Einsatz intelligenter Messsysteme volkswirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Empfohlen wird stattdessen, intelligente Zähler gemeinsam mit einem sicheren Gateway bei Letztverbrauchern ab einem Jahresverbrauch von 6.000 kWh sowie bei allen EEG- und KWKErzeugungsanlagen mit einer Leistung ab 250 Watt einzusetzen. Die Begrenzung auf diese für das energiewirtschaftliche Gesamtsystem wichtigen Ver braucher und dezentralen Erzeuger deckt sich mit den Ergebnissen, die im Trianel Netz werk Smart Metering über die letzten zwei Jahre erarbeitet wurden. Der in der Kos ten-Nutzen-Analyse vorgeschlagene stufenweise Rollout bei Großverbrauchern und EE-Anlagen betrei bern ermöglicht es vor allem kleineren und mittleren Grundversorgern, deckungsbeitrags starke Kunden langfristig an sich zu binden und die Vorteile des Smart Me tering in der Energiewende für sich zu nutzen. Die Grundlagen für ein sicheres und intelligentes Messwesen sind bereits im Juli 2011 durch die Novelle des EnWG gelegt worden. Ein modernes Messwesen muss den Ansprü chen der Energiewende ebenso genügen wie den Anforderungen des Datenschutzes und der Datensicherheit. Das anspruchsvolle im EnWG festgelegte Anforderungsprofil an moderne Mess systeme beinhaltet dabei nicht nur die Visu alisierung von Verbräuchen, sondern auch die Steuerung von Lasten und Erzeu gungsanlagen sowie die Übertragung netzrelevanter Infor mationen zur Aufrecht erhaltung der Versor gungssicherheit angesichts einer zunehmend volatilen und dezentralisierten Erzeugung.
Mehrwerte durch Visualisierung und Steuerung
Für die Vertriebe ergeben sich mit dem Einsatz der intelligenten Messtechnologie große Chancen. Über die Visualisierung und Transparenz der Abrechnung beim Endkunden können verbrauchsorientierte Tarife sowie neue Produkte zur Erhöhung der Energieeffizienz entwickelt und damit der Kundennutzen gesteigert werden. EE-Anlagenbetreiber und Direktvermarkter profitieren vom Einsatz der neuen Technologie durch die Visualisierung ihrer Leistung und der nun möglichen Fern steuerbarkeit ihrer Anlagen unabhängig von einer wesentlich kostenintensiveren Rund steuerung. Mit der Fernsteuerbarkeit können Netzbetreiber die Netzstabilität leichter aufrechterhalten und Direktvermarkter erneuerbaren Strom nachfragegerechter anbieten. Daraus resultieren auch Mehrwerte für den Energiehandel. Denn durch den stetig steigenden Anteil der erneuerbaren Energien und insbesondere durch die Zunahme von PV-Anlagen auf Privathäusern verändern sich die Profile im Portfolio mana gement. Durch den Einsatz der Smart Meter kann das Portfolio management in Zukunft auf der Basis von Echtzeitdaten ausgerichtet und damit die strukturierte Beschaf fung revolutioniert werden. Durch die Möglichkeiten, mit Smart Metering das Einspeisemanagement den Anfor derungen einer zunehmend volatilen Erzeugung anzupassen, profitieren auch Netzbetreiber vom Einsatz dieser Technik.
Die Weichen sind gestellt
Mit dem Abschluss des europäischen Notifizierungsverfahrens zum Entwurf der Messsystemverordnung im Herbst 2013 und dem deutlichen Bekenntnis der neuen Bundesregierung zum Smart Metering sind wichtige Weichen für den Smart-MeteringRollout gestellt. Es wird damit ein wichtiges Instru ment geschaffen, um das gesamtenergiewirtschaftliche System in der Energie wende technisch und wirtschaftlich zu stabilisieren. Mit dem Start des Smart-Meter ing-Rollouts eröffnen sich für Stadt werke neue, nachhaltige Geschäftsmodelle.
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