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Smart Metering verlangt vertriebliche Positionierung
Die Energiewende, regulatorische Anforderungen und die Digitalisierung stellen die Branche vor neue Herausforderungen. Die Digitalisierung der Messinfrastruktur im Energiesektor wird nur dann erfolgreich sein, wenn den Endkunden auch Mehrwertprodukte angeboten und diese nachgefragt werden. Zur vertrieblichen Positionierung Smart Metering hat eine Studie von PwC das Stimmungsbild der deutschen Energieversorgungsunternehmen eingeholt. Wir sprachen mit Ralf Kurtz, Partner bei PwC über wesentliche Untersuchungsergebnisse.
Die Berater von PwC diskutierten mit insgesamt 52 Energieversorgungsunternehmen (EVU) unterschiedlicher Größe zu 11 Thesen. Das kleinste der teilnehmenden EVU hat knapp 12.000, das größte mehr als 4,5 Millionen Kunden in der Sparte Strom. Die beteiligten Unternehmen decken circa 35 % des Endkundenmarktes Strom in Deutschland ab.
Herr Kurtz, was gab den Anlass für die Untersuchung?
Die Digitalisierung der Messinfrastruktur in der deutschen Energiewirtschaft nimmt mit der Markterklärung und der BSI-Zertifizierung des nunmehr vierten Smart Meter Gateways (SMGW) für die Theben AG Fahrt auf. Netze werden lokaler steuerbar und Verbraucher können ihre Energieeffizienz stärker selbst beeinflussen. Dies gelingt jedoch nur, wenn Mehrwertprodukte für private und geschäftliche Endkunden geschaffen werden, die diese auch nachfragen. Die Positionierung der Energievertriebe ist hier ein entscheidender Indikator für die Strategie von Energieversorgungsunternehmen (EVU). Deshalb war für uns wichtig zu erfahren, wie bewerten Energielieferanten diese Entwicklung, mit welchen Chancen rechnen sie für das eigene Unternehmen – und worin bestehen ihre größten Herausforderungen.
Wie sehen EVU ihre Chancen und Risiken im steigenden Wettbewerb?
Mehrheitlich wurde der These zugestimmt, dass Mehrwertprodukte und Dienstleistungen erforderlich sind, um den Verlust im Kerngeschäft zu vermeiden. Besondere Bedeutung erhält die digitale Kundenschnittstelle als Zugang auch für weitere Produkte. Zudem sehen viele Befragte durch Smart Metering ein erhöhtes Potenzial im Energiedienstleistungsgeschäft. Dies wird dadurch bekräftigt, dass bei vielen Energiedienstleistungsangeboten (z.B. PVAnlage, E-Mobilität, steuerbare Wärmepumpen) ein intelligentes Messsystem gesetzlich zum Einsatz kommen muss
Und welche Rahmenbedingungen erwarten die Unternehmen?
Die EVU wünschen sich größere Investitionssicherheit. Der These, dass der Gesetzgeber mit dem Vorantreiben des SMGW die notwendige Investitionssicherheit geschaffen habe, widersprachen mehr als zwei Drittel der Befragten. Denn durch den langwierigen Rollout- und Standardisierungsprozess fehlt aktuell die Skalierung.
Interessant ist auch die Aussage, dass strategische Kooperationen den Erfolg am Markt sichern. So stimmten 87 Prozent der Umfrageteilnehmer der Aussage zu, dass strategische Kooperationen und Partnerschaften unerlässlich sind, um den wettbewerblichen Messstellenbetrieb wirtschaftlich zu betreiben und die passenden Mehrwertdienste anzubieten. Zudem wird das Risiko der Fehlinvestition reduziert.
Die Fähigkeit strategische Partnerschaften zu entwickeln und der erfolgreiche Wandel zu einem digitalen Lösungsanbieter bedingt zugleich eine drastische Veränderung der internen Organisationsstruktur und -kultur der EVUs. Hier gilt es, den begonnenen Wandel vom Commodity Anbieter zum technologieorientierten Energiedienstleister bis hin zum digitalen Lösungsanbieter konsequent fortzusetzen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Studie ist abrufbar unter: https://www.pwc.de/de/energiewirtschaft/
vertriebliche-positionierung-smart-metering.pdf