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< Umbau der Wärmeversorgung in Deutschland ist notwendig
18.11.2014 13:29 Alter: 10 yrs

"SMART-CITY-Sebnitz" – ein Beispiel intelligenter Infrastrukturplanung

Die Komplexität des Umbaus unserer Energiesysteme verlangt ganzheitliche Betrachtungen und systemübergreifende Lösungen sowohl für Erzeuger als auch für die Verbraucher. Diesem Anliegen hat sich die Energieallianz Deutschland verschrieben. Im folgenden Beitrag informieren Dr. Uwe Mixdorf und Burkhard Zschau (li.) von der Faktor-i³ GmbH, einem Leadunternehmen der Energieallianz Deutschland über das Modellprojekt „SMART-CITY-Sebnitz“.


Ausbau Nahwärmeversorgung im Wohngebiet „Am Knöchel“, Sebnitz; Grafik: Zielkriterien für Energieprojekte

Im Mittelpunkt der Tätigkeit der Energieallianz Deutschland steht die Entwicklung und Begleitung sowohl technisch als auch betriebswirtschaftlich flexibler Geschäftsmodelle, die auf die Rahmenbedingungen für Bundesländer, Landkreise und Kommunen, aber insbesondere auch für Regionalversorger und Stadtwerke angepasst werden. Im Hinblick auf konkrete Projektvorhaben werden volkswirtschaftlich sinnvolle Investitionen durch Kooperationen wirtschaftlicher Unternehmen realisiert und umgesetzt. Bedingt durch längerfristige Planungs- und Ausschreibungsanforderungen werden projektsteuernd sowohl juristische als auch steuerrechtliche Themen im Rahmen der Projektumsetzung geprüft und den aktuell rechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Erfordernissen angepasst. Neben der Versorgungssicherheit sind Transparenz, Akzeptanz und Nachhaltigkeit oberste Maxime des gemeinsamen Handelns der Partner der Energieallianz Deutschland.

Übertragbare Konzepte für die Gestaltung des Wandels

Mit dem erklärten Ziel der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2050 mindestens 80 Prozent Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu erreichen, wird ein massiver Umbau unseres gesamten Versorgungssystems und der damit verbundenen Infrastruktur in Gang gesetzt. Bei der Energieversorgung sind alle Bereiche von der Erzeugung, der Verteilung, der Speicherung und vor allem eine zukünftig flexible Energienutzung betroffen. Fluktuierend eingespeiste Energien fordern ein erhöhtes Maß an Flexibilität in der Infrastruktur und die Verknüpfung der Bereiche Strom, Wärme und Mobilität zu neuen kundenorientierten Angeboten.

Um diesen Herausforderungen begegnen zu können braucht es Lösungen – nicht pauschal und von der Stange, sondern individuell und auf die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen der Kunden und Auftraggeber zugeschnitten. Die Energieallianz Deutschland hat sich 2011 als Kompetenznetzwerk für die Initiierung und Umsetzung komplexer Projekte und Dienstleistungen im Bereich Energie und Energieeffizienz gegründet. Das Netzwerk versteht sich dabei als Kümmerer und Koordinator von der Projektberatung bis hin zur -umsetzung.

Modellprojekt „SMART-CITY-Sebnitz“: ein Praxisbeispiel intelligenter Infrastrukturplanung

Die sächsische Kleinstadt Sebnitz liegt mit ca. zehntausend Einwohnern am Rande der Sächsischen Schweiz und in unmittelbarer Nähe zur Grenze mit der Tschechischen Republik. Landschaftlich attraktiv, aber von demografischen wie strukturellen und gewerblichen Umbrüchen geprägt, spielen Kosten für Energie und Mobilität für Bürger, Industrie und Gewerbe und nicht zuletzt für die Kommune selbst eine maßgebliche Rolle bei Fragen zur Wohnungsund Standortentwicklung.

Die bestehende Heizungs- und Warmwasserversorgung in den Objekten der Wohnungswirtschaft und den städtischen Liegenschaften wies im Jahr 2009 einen Investitionsrückstau von ca. 650.000 € aus und ist am Ende der Nutzungsdauer angekommen. Insofern bestand dringender Sanierungsbedarf für ca. 70 Wärmeerzeugungsanlagen.

Gemeinsam mit der Stadtverwaltung, der Wohnungswirtschaft und dem durch EU-weite Ausschreibung ermittelten Auftragnehmer SIEMENS wurde in zwei Jahren über die Planung und Entwicklung ein integratives und intelligentes Versorgungssystem konzipiert, welches bis Mitte 2015 vollständig in Betrieb geht. Dabei werden zusätzlich zur Energieversorgung auch der Breitbandausbau sowie weitere Infrastrukturmaßnahmen berücksichtigt.

Städtische Fernwärmegesellschaft gegründet

Durch die neu gegründete Fernwärmegesellschaft mit städtischer Beteiligung werden im Endausbau ca. 1200 Wohnungen sowie ein Schulkomplex mit Turnhalle und Kindertagesstätte umweltfreundlich mit Strom, Wärme und zukünftig auch Elektromobilität versorgt. Ein Biomethanblockheizkraftwerk, ein Pelletkessel und entsprechende Kesseltechnik auf Erdgasbasis erzeugen Strom und Wärme sowie noch zu installierende PV-Anlagen (ca. 700 kWp) sorgen für eine effektive und nachhaltige Nutzung verschiedener vorhandener Ressourcen.

Mit zwei großen Wärmespeichern kann Strom in Form von Power-to-Heat oder zukünftig durch Wärmepumpen ebenfalls für eine sinnvolle Wärmebereitstellung genutzt werden. Über moderne Leittechnik können sich zudem alle Nutzer über intelligente Zählerstrukturen ihre Verbräuche transparent aufzeigen lassen.

Durch langfristige Lieferverträge bei Biomethan und Pellets kann die Fernwärmegesellschaft Sebnitz in einem derzeit einmaligen Modellprojekt eine Reduktion der CO2- Emmissionen um ca. 94 % gegenüber dem bisherigen Stand nachweisen. Die Gesamtinvestition von insgesamt 4,5 Mio. € wurde durch die Stadt Sebnitz und durch die Wohnungswirtschaft investiert und fast ausschließlich an regionale Firmen vergeben. Das Projekt wurde nicht als Modellprojekt gefördert sondern zeigt, dass derzeit notwendige Investitionen auch volks- und betriebswirtschaftlich sinnvoll dargestellt und realisiert werden können. Neben den Investitionen in die energetische Infrastruktur wurde die Trinkwasserversorgung und ein umfangreicher Straßenausbau getätigt, wobei weitere ca. 450.000 € Kosten der Kommune durch Zusammenlegung dieser infrastrukturellen Sanierungsmaßnahmen eingespart wurden.

Für die juristische Umsetzung des Projektes wurde ein spezielles Energieeinsparcontracting initiiert und durch die Deutsche Energieagentur (dena) fachlich begleitet, dass bundesweit Vorbildfunktion besitzt, die erforderlichen Umweltparameter und Energieeinsparanforderungen weit übererfüllt und vor allem bezahlbar bleibt.

 

Faktor-i³ GmbH als Projektsteuerer und Netzwerkkoordinator

Das Vorhaben zur Fernwärmeversorgung im Wohngebiet „Am Knöchel“ in Sebnitz war für alle Beteiligten in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung. Neben technischen Fragen galt es die unterschiedlichen Handlungsrahmen, Zielsetzungen und Restriktionen der beteiligten Projektpartner zu berücksichtigen und fachlich, methodisch abgestimmt zu einer für alle Seiten akzeptierbaren Lösung zu führen. Betriebswirtschaftlich wurden dabei neue Finanzierungsformen entwickelt und juristisch und steuerrechtlich geprüft, um sinkende Zuschüsse zu kompensieren.

Ein Anbieter allein ist kaum mehr in der Lage, diesen technisch und betriebswirtschaftlich hochkomplexen Anforderungen zu entsprechen – von daher nutzt die Faktor-i³ GmbH Kooperationen und Netzwerke als die Instrumente der Zukunft, um die gestiegenen Herausforderungen und Bedürfnisse an unsere Energieversorgung auf unternehmerischer Ebene zu lösen. Das Netzwerk der Energieallianz Deutschland stellt sich mit seinen Partnern den Herausforderungen eines nachhaltigen, versorgungssicheren und bezahlbaren Energiesystems.

www.energieallianz-deutschland.de