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Sind subventionsfreie Erneuerbare die Zukunft?
Energiemärkte verändern sich durch neue Technologien und ein volatiles politisches Umfeld immer schneller. Durch datengetriebene, unabhängige Marktanalyse hilft Aurora Energy Research, die Implikationen dieser Entwicklungen zu verstehen.
Dr. Manuel Köhler, Managing Director von Aurora Energy Research Deutschland, beschreibt in seiner Wortmeldung die Auswirkungen von subventionsfreien Erneuerbaren auf den Strommarkt.
Foto: Aurora Energy Research
Erneuerbare ohne Subventionen - ist das realistisch?
Die Ergebnisse der ersten Runde der Offshore-Wind-Ausschreibungen sind eine Zäsur: erneuerbare Energieträger sollen ausschließlich durch den Strommarkt finanziert werden. Auch bei Onshore-Wind und Solar sorgen fallende Kosten und steigende Strompreise für einen vergleichbaren Trend. Nichtsdestotrotz wäre kurzfristiger Jubel verfrüht: Die besagten Offshore-Windparks müssen erst 2024/25 ans Netz und die erfolgreichen Bieter können zu geringen Kosten von ihrer Verpflichtung zurücktreten. Dennoch erwarten wir auch für Onshore-Wind- und Solarenergie in den nächsten zehn Jahren den Beginn des unsubventionierten Ausbaus.
Energiespeicher sind entscheidend
Wenn die Sonne nicht scheint, müssen andere Energiequellen und Speicher her. Doch kommt der Zeitpunkt des unsubventionierten Ausbaus von Erneuerbaren, werden erneuerbare Technologien im direkten Wettbewerb stehen, ihre Erlöse rasch selbst kannibalisieren. In Zeiten hoher Solar- oder Windstromproduktion sinken die Großmarktpreise, weil die Erneuerbaren thermische Stromerzeugung verdrängen, und damit Kraftwerke mit geringeren Grenzkosten den Preis setzen.
Energiespeicher können diese Dynamik durchbrechen: Sie erhöhen in Stunden hoher Stromproduktion aus Erneuerbaren die Nachfrage und damit die Profitabilität der Erzeugung. Aktuelle Batterien, deren Speicherkapazität für maximal wenige Stunden Produktion bei Volllast reicht, passen besonders gut zu Solaranlagen, die in regelmäßigen und häufigen Zyklen produzieren (täglich eine Erzeugungsspitze, also ein Lade-/Entladevorgang). Die Stromerzeugung aus Windkraftanlagen ist dagegen volatiler und unterliegt unregelmäßigeren Zyklen. Und es müssten sehr viel größere Strommengen über einen längeren Zeitraum gespeichert werden. Die derzeitige Lithium-Ionen-Batterietechnologie ist hierzu wenig geeignet.
Das Ende der Grundlast
Alle in den nächsten zwei Jahrzehnten vorstellbaren Szenarien eint jedoch, dass thermische Erzeugung weiterhin eine Rolle spielen wird: Die Strompreise werden im Tages- und Jahresverlauf über viele Stunden nahe bei null liegen, aber insbesondere im Winter noch deutlich positiv sein. Ein Abgesang auf konventionelle Erzeugung – speziell flexible Gaskraftwerke – wäre also verfrüht.
Tatsächlich überholt ist jedoch das Grundlast-Konzept: Der durchschnittliche Strompreis verliert zunehmend an Bedeutung, während die Frage, wer wann erzeugt und verbraucht, immer wichtiger wird. Insbesondere für dargebotsabhängige Erneuerbare und unflexible Grundlastkraftwerke wird das zur Herausforderung.
Die Dynamik dieser „Neuen Energiewelt“ sollten Unternehmen deshalb schon heute in ihre Strategie- und Investitionsentscheidungen einbeziehen.