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< Transparenz und Effizienz in der Wasserwirtschaft
30.04.2013 16:16 Alter: 12 yrs
Kategorie: Grüne Gase

Sicherheit, Qualität und Nachhaltigkeit
der deutschen Wasserversorgung

Die Qualität der Trinkwasserversorgung befindet sich in Deutschland im europäischen wie im weltweiten Vergleich auf einem Spitzenniveau. Dabei stehen von reichhaltigen Rohwasserressourcen bisher weniger als 3 % in der Nutzung. Bei uns ist ein wirksamer Ressourcenschutz etabliert und durchschnittliche Wasserverluste von im Mittel 6,5 % zeigen, die Wasserversorger gehen verantwortungsbewusst mit den technischen Anlagen um. Dr.-Ing. Georg Grunwald benennt als Vizepräsident für den DVGW — Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. und Vorstand Technik der Berliner Wasserbetriebe — einige der Herausforderungen, die sich mit Blick auf den Schutz der Rohwasserressourcen, die Qualität des Trinkwassers und den abnehmenden Wassergebrauch ergeben. Dabei ist das erreichte Niveau zu halten und auszubauen — auch in Zeiten, in denen mehr über den Preis als über die Qualität diskutiert wird.


Foto: Joachim Donath, Berliner Wasserbetriebe
Keine Alternative für Wasserversorger: Hoher Nitratgehalt im Trinkwasser zwingt zum Ausweichen auf Mineralwasser. Foto: Francois Walschaerts, © European Union 2012 PE-EP

Wie in anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen, so wird auch für die Wasserversorgung über wichtige Rahmenbedingungen und Weichenstellungen auf der europäischen Ebene entschieden. Die für die Wasserversorgung relevante Gesetzgebung wird bereits heute zum Großteil durch die EU vorgegeben. National wird häufig nur das konkretisiert und umgesetzt, was durch die EU vorentschieden wurde. Dieser Entwicklung muss sich der DVGW stellen.

Ein Beispiel: Im Juli dieses Jahres hat der EuGH ausgehend von einer Klage eines italienischen Herstellers von Rohrleitungszubehör entschieden, dass der DVGW im Sinne des europäischen Rechts ein privater Regelsetzer ist, der genauso wie ein Nationalstaat keine diskriminierenden —also den Warenverkehr unzulässig einschränkende— Produktanforderungen stellen darf.

Kurz formuliert: Produkte, die in einem EU Mitgliedsstaat zugelassen sind, müssen auch in den anderen Mitgliedsstaaten handelbar sein. Besondere nationale Produktanforderungen sind nur zulässig, wenn sie durch hygienische, gesundheitliche oder umweltorientierte Aspekte gerechtfertigt werden können. Im weiteren Rechtsweg, der sich zunächst und zumindest in Deutschland vollziehen wird, gilt es zu klären, ob und in welcher Art auch der DVGW solche Rechtfertigungsgründe in seiner Regelwerksarbeit anwenden darf.

Wasserwirtschaftliche Risiken vermeiden

Neue Energiekonzepte und Gewässerschutz— passt das zusammen? Der Ausbau regenerativer Energieträger offenbart beim zweiten Hinsehen für den Gewässerschutz erheblichen Diskussionsbedarf. Und es ergeben sich durchaus Zweifel, ob die beiden Ziele "Ausbau regenerativer Energieträger" und "vorbeugender Gewässerschutz" wirklich verantwortbar neben einander stehen.

Worum geht es? Die Biomasseproduktion zur Erzeugung von Biogas und Biokraftstoffen befindet sich in Deutschland weiter auf Wachstumskurs. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Biogasanlagen nahezu verfünffacht und die Anbaufläche der nachwachsenden Rohstoffe hat sich immerhin verdreifacht, auf rd. 2,3 Millionen Hektar. Dabei liegen die Anlagen schwerpunktmäßig in Regionen mit hohem Tierbesatz und intensivem Maisanbau, wie z. B. Nordwestdeutschland. Gerade diese Gebiete weisen aber heute schon deutliche Stickstoffüberschüsse und zum Teil sehr hohe Nitratgehalte im Grundwasser auf. Die weitere Steigerung der Biomasseproduktion lässt auch eine weitere Zunahme von Nährstoffeinträgen, von Pflanzenschutzmittel-Belastungen und von Einträgen organischer Schadstoffe in die Gewässer erwarten. Dieser Weg bedarf einer Überprüfung — ohne Korrekturen dürfte das dem nachhaltigen Schutz der Gewässer nicht gerecht werden.

Ähnlich wie das Biogas hat die Geothermie, also die Nutzung von Erdwärme, in den letzten Jahren gleichfalls einen enormen Zuwachs erlebt. Derzeit gibt es für die Nutzung der oberflächen nahen Geothermier und 265.000 Anlagen in Deutschland. Allein 2011 gab es einen Zuwachs von über 24.000 Neuanlagen. Natürlich steht auch hier der positive Effekt als regenerative Energiequelle zunächst im Vordergrund. Gerade bei der oberflächennahen Geothermiesind jedoch auch die Gefährdungen für die Grundwasserqualität zu beachten.

Aus Sicht des DVGW ist es zwingend erforderlich,dass bei den Bohrungen qualifizierte Unternehmen eingesetzt werden. Kritisch betrachten wir die mit hohen Drücken eingebrachten Suspensionen, die auch Anteile von z. T. wassergefährdenden Chemikalien enthalten. Und, ob die einzelnen Bodenschichten und Grundwasserhorizonte dauerhaft dicht voneinander getrennt bleiben. Beiden Beispielen ist gemeinsam, dass sie energiewirtschaftlich sinnvoll sein können, wasserwirtschaftlich aber Risiken aufweisen. Der DVGW sieht seine Rolle darin, objektive Methoden und Informationen zu den verfahrensspezifischen Risiken anzubieten.

Qualität ist, was aus dem Hahn kommt

Der DVGW hat aus gutem Grunde traditionsgemäß die Wasserversorgung vom Einzugsgebiet des Rohwassers bis zum letzten Zapfhahn in der Trinkwasser-Installation im Fokus. Aus Sicht des Kunden interessiert die Qualität des Wassers am Wasserhahn. Die Novelle der Trinkwasserverordnung von November 2011 stärkt diesen bewährten Ansatz.

Erstmals wird klar gefordert, dass bei Planung, Bau und Betrieb von Anlagen der Wasserversorgung mindestens die allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten sind. Betreiber von Trinkwasser-Installationen unterliegen nun u. a. einer Meldepflicht von Großanlagen zur Legionellenprophylaxe. Besonders bei der Warmwasserbereitstellung muss die Trinkwasserhygiene (also die Vermeidung von Legionellenkontaminationen) trotz möglicher Energieeinsparungen durch reduzierte Warmwassertemperaturen sichergestellt werden.

Hier haben wir die Aufgabe, dem Betreiber der Trinkwasser-Installation das Regelwerk in einer verständlichen Sprache und zielgruppenspezifisch näher zu bringen. Ein wichtiger Adressat der technischen Regeln für Wasser-Installationen sind die Fachplaner und die Fachfirmen im SHK-Bereich. Besonders diesen Berufsgruppen müssen wir die technischen Regeln verständlich zugänglich machen. Im Schulterschluss mit den anderen Regelsetzern soll ein in sich geschlossenes Regelwerk für die Trinkwasserinstallation (TRWI) analog zur Gasinstallation (TRGI) entstehen.

Kennzahlen und Benchmarking

Die aktuelle Diskussion über Wasserwirtschaft und Wasserversorgung ist stark geprägt durch die Diskussion über Preise. Die Ermittlungsverfahren der Kartellämter, die kartellrechtlichen Entscheidungen und Einigungen und auch die Begründungen von Gerichtsurteilen zeigen, dass aktuell im juristischen und politischen Sinne weichenstellende Meinungen gebildet werden. Was ist — was kann dabei die Rolle des DVGW sein? Als objektive Instanz der technischen Selbstverwaltung beteiligen wir uns nicht an der politischen Diskussion der Wasserpreise und ob und wie der Staat diese kontrollieren oder regulieren sollte.

Es entspricht aber durchaus der Rolle des DVGW, die durch uns nicht beeinflussbare politische Diskussion soweit durch fachlich objektive Maßstäbe anzureichern, dass Gefahren für die Trinkwasserversorgung infolge fachlich unzulässiger Kennzahleninterpretationen— und dazu gehören auch Preise — vermieden werden.

Orientierung muss sein, die z. T. erheblichen strukturellen Unterschiede zwischen den Einzelversorgungsunternehmen objektiv beschreiben zu können, damit eben nicht "Äpfel mit Birnen" verglichen werden, wenn über Preise diskutiert wird. Inzwischen wurden von einer Projektgruppe Strukturmerkmale entwickelt und veröffentlicht, die standardmäßig bei Preisvergleichen berücksichtigt werden sollten. Aktuell gilt es, Hauptkennzahlen zu definieren, die dann mit den Organisatoren der verschiedenen Benchmarkingprojekte vereinbart werden sollten, um die Gesamtheit der Ergebnisse besser nutzen zu können. In einem stark politisch orientierten Thema können wir so durchaus zu Objektivität beitragen.

Opens external link in new windowIm Internet: www.dvgw.de