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< Gas kann grün: Mit Gas für eine effiziente Klimawende
12.12.2017 16:57 Alter: 7 yrs

Renaissance für die CNG Mobilität

Derzeit ist E-Mobilität in Deutschland in aller Munde. CNG1 -Fahrzeuge führen ein Schattendasein – zu Unrecht. Der Fernleitungsnetzbetreiber ONTRAS Gastransport sowie weitere Marktpartner sind davon überzeugt: CNG wird künftig eine gleichberechtigte Rolle im Reigen der Alternativantriebe einnehmen.


Für ONTRAS ist “going green” eine Vision, die es zu verwirklichen gilt, unterstreicht Dr. Ralf Borschinsky, Pressesprecher der ONTRAS Gastransport GmbH in seinem Gastbeitrag.

Foto: ONTRAS

Um alle Verbrauchssektoren mit klimaneutraler Energie zu versorgen, kann mit Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne „grünes Gas“, also synthetisch aus Ökostrom hergestelltes Gas oder Biogas, erzeugt und direkt als Brennstoff, Kraftstoff oder Transportmittel im Wärme-, Mobilitäts-, Industrie- oder Stromsektor eingesetzt werden.

Power-to-Gas ermöglicht eine integrierte und sektorenübergreifende Betrachtung aller Verbrauchssektoren, so das Ergebnis einer Kurzstudie der nymoen|strategieberatung GmbH, die im Auftrag der ONTRAS Gastransport GmbH erstellt wurde. In diesem Kontext stellt sich die Frage, wie können die Potenziale der Gasinfrastruktur effektiver genutzt werden und wie steht es um die CNG – Mobilität.

Für ONTRAS ist “going green” eine Vision, die es zu verwirklichen gilt. Der Auslöser für dieses Engagement: Ins ONTRAS-Netz speisen 22 Biogasanlagen Biomethan ein, insgesamt knapp 20 Prozent des deutschlandweit eingespeisten Biomethans. Zwei Power-to-Gas- Anlagen in Brandenburg liefern Wasserstoff ins ONTRAS-Netz. Der Wasserstoff wird dabei dem Erdgas zugemischt. Derzeit wird eine der beiden Anlagen auf Methanisierung umgerüstet. Sie wird im kommenden Jahr erstmals synthetisches Methan ins Gasnetz einspeisen.

Vom Erdgasnetzbetreiber zum Vorreiter bei „going green“

Konkret will ONTRAS die Vision „going green“ in vier Bereichen umsetzen: Biomethan, CNG/ LNG-Mobilität, Power-to-Gas und Carbon footprint. Diesen Weg in Richtung einer CO2- neutralen Gasversorgung will das Unternehmen auch künftig gemeinsam mit den Infrastrukturbetreibern der Green gas Initiative (GGI) in Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Schweden und der Schweiz gehen.

In diesem Jahr haben die GGI-Mitglieder ihren ersten Biomethan-Report veröffentlicht. Kernaussagen: Aus Gülle und Bioabfällen könnten in den sieben GGI-Ländern jeweils zwischen 6,0 und 8,3 Milliarden Kubikmeter Biomethan hergestellt werden (heute: ca. 1,3 Milliarden Kubikmeter). Damit könnten diese Länder das Biomethan für den Tank 2030 komplett aus Gülle und Bioabfall produzieren.

Verfehlter Klimaschutz – CNG/LNG kann Wende beschleunigen

Deutschland wird seine Klimaschutzziele für 2020 verfehlen. Die zunehmende Feinstaub- und NOx-Belastung in Ballungszentren lässt viele Städte über Einfahrverbote für Dieselfahrzeuge nachdenken. Die Autoindustrie sucht nach Wegen, die durchschnittlichen CO2-Emissionen ihrer Fahrzeugflotten auf das ab 2019 geforderte Minimum zu bringen. CNG und im Schwerlastbereich auch LNG bieten für all das schnell wirksame Alternativen.

Die Tankinfrastruktur ist vorhanden und die Modellpalette für CNG-Fahrzeuge wächst. E-Mobilität kann die benötigte Schnelligkeit nicht bieten. Abgesehen von den Well-to- Wheel-Betrachtungen, wonach die E-Mobilität heute sowohl bei der Batterieherstellung als auch beim derzeitigen Strommix keineswegs den ersten Platz belegt, geht es schlicht um die enorme Menge an Null-Emission- Fahrzeugen und die entsprechende Lade- Infrastruktur, die wir jetzt bräuchten, um die CO2-Werte drastisch zu senken.

CNG-Autos, im Schwerlastverkehr auch LNGFahrzeuge mit einem steigenden Anteil angrünen Gasen schaffen das. Vor allem Feinstaub und NOx sind mit CNG kein Thema mehr. Leistung, Tankzeiten und Reichweiten sind mit denen der Benzin- und Dieselmodelle vergleichbar.


Marktoffensive mit Substanz

Auf Initiative der Volkswagen AG haben sich daher Infrastrukturbetreiber wie ONTRAS, Tankstellenbauer und Betreiber sowie Gashändler zur VW-Initiative CNG Mobility zusammengefunden (www.discover-cng.de). Gemeinsam wollen sie bis 2025 in Deutschland eine Million CNG-Fahrzeuge und 2.000 CNG-Tankstellen. Ein großes Ziele, doch es gibt erste, positive Marktsignale.

Die CNG-Neuzulassungen stiegen in den vergangenen fünf Monaten und liegen jeweils deutlich über denen des Vergleichsmonats 2016. So wurden von Juni bis Oktober 2017 mehr CNG-Fahrzeuge neu zugelassen als im gesamten ersten Halbjahr 2017. Die Partner der Initiative werden in den kommenden Jahren die Tankstelleninfrastruktur ausbauen und weiterhin attraktiv für die Kunden gestalten.

Gefordert sind aber vor allem die Automobilhersteller: Sie müssen aktiv für ihre CNGModelle werben und die Autohäuser vor Ort fit für den Verkauf von CNG-Autos machen. Ergänzend können die Marktpartner mit Standortentwicklungskonzepten rund um CNG-Tankstellen den Kauf von CNG-Autos ankurbeln.

Power-to-X-Förderung ist sinnvoll und politisch machbar

Soll „goin green“ mit CNG und LNG im Verkehrsbereich funktionieren, ist Power-to- Gas die Schlüsseltechnologie. Denn Powerto- Gas wandelt nicht bloß Überschussstrom in Regenerativgas um, das sinnvoll verwertet, gespeichert und bei Dunkelflauten wieder zur Stromerzeugung eingesetzt werden kann. Hauptsächlich soll Power-to-Gas künftig den wesentlichen Teil der grünen Gase liefern und damit Erdgas ersetzen.

Gegenüber den „Fast-nur-EE-Strom“-Szenarien spart die Energiewende mit grünem Gas laut einer Studie von Frontier economics im Auftrag der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e. V. bis 2050 bis zu 269 Milliarden Euro durch geringeren Ausbau der Strominfrastruktur und weniger Investitionsbedarf bei den Anwendern.

Damit der Verkehrssektor schnell aus dem CO2-Dilemma herauskommt, bedarf es allerdings wirtschaftlicher wie politischer Anstrengungen. Gemeinsam mit der AUDI AG, Uniper SE, aireg e. V. (Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany), DWV (Deutscher Wasserstoff- und Brennstoffzellenverband) und DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs e. V. setzt sich ONTRAS daher in einem Eckpunktepapier für regulatorische Maßnahmen ein, die eine Markteinführung von Power-to-X-Anlagen und Power-to-X-Produkten beschleunigen sollen.

Insbesondere will diese Allianz sicherstellen, dass die Treibhausgas-Einsparungen durch Nutzen von Power-to-X-Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien im Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr im nationalen und internationalen Recht umfassend berücksichtigt werden. Ein Innovationsbonus soll die Einsparung von Treibhausgasen belohnen, die aus dem Einsatz von Power-to-X-Produkten statt fossiler Energieträger resultiert. Die Finanzierung des zeitlich befristeten Innovationsbonus soll aus Mitteln des Bundeshaushaltes erfolgen.

Mitte November 2017 hat die Allianz das Eckpunktepapier an die Politik übergeben, untermauert durch mehrere Kurzgutachten zum regulatorischen und energierechtlichen Rahmen. Hierbei wurden auch europäische Vorgaben sowie energiewirtschaftliche und volkswirtschaftliche Aspekte berücksichtigt.

Gefördert werden sollen danach grüner Wasserstoff und daraus gewonnene Produkte, die CO2 durch Substitution fossiler Energieträger vermeiden. Die Förderung gilt nur Power-to-X-Anlagen, die mit regelbaren Lasten zur Anpassung der Nachfrage ans Stromangebot beitragen und systemdienlich betrieben werden. Konkret schlagen die Partner der Power-to-X-Allianz vor, im Zeitraum 2019 - 2027 max. 1.500 MW installierte Gesamtleistung zu fördern. Einbezogen sind sowohl seit 2010 bestehende Power-to- Gas- und Methanisierungsanlagen als auch Neuanlagen ab 2019.

Der an den vermiedenen Treibhausgas- Emissionen im Zielsektor bemessene, CO2- basierte Innovationsbonus startet mit 300 Euro je vermiedener Tonne CO2, verläuft degressiv und liegt zum Förderende bei nur noch 150 Euro je vermiedener Tonne CO2. Im Gegensatz zu den jährlichen Milliardenbeträgen, die jeder Verbraucher über seine Stromrechnung für EE-Strom bezahlt, ist die
Power-to-X-Förderung finanziell überschaubar, zeitlich begrenzt und degressiv. Und sie bewirkt systembedingt garantiert eine CO2- Senkung. Die Vision „going green“ rückt damit nicht nur im Verkehrssektor in den Bereich des Machbaren.

Renaissance für die CNG Mobilität: Mit grünen Gasen und Power-to-Gas

Die neuen CNG-Aktivitäten des Volkswagenkonzerns, erstmals verkündet auf dem diesjährigen Wiener Motorensymposium, und die Orientierung auf eine erhebliche Ausweitung der CNG-Modellpalette machen klar: Einer der Großen der Automobilindustrie meint es nun ernst mit der CNG Mobilität. Das betonte auch der Konzern-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller wiederholt.

Damit dafür künftig genügend grünes Gas zur Verfügung steht, bedarf es allerdings erheblicher wirtschaftlicher und politischer Anstrengungen sowie einer gezielten Anschub- Finanzierung.

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1Bis auf 220 bar verdichtetes Erdgas, seit 2014 mit durchschnittlich 15-20% Biomethan-Anteil. 1 kg CNG (H-Gas) entspricht 1,33 Liter Diesel bzw. 1,5 Liter Benzin