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03.09.2019 13:56 Alter: 5 yrs

Regulatorische Hemmnisse zügig abbauen

Der Klimawandel ist in das Zentrum gesellschaftlicher Wahrnehmung und politischer Willensbildung gerückt. Er hat Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche des Lebens und der Wirtschaft. Darin eingeschlossen sind auch gravierende Veränderungen in der Energieerzeugung und Energieverwendung.


Gas leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, unterstreicht Prof. Dr. Gerald Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches in seinem Gastbeitrag.

Foto: DVGW

Um das Tempo beim Klimaschutz zu erhöhen, ist es erforderlich, alle verfügbaren Energieträger und Versorgungskonzepte in den Blick zu nehmen. Oft jedoch fehlt es an den nötigen ordnungspolitischen „Leitplanken“, die verfügbare Alternativen forcieren. Marktreife Lösungen für ein dekarbonisiertes Energiesystem liegen auf dem Tisch. Damit sie ihre Klimaschutzwirkung entfalten können, muss die Politik bestehende regulatorische Hemmnisse zügig abbauen.

Deutschland ist Marktführer bei Power-to- Gas, einer Schlüsseltechnologie der Energiewende, die bereits erfolgreiche Projektphasen absolviert hat. Sie nutzt überschüssige erneuerbare Energie, um Wasserstoff oder Methan zu erzeugen. Power-to-X umfasst darüber hinaus die Umwandlung von erneuerbarer Energie in flüssige Energieträger.

Dazu zählen beispielsweise Kraft- und Brennstoffe (Power to Liquids) für eine nachhaltige Mobilität und in Gebäuden oder zur Synthese von chemischen Grundstoffen für die Industrie (Power to Chemicals). Durch ihren Einsatz können die CO2-Emissionen im Verkehrs- und Wärmesektor, in der Stromerzeugung und Mobilität spürbar und zügig gesenkt werden.

Klima-Trumpf Power-to-Gas

Die Power-to-X-Technologien (PtX) sind mittlerweile technisch ausgereift und damit marktfähig. Deutschland ist beim Bau der Anlagen Weltmarktführer. Jetzt geht es darum, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diese Innovationen auch wirtschaftlich betrieben werden können. Dazu muss der Übergang zu einem erfolgreichen Markthochlauf ermöglicht und die derzeit bestehenden regulatorischen Hemmnisse insbesondere bei der energietechnischen Verknüpfung der Netze und Verbrauchssektoren beseitigt werden.

Hierfür hat die PtX-Allianz einen branchenübergreifenden, unmittelbar umsetzbaren Vorschlag in Form eines Markteinführungsprogramms für PtX vorgelegt. Darin sprechen wir uns für ein auf fünf Jahre begrenztes Markteinführungsprogramm aus, das den Ausbau dieser Klimaschutztechnologien forciert und durch den Wegfall von Steuern und Umlagen wirtschaftlich attraktiv gestaltet.

Aktuell ist eher das Gegenteil der Fall: Der derzeitige regulatorische Rahmen erschwert einen wirtschaftlichen Betrieb von Power-to- Gas-Anlagen. Gut ist daher, dass das Bundesumweltministerium mit der Initiierung seines neuen Aktionsprogramms ausdrücklich das Potenzial von PtX-Technologien würdigt, effektiv und sektorenübergreifend zur Reduktion der CO2-Emissionen beizutragen und so einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Netzausbau reduzieren – Verteilnetze entlasten

Wie sich der reale Einsatz der 35 Power-to- Gas-Anlagen, die derzeit in Deutschland betrieben werden, im Jahr 2030 auf die Planung von Energieverteilnetzen auswirken kann, hat der DVGW wissenschaftlich analysieren lassen. Dazu wurden die Strom- und Gasnetzstrukturen von über 11.000 Gemeinden in Deutschland anhand neun repräsentativer Netzgebiete analysiert.

Untersucht wurden zwei Pfade: die Erzeugung und direkte Verwendung von Wasserstoff sowie die Umwandlung von Wasserstoff in synthetisches Methan. Die Modellierungen zeigen, dass im gesamten Bundesgebiet ein technisches Potenzial zur Einspeisung von erneuerbaren Gasen aus Power-to-Gas-Prozessen ins Verteilnetz vorhanden ist. Zudem existieren in den meisten Netzstrukturen Erlösmöglichkeiten durch den Absatz von erneuerbaren Gasen und die Vermarktung der Powerto- Gas-Anlage am Strom-Spotmarkt.

Die Analyse zeigt deutlich: Power-to-Gas- Anlagen können unter bestimmten Voraussetzungen die Planung von Verteilnetzen und insbesondere den Stromnetzausbau auf Verteilnetzebene optimieren. Das Verfahren ist nachweislich in der Lage, volkswirtschaftliche Vorteile zu schaffen. Denn die Anlagen können die Kosten der Umstellung auf eine CO2- freie Energieversorgung senken, indem die vorhandene Gasinfrastruktur ergänzend weiter betrieben wird. Das ist ein wertvoller Beitrag, um die Energiewende bezahlbarer und sozialverträglicher zu gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit einer nachhaltigen Energieversorgung Deutschlands zu erhalten.

„Power to Gas-Anlagen haben ihre Praxistauglichkeit und ihr Potenzial als Energiewende- Schlüsseltechnologie in Pilotprojekten unter Beweis gestellt. Das Markteinführungsprogramm muss nun zügig umgesetzt werden, damit der nächste Schritt der Technologieentwicklung konsequent gegangen und den hochleistungsfähigen Anlagen der Weg zum wirtschaftlichen Betrieb geebnet wird. Power to X und gerade auch Power to Gas sind im Zusammenspiel mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien die perfekte Kombination, um Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz in allen Sektoren gleichermaßen zu ermöglichen. Damit wird das „future energy couple“ aus Erneuerbaren und immer grüner werdenden Gasen zum verlässlichen Fundament unserer zukünftigen Energieversorgung.“ (Prof. Dr. Gerald Linke)

Jetzt ist die Politik am Zug

Power-to-Gas ist eine sinnvolle und effiziente Klimaschutzmaßnahme. Allerdings besteht im derzeitigen Marktumfeld ein Ungleichgewicht zwischen den erzielbaren Deckungsbeiträgen beim Einsatz von Power-to-Gas am Strom- Spotmarkt und den Investitions- und Betriebskosten der Anlagen. Daher benötigen wir jetzt weitreichende und wirksame Anpassungen des regulatorischen Rahmens, die den Betrieb von Power-to-Gas für Anlagen- und Netzbetreiber deutlich attraktiver machen und so die notwendigen Investitionsanreize schaffen. Nur dann kann Power-to-Gas sein volles Klimaschutz-Potenzial entfalten.

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gat 2019: Neues aus der „Gas-Welt“

Vom 26. - 28. November 2019 treffen sich in Köln rund 3.000 Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, um neue Branchenentwicklungen zu diskutieren und Kollegen zu treffen. Im Rahmen der gat|wat werden mehr als 200 Experten im Kongress, neu geschaffenen Fachforen und auf dem Dialogforum zu aktuellen Herausforderungen der Versorgungsbranche sprechen. Neben dem übergreifenden Thema des Klimawandels stehen auf der gat u. a. Dekarbonisierungsstrategien von Gasen und die Auswirkungen auf die Infrastrukturplanung auf dem Programm. Die wat widmet sich den Themen Schadstoffeinträge im Wasser, Werterhalt der Wasserinfrastruktur und technische Selbstverwaltung.

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