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Power-to-Heat – Heilsbringer für den Wärmemarkt?
Je mehr Ökostrom wir produzieren, desto sinnvoller wird die Nutzung von Strom auch für die Wärmeerzeugung. Power-to-Heat wird in diesem Kontext als eine kostengünstige und kurzfristig einsetzbare Methode mit hohem Potenzial für die Nutzung von Stromüberschüssen gesehen. Ein Thema auf der EUROFORUM-Jahrestagung „Erdgas 2014“ Anfang November in Berlin war auch die Fragestellung, inwieweit Power-to-Heat eine Gefahr für die Gasbranche sein kann. Wir sprachen am Rande der Konferenz mit Dr. Hans-Heinrich Kleuker, Vorstand TWL Technische Werke Ludwigshafen AG, zum Stellenwert von Power-to-Heat für den Wärmemarkt.
Ein Thema auf der EUROFORUM-Jahrestagung „Erdgas 2014“ Anfang November in Berlin war auch die Fragestellung, inwieweit Power-to-Heat eine Gefahr für die Gasbranche sein kann. Wir sprachen am Rande der Konferenz mit Dr. Hans-Heinrich Kleuker, Vorstand TWL Technische Werke Ludwigshafen AG, zum Stellenwert von Power-to-Heat für den Wärmemarkt.
Herr Dr. Kleuker, ist Power-to-Heat der neue Heilsbringer für den Wärmemarkt ?
Von einem Heilsbringer sollte man sicher nicht sprechen. Vielmehr will ich für die Antwort eine Marktthese heranziehen. Wir registrieren zunehmende Auswirkungen auf die Lastverhältnisse zu den Stromnetzen durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien, insbesondere Wind und Photovoltaik. Der Bedarf an Reserve- und Regelleistung wird durch den weiteren Ausbau von Erneuerbarer Energie und gleichzeitiger Reduzierung konventioneller Kraftwerksleistung steigen. Reserve- und Regelleistung muss künftig schnell verfügbar sein. Dies ist bereits jetzt eine attraktive Marktsituation für Anbieter von Regelenergie, um aus Strom z. B. Wärme zu erzeugen.
Energiewirtschaftlich sinnvoll ist der Einsatz von Power-to-Heat Anlagen allerdings nur während Zeiten sehr hoher Einspeisung aus regenerativen Quellen, da elektrischer Strom gegenüber Wärmeenergie eine qualitativ deutlich höherwertige Energieform darstellt. Setzt man den Vergleich mit Power to Gas, so hat Power-to-Heat neben den geringeren Systemkosten aber zugleich mit ausgewiesenen 99 % den höheren Systemwirkungsgrad.
Ist der Einsatz von Power-to-Heat für die Versorgung in Fernwärmenetzen sinnvoll?
Da in Fernwärmenetzen ständig hohe Wärmemengen umgesetzt werden, bietet sich Power- to-Heat als Technologie durchaus an. Besonders für Fernwärmenetze, die im Normalfall die Wärme z. B. mit Erdgas oder Holz erzeugen. Mit der Ergänzung durch Elektrodenheizkessel mit Heizleistungen von Dutzenden von Megawatt, die zentral gesteuert im Falle von Stromüberschüssen eingeschaltet werden, kann man den Verbrauch an Erdgas oder Holz entsprechend reduzieren. Da in Deutschland die vorhandenen Fernwärmenetze einen Mindestumsatz von mehreren Gigawatt aufweisen, könnten also problemlos jederzeit einige Gigawatt an überschüssiger Leistung aufgenommen werden – zu den meisten Zeiten sogar deutlich mehr, oft sogar weit mehr als 10 GW.
Welche Rolle können Wärmespeicher einnehmen?
Das Potenzial für Power-to-Heat z. B. bei Fernwärmenetzen lässt sich relativ leicht noch weiter erhöhen, indem man Wärmespeicher z. B. in Form von großen Warmwasserspeichern aufbaut. Man kann damit zeitweise auch wesentlich höhere überschüssige Leistungen aufnehmen und die Wärme zu späteren Zeiten an die Verbraucher abgeben. Gerade bei großen Wärmespeichern mit Kapazitäten von vielen Megawattstunden sind die spezifischen Kosten und Energieverluste sehr gering, allein schon wegen des günstigen Verhältnisses von Oberfläche zu Volumen. Diese Form von Energiespeicherung kann weitaus kostengünstiger sein als der Einsatz von Speichern für elektrische Energie. www.twl.de