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Power-to-Heat hält das Stromnetz stabil
Mit einem überdimensionalen Tauchsieder können die Stadtwerke Augsburg (swa) ab sofort das Stromnetz entlasten und überschüssigen Strom für die Fernwärme sinnvoll nutzen. Die Power-to-Heat (Strom zu Wärme) Anlage ermöglicht es, wenn durch Sonnen- und Windenergie zuviel Strom im Netz ist, mit der Anlage kurzfristig aus Strom heißes Wasser für die Fernwärme zu erzeugen.
Dr. Walter Casazza, Geschäftsführer der Stadtwerke Augsburg Holding GmbH, unterstreicht im Interview, dass die Energiewende auch im Wärmemarkt weiter vorangebracht werden muss.
Herr Dr. Casazza, warum verstehen sich die Stadtwerke Augsburg als Manager der Energiewende vor Ort?
Die Energiewende kann nur zusammen mit den Bürgern und den Unternehmen gelingen. Den direkten Kontakt zu den Verbrauchern haben die Stadtwerke, denen damit eine entscheidende Rolle zukommt, wenn es darum geht, durch intelligente Lösungen vor Ort Energieerzeugung und –verbrauch zu managen. Denken Sie an Smart Grid, Smart-Home oder an dezentrale Erzeugung etwa mit Blockheizkraftwerken, die durch ein virtuelles Kraftwerk zentral gesteuert werden.
Wir müssen durch sinnvolle Angebote für die Verbraucher helfen, das Stromnetz stabil zu halten, das durch die ungleichmäßige Einspeisung von Wind- und Sonnenstrom starken Schwankun gen unterworfen ist. Mit dem Einspeisevorrang für erneuerbare Energien ist dies eine der großen Heraus forderungen der Energiewende. Und hier wollen wir Lösungen anbieten.
Wir haben ja eine skurrile Situation. Die Netzbetreiber suchen dann händeringend nach Verbrauchern, wenn durch Sonne- und Windenergie zu viel Strom im Netz ist. Zu diesem Zeitpunkt bezahlen sie Geld dafür, dass Strom verbraucht wird.
Die zweite etwas seltsame Blüte der Energiewende in diesem Zusammenhang ist, dass schon allein die Bereitstellung der Anlage, auf die die Netzbetreiber bei Bedarf zugreifen können, honoriert wird, auch wenn sie gar nicht läuft. Deshalb ist es unser Ziel, überschüssigen Strom nicht nur zu verbrauchen, sondern sinnvoll einzusetzen.
Welche Rolle spielt hierbei die Power-to-Heat-Anlage?
Mit der Power-to-Heat-Anlage auf dem Gelände des Gasturbinen-Heizkraftwerks in Lechhausen wird dies erreicht. Sie dient zur „Bereitstellung von negativer Sekun därregelleistung“, wie es fachsprachlich heißt. Mit rund 1,5 Millionen Euro Investitionssumme soll sie durch die Erlöse in vier bis fünf Jahren refinanziert sein.
Innerhalb von maximal fünf Minuten kann die Anlage 10 Megawatt Strom aus dem Netz nehmen und wie ein riesiger Tauchsieder in heißes Wasser für unsere Fernwärme umwandeln. Und das mit einem Wirkungsgrad von nahezu 100 %. Es geht also fast keine Energie verloren.
Wie kann die Energiewende im Wärmemarkt weiter vorangebracht werden?
Die Wärmeerzeugung ist ein entscheidender Faktor, wenn es um die Reduzierung von CO2 geht. Wenn sich dies, wie bei der Power-to- Heat-Anlage, mit der Stabilisierung der Stromnetze verbinden lässt, ist das ideal. Wichtig ist dabei die Speicherung der Energie. Aus überschüssigem grünen Strom heißes Wasser für die Fern- oder Nahwärme zu erzeugen, ist ein Weg. Ein anderer ist Power-to-Gas, also aus Strom Wasserstoff oder Methan zu erzeugen und ins Gasnetz einzuspeisen.
Der Schwer punkt liegt in absehbarer Zeit aber noch auf hocheffizienter Wärme erzeugung vor Ort, in dezentralen Block heiz kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung für größere Einheiten, wie Schulen, Betriebe oder Wohnanlagen. Für kleinere Einheiten wie Einfamilienhäuser können das auch Brennstoffzellen sein. Deren Einsatz im heimischen Keller testen wir gerade in einem Pilotprojekt.
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