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< Innovationsfähigkeit steht auf dem Prüfstand
28.04.2016 09:50 Alter: 9 yrs
Kategorie: Nachhaltigkeit

Pluspunkte für die Industrie

Mit einem innovativen Konzept für die Wärme- und Stromversorgung im Görlitzer Werk der Bombardier Transportation GmbH & Co. KG hat die Stadtwerke Görlitz AG (SWG) die Weichen in Richtung Zukunft gestellt.


Fotos: Marek Kruszewski

Für Matthias Block, Vorstandsvorsitzender der SWG AG sind Energie Effizienz Quartiere (EEQ) ein zukunftsorientiertes Modell dezentraler Energieerzeugung.

Herr Block, warum orientiert sich die Stadtwerke Görlitz AG auf Energie Effizienz Quartiere?

Modular aufgebaute Energie Effizienz Quartiere (EEQ) sind ein erfolgreiches Modell dezentraler Energieerzeugung in Städten und bei Industriekunden. Die EEQs werden sehr konkret auf den Energiebedarf des Quartiers und damit des einzelnen Kunden im Quartier zugeschnitten. Die Energiezentrale bildet dabei das Herzstück der Energieerzeugung. Das Ziel ist immer eine Anlagenkonfiguration zu entwickeln, mit der ein Optimum in der Energieeffizienz – also ein „Energie Effizientes Quartier“- erreicht wird. Dabei spielen Nachhaltigkeit, als auch räumliche Nähe, kombiniert mit modernster und innovativster Technik eine entscheidende Rolle.

Wir stellen zunehmend fest, dass unsere Kunden immer umweltbewusster werden und ein nachhaltiges Handeln von ihrem Energielieferant/ Vertragspartner erwarteten, ja verlangen und voraussetzen. Das ist die Aufforderung an uns beispielsweise Primärenergiefaktoren in den EEQs sicherzustellen, die kleiner 0,6 sind. Damit schaffen wir den Einstieg in eine Quartierslösung und werden zum akzeptierten und gewünschten Erfüllungsgehilfen für Kommune und Industrie. Das Quartier bietet aber nicht nur Möglichkeiten einer quartiersbezogenen Strom- und Wärmeversorgung sondern wird zunehmend für Klimatisierung, Notstromversorgung, als Tankstelle für Elektromobilität oder Strombank genutzt.

Auch Industriebetriebe nutzen zunehmend die Möglichkeit, selbst Strom und Wärme zu produzieren. Da diese Branche ca. 35 Prozent des gesamten Strombedarfs in Deutschland benötigt, ist es wichtig, vielfach vorhandene Stromeinsparpotentiale zu erschließen. Mit dezentralen Anlagen können Unternehmen benötigten Strom, Wärme und Kälte „maßgeschneidert“ für den eigenen Bedarf produzieren und so Kreisläufe in allen Unternehmensbereichen schließen.

Ein Modell ist die bedarfsgerechte Strom-und Wärmeproduktion in modernen BHKWs nach dem Prinzip hocheffizienter Kraft-Wärme- Kopplung und Verteilung auf kürzestem Weg per Netz an die angeschlossenen Produktionsbereiche. Bei der SWG wird dieses Konzept bereits seit längerer Zeit erfolgreich umgesetzt. So versorgen wir seit 2012 umweltfreundlich Kommunen, Geschäftskunden und seit Dezember 2015 die Industrie mit diesem innovativen Konzept.

 

Die Vorteile der EEQs im Überblick:

  • Maßgeschneidert
  • Effizient
  • Wirtschaftlich
  • CO2-Einsparung
  • Nachhaltig
    • Hohe Versorgungssicherheit

Welche Anforderungen stellte das Projekt?

Im Frühjahr 2013 hatte Bombardier das Projekt ausgeschrieben und sich am Ende für uns entschieden. Ausschlaggebend dafür waren das ganzheitliche Konzept sowie die Erfahrung der Stadtwerke mit den Themen Dampf, Wärme und Strom. Denn seit 2012 betreiben wir im Herzen von Görlitz mit dem EEQ1 eine Versorgungsinsel, die neben dem Bahnhof, einer Grundschule mit Hort und dem Landratsamt kommunale sowie private Kunden zuverlässig und effizient mit Wärme und Strom versorgt. Im Jahr 2014 konnten wir als Stadtwerke dann ein weiteres Quartier in Betrieb nehmen. Dieses EEQ2 versorgt neben der JVA Görlitz auch die Sparkasse und unser Verwaltungsgebäude.

In diesen Versorgungsinseln werden Stromund Wärme durch modernste Technologien erzeugt. Die Kombination von Pelletkessel-, BHKW- und Brennwertanlagen ermöglicht für diese Energie-Effizienz-Quartiere einen umwelt- und ressourcenschonenden sowie wirtschaftlich attraktiven Anlagenmix.

Allerdings waren die Rahmenbedingungen bei Bombardier viel schwieriger. Wir konnten nicht auf unser bewährtes BHKW-Konzept zurückgreifen. Für die Realisierung benötigten wir eine kompakte, leistungsstarke Turbine, um uns die erforderlichen Temperaturen zu liefern. Bei einem Hersteller aus den USA wurde die SWG fündig. Die Anlage überzeugte nicht allein mit ihren technischen Parametern, sie verfügte auch über die erforderlichen Abmessungen, inklusive Gewicht. All das musste den begrenzten räumlichen Bedingungen bei Bombardier entsprechen.

 

Können Sie noch einige Informationen zur Projektrealisierung geben?

Das bestehende, im Betrieb befindliche Heizwerk mit drei Dampfkesseln, die in der Stunde jeweils bis zu zehn Tonnen Dampf erzeugen konnten, wurde zunächst durch die SWG im Oktober 2014 übernommen und weiterbetrieben. Zwei dieser Kessel sind mittlerweile durch moderne Dampferzeugungsanlagen ersetzt worden, wobei einer mit einer Mikro- Gasturbine gekoppelt ist.

Nach einem Jahr Planungs- und Bauzeit wurde die Anlage Ende 2015 in Betrieb genommen. Die Hauptarbeit wurde in den Monaten Juli bis September erbracht, da in dieser Zeit naturgemäß der geringste Wärmebedarf besteht. Ende November 2015 konnte durch die SWG schließlich die Leistungsfahrt des neuen Heizkraftwerkes absolviert werden.

Durch den Umbau zu einem effizienten Heizkraftwerk können jährlich 691 Tonnen Kohlendioxid gespart werden. Ein nicht unbedeutender Beitrag zum Klimaschutz, den Bombardier und die Stadtwerke Görlitz AG damit leisten. Mit dieser Einsparung kann man mit einem PKW ganze 85 mal die Erde umkreisen (etwa 3,46 Millionen km).

 

Ihr abschließendes Resümee?

Wir sind stolz, dieses Projekt in den vergangenen Monaten so erfolgreich und ohne nennenswerte Beeinträchtigung im laufenden Produktionsbetrieb für unseren Kunden realisiert zu haben. Bombardier verfügt jetzt über eine leistungsfähige und moderne Anlage zur Dampferzeugung und damit optimale Produktionsbedingungen – gekoppelt mit innovativer Technologie für die Stromund Wärmeerzeugung. Damit wurde das gestellte Ziel einer effizienten, versorgungssicheren, klimaschonenden sowie wirtschaftlich rentablen Lösung erreicht. Es wird nicht allein die notwendige Wärmemenge in Form von Dampf zur Verfügung gestellt, gleichzeitig erzeugt die Mikro-Gasturbine Strom, den Bombardier im eigenen Werk einsetzt.

Mehr noch: Wir haben in Zusammenarbeit mit Bombardier ein erstes Energieeffizienz- Quartier im Industriebereich (EEQ3-Ind.) geschaffen. Mit dieser Millioneninvestition im Görlitzer Werk konnten wir erneut unter Beweis stellen, dass sich die Stadtwerke Görlitz AG nicht damit begnügt, nur die Energie zu liefern. Wir sind in der Lage, innovative und maßgeschneiderte Energiekonzepte zu erarbeiten und diese zur größten Zufriedenheit unserer Auftraggeber zu realisieren.

Mit Fortschreiten der Energiewende werden die Einsatzmöglichkeiten der EEQs aufgrund der modularen Aufbauweise zukünftig noch weiter steigen. Nicht nur Kommunen sowie Privathaushalte oder Industriekunden profitieren von dieser effizienten und kostengünstigen Energieerzeugung sondern auch die Umwelt kann maßgeblich geschont werden. So leisten Energie-Effizienz-Quartiere einen aktiven Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland.

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