Nachricht

< DOdata – Der SmartCity DataHub für Dortmund
08.09.2020 17:35 Alter: 4 yrs

Partnerschaft auf Augenhöhe

Die enviaM-Gruppe ist als führender regionaler Energiedienstleister eng mit Städten und Gemeinden in Ostdeutschland verbunden. Rund 650 Kommunen sind am Unternehmen beteiligt. Beide Seiten arbeiten bei der Umsetzung der Energiewende Hand in Hand vor Ort zusammen.   Über eine nachbarschaftliche Beziehung der besonderen Art sprachen wir mit dem enviaM-Vorstandsvorsitzenden Dr. Stephan Lowis.


Dr. Stephan Lowis, Vorsitzender des Vorstandes, envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM) Foto: Jürgen Jeibmann

„Die kommunale Energiepolitik hat durch die Energiewende eine deutliche Aufwertung erfahren.“

Herr Dr. Lowis, welche Rolle spielen die Kommunen für die enviaM-Gruppe?

Als regionaler Energiedienstleister unterhalten wir sehr enge Beziehungen zu den Kommunen. Städte und Gemeinden bestimmen als Anteilseigner unsere Unternehmensentwicklung maßgeblich mit. Ihre Bürgermeister beraten uns in unserem Beirat in Fragen der Unternehmens- und Energiepolitik. Kommunen gestatten uns als Konzessionsgeber, Energienetze in ihrem Hoheitsgebiet zu betreiben und unsere Kunden vor Ort zu versorgen. Sie entscheiden mit uns gemeinsam über die Vergabe von Sponsoringmitteln für lokale Vereine, Initiativen und Projekte. Städte und Gemeinden sind außerdem wichtige Kunden für uns. Und: Sie sind nicht zuletzt unsere Heimat. Unsere Mitarbeiter leben und engagieren sich vor Ort. All dies zeigt die enorme Bedeutung, die die Kommunen für uns besitzen. Wir haben deshalb sehr bewusst eine eigene Kommunalbetreuung ins Leben gerufen, die im ständigen Austausch mit den Städten und Gemeinden steht. Wir arbeiten sehr vertrauensvoll miteinander zusammen und pflegen eine

Ihr Unternehmen leistet einen wesentlichen Beitrag zur kommunalen Wertschöpfung. Können Sie diesen beziffern?

Für das Geschäftsjahr 2019 haben wir Dividendenzahlungen in Höhe von 67 Millionen Euro an die rund 650 ostdeutschen Kommunen ausgeschüttet, die an uns beteiligt sind. Unsere Gewerbesteuerzahlungen an Städte und Gemeinden beliefen sich auf rund 57 Millionen Euro, unsere Konzessionsabgaben auf rund 60 Millionen Euro und unsere Sponsoring- und Spendenzahlungen auf rund 2 Millionen Euro. Hinzu kamen Aufträge an lokale Lieferanten in Höhe von rund 336 Millionen Euro. Sie merken: Unsere lokale Wertschöpfung ist eine wichtige Größe für die kommunalen Haushalte. Sie trägt wesentlich zu einer positiven Entwicklung des Städte- und Gemeindelebens bei. Auch in Zeiten der Corona-Krise können sich die Kommunen auf unsere Zahlungen verlassen. Wir sind und bleiben ein zuverlässiger regionaler Partner.

In der Corona-Krise hat die digitale Zusammenarbeit eine deutliche Aufwertung erfahren. Wie unterstützen Sie hier die Kommunen?

Wir haben bereits 2019 ein Kommunal-Portal im Internet eingerichtet. Hier können die Städte und Gemeinden Geschäftsvorgänge mit uns einfach und bequem online regeln und Informationen rund um die Uhr abrufen. So istvon uns beispielsweise der gesamte Prozess der Konzessionsabgaben-Abrechnung und der Antragstellung fürden Fonds Energieeffizienz für Kommunen digitalisiert worden. Mit ihm fördern wir finanziell Energieeffizienzprojekte in Städten und Gemeinden. Des Weiteren können im Portal W11ertschöpfungszahlen abgerufen und Sponsoringprojekte eingesehen werden. Wir denken ständig über neue Angebote nach. Aktuell prüfen wir, ob wir im Portal eine digitale Plattform für die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgern der Kommunen bereitstellen können. Wäre toll, wenn das klappen könnte.

Bieten Sie den Kommunen neben dem Portal auch weitere digitale Produkte und Dienstleistungen an?

Wir haben zahlreiche digitale Produkte und Dienstleistungen für Kommunen im Portfolio. Ein Beispiel ist unser onlinegestütztes Energiemanagement-System. Mit ihm können Städte und Gemeinden ihren Energieverbrauch, ihre Energiekosten und ihre Energieemissionen genau erfassen. Es ermöglicht ihnen so, ihre Energieversorgung sehr viel effizienter und effektiver zu betreiben. Selbstverständlich sind auch alle Energieverträge abrufbar. Ein anderes Beispiel ist unsere App, mit der Kommunen die Ablesung ihrer Stromzähler einfach und bequem digital durchführen können. Wir haben diese 2019 in einem Pilotprojekt in fünf Städten und Gemeinden getestet und dafür großen Zuspruch erhalten.

Trendsetter für die Digitalisierung im Messwesen ist das Submetering. Wie ist enviaM in Richtung kommunale Wohnungsgesellschaften aufgestellt?

Wir bieten kommunalen Wohnungsgesellschaften das Messen, Ablesen und Abrechnen des Strom-, Erdgas-, Wärme- und Wasserverbrauchs für Wohnimmobilien aus einer Hand an. Unsere Submetering-Lösung spart Zeit und Kosten und erhöht die Zuverlässigkeit. Die ersten Wohnungsgesellschaften setzen unser intelligentes Ablesesystem bereits erfolgreich in der Praxis ein und sind mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Die Energiewende wird vor Ort umgesetzt. Die Kommunen sind hier ein wichtiger Treiber. Wie arbeiten Sie beim Wandel der Energieversorgung mit ihnen zusammen?

Die kommunale Energiepolitik hat durch die Energiewende eine deutliche Aufwertung erfahren. Städte und Gemeinden setzen den Wandel der Energieversorgung vor Ort um und haben eine wichtige Vorbildfunktion für ihre Bürger. Wir unterstützen die Kommunen dabei auf vielfältige Weise. Ein Schwerpunkt ist die Förderung der Energieeffizienz. Mit unserem Fonds Energieeffizienz für Kommunen haben wir 2019 Projekte in mehr als 200 Kommunen mit rund 340.000 Euro finanziell unterstützt. Im Mittelpunkt stehen die Umrüstung der Straßenbeleuchtung und der Lichtsysteme in kommunalen Gebäuden sowie die Erneuerung von Heizungsanlagen und die Gebäudedämmung. Auch die von der Bundesregierung angeregte Gründung von Energieeffizienznetzwerken haben wir gemeinsam mit zahlreichen Städten und Gemeinden umgesetzt und uns auf ehrgeizige Einsparziele verständigt.

Die Energiewende ist auch eine Verkehrswende. Was tun Sie für die Kommunen an dieser Stelle?

Wir haben ein Elektromobilitäts-Programm für Kommunen aufgelegt. Hier können Städte und Gemeinden für einen Zeitraum von 15 Tagen Elektroautos für kommunale Zwecke testen. Bislang haben mehr als 140 Kommunen davon Gebrauch gemacht. Behilflich sind wir den Städten und Gemeinden auch beim Aufbau der Ladeinfrastruktur. Wir haben 2019 in über 60 Kommunen neue Ladesäulen errichtet und dafür Mittel aus dem Bundesförderprogramm für Elektromobilität genutzt. Momentan betreiben wir rund 180 öffentlich zugängliche Ladesäulen in Ostdeutschland, die sich neben Städten und Gemeinden auch an Verkehrsknotenpunkten und Unternehmensstandorten befinden.

Die enviaM-Gruppe hat zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur Energiewende aufgelegt. Wie erfolgt die Einbindung der Kommunen?

Die Kommunen in unserem Versorgungsgebiet sind an sehr vielen Forschungs- und Entwicklungsprojekten von uns als Referenzkunden beteiligt. Ein aktuelles Beispiel ist unser Projekt FlexNet-EkO, das wir in der Gemeinde Niederbobritzsch im Landkreis Mittelsachsen durchführen werden. Hier untersuchen wir, wie wir Spannungsschwankungen, die durch die zunehmende Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien entstehen, abmildern und einen unnötigen Netzausbau vermeiden können. Die Vorbereitungen laufen. Der Startschuss ist 2021 geplant.

Herr Dr. Lowis, vielen Dank für das Gespräch.

www.enviam.de

Die enviaM-Gruppe fördert den Ausbau der Elektromobilität in Kommunen. Thomas Zenker, Bürgermeister von Groschräschen in Brandenburg (links), freut sich über die Inbetriebnahme der neuen Schnell-Ladesäule in seiner Stadt im Beisein des enviaM-Vorstandsvorsitzenden Dr. Stephan Lowis (Mitte).

Foto: Michael Setzpfand