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ÖPNV in ländlichen Räumen stärken
Anlässlich des bundesweiten Tages der Daseinsvorsorge sprach sich der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für eine Stärkung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in ländlichen Räumen aus.
Laut Bundesregierung lebt über die Hälfte der deutschen Bevölkerung in ländlichen Räumen. Angesichts neuer digitaler Möglichkeiten und der zu erreichenden Klimaschutzziele im Verkehr sieht VDV-Präsident Jürgen Fenske gute Voraussetzungen für eine Stärkung von Bus- und Bahnangeboten auch außerhalb von Großstädten und Ballungsräumen.
Foto: Christoph Seelbach
Die Menschen im ländlichen Raum brauchen im Rahmen der Daseinsvorsorge maßgeschneiderte, flexible und bezahlbare Mobilitätsangebote. Der ländliche Raum darf deshalb nicht vom ÖPNV abgehängt werden.
Das ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum war über viele Jahre lang geprägt durch Bevölkerungsrückgang und demografischen Wandel. Mit hohem Aufwand konnten die Verkehrsunternehmen vor Ort immer häufiger nur noch ein Grundangebot an Bus- und Bahnverbindungen aufrechterhalten. Seit einigen Jahren aber lassen sich laut statistischem Bundesamt in vielen Kreisen und Gemeinden deutschlandweit stabile, sogar steigende Einwohnerzahlen feststellen. Gründe dafür sind unter anderem bezahlbarer Wohnraum und eine leicht steigende Geburtenrate.
Bedarfsgerechte Angebote gefragt
Diese Entwicklung ist eine Chance für den ÖPNV, um hier durch attraktive Angebote wieder Fahrgäste zu gewinnen. Der ländliche Raum in Deutschland ist vielfältig. Die eine maßgeschneiderte Mobilitätslösung gibt es deshalb nicht, es geht um flexible und bedarfsgerechte Angebote, die sich an die jeweilige Situation der dort lebenden Bevölkerung anpassen. Der ÖPNV hat auch in der Fläche erhebliches Potenzial, um Emissionen im Verkehr zu mindern und die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse vor Ort durch bezahlbare, verlässliche Mobilität zu sichern. Als Branchenverband VDV sehen wir einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Stärkung des Nahverkehrs in ländlichen Räumen in der so genannten „Differenzierten Bedienung“.
Differenzierte Bedienung führt zu Fahrgastzuwachs
Der Fachbegriff „Differenzierte Bedienung“ beschreibt nichts anderes, als die bestmögliche Abstimmung der verschiedenen Mobilitätsangebote aufeinander. Im ländlichen Raum bildet dabei ein übergeordnetes Hauptnetz von Bussen und Bahnen im Taktverkehr das Rückgrat des Nahverkehrs. Ergänzt wird es von lokalen Linienverkehren, die von den Haltepunkten des Hauptnetzes aus eine Region erschließen. Der letzte Baustein ist dann die flexible Bedienung vor Ort, wie Rufbusse, weitere On-Demand-Angebote oder auch Car-, Bikeund Ridesharing für die letzten Kilometer. Erste Projekte wie etwa der Plus-Bus im Landkreis Potsdam-Mittelmark, dessen Fahrgastzahlen seit 2014 um bis zu 50 % gestiegen sind, zeigen, dass es geht.
Das Ziel im Sinne der Daseinsvorsorge und des Klimaschutzes muss es sein, den Marktanteil des ÖPNV in ländlichen Räumen von heute nur etwa fünf Prozent bis zum Jahr 2030 deutlich zu erhöhen. Wenn sich die Bevölkerungszahlen weiter positiv entwickeln und immer mehr Menschen in die nächstgelegenen Mittel- und Oberzentren pendeln müssen, dann sehen wir gute Chancen für einen modernen, emissionsarmen und flexiblen ÖPNV, um auch in der Fläche Fahrgäste hinzuzugewinnen.
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