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< Oesterreichs Energie fordert temporären Strommarkteingriff
21.12.2022 09:44 Alter: 2 yrs

Nur Problemverschiebung bei einer minimalen „echten“ Entlastung

Das Dritte Entlastungspaket der Ampelkoalition im Umfang von 65 Mrd. Euro enthält unter anderem eine Strompreisbremse, Einmalzahlungen und Heizkostenzuschüsse und soll die Härte der Inflation und der hohen Energiepreise für die Bevölkerung abfedern. Zu dem beschlossenen Paket sprachen wir mit Martin Bornholdt, Geschäftsführender Vorstand der DENEFF Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V.


Martin Bornholdt, Geschäftsführender Vorstand DENEFF Foto: Marco Urban

„Energieeffizienz ist Schlüssel zu effektivem Klimaschutz, bezahlbarer Energie, Städten und Gebäuden mit hoher Lebensqualität, einer resilienten Infrastruktur und letztlich auch zu bezahlbarer Energie. Nur strukturelle Investitionen, die den Energiebedarf und damit die Kosten nachhaltig senken, können langfristig Abhilfe und damit wahre Entlastungen schaffen.“ Martin Bornholdt

Herr Bornholdt, wie ist Ihre Bewertung zum „Dritten Entlastungspaket“ der Bundesregierung?

Als DENEFF geben wir zu bedenken, dass die akute finanzielle Unterstützung zwar sozial notwendig und richtig ist, aber langfristig weder der Bevölkerung noch der Wirtschaft hilft, die hohen Energiekosten zu stemmen. Das Entlastungspaket gibt viel Geld aus, um den Status Quo zu erhalten, während dringend gebotene Investitionen in die Transformation des Energiemarktes völlig außer Acht gelassen werden. Ohne signifikante zusätzliche Investitionen, um von fossilen Energieimporten unabhängiger zu werden, können wir diesen Teufelskreis nicht stoppen. Im nächsten Winter stehen wir dann wieder vor den gleichen Problemen.

DENEFF fordert als Beispiel die Schonung der Gasspeicher durch Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren?

Zum Zweck des Energiesparens soll die Temperatur in öffentlichen Gebäuden auf 19 Grad reduziert werden. Auf Dauer in solchen Gebäuden zu frieren, kann nicht die Lösung sein. Denn 68 Prozent des Gasverbrauchs gehen nach wie vor auf das Konto von Industriebetrieben und Privathaushalten. Besser wäre es, die Gebäudeeffizienz zu erhöhen und die Abwärme aus Rechenzentren zur Beheizung heranzuziehen, die aktuell größtenteils ungenutzt an die Umwelt abgegeben wird. Nach Expertenmeinung könnte man mit der gesamten aktuellen Abwärme aller deutschen Rechenzentren eine Großstadt wie Berlin beheizen. Ein Beispiel für die Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren liefert die Telehouse Deutschland GmbH mitten in Frankfurt, dem wichtigsten „Digital Hub“ Europas. Durch die Abwärmenutzung spart das Rechenzentrum jährlich nicht nur zwischen 400 und 500 Tonnen CO2 ein, sondern stellt einen Teil der Abwärme dem benachbarten Wohnquartier Westville mit 1.330 Wohnungen zur Verfügung.

Gemeinsam mit anderen Verbänden fordert DENEFF ein wirksames Energieeffizienzgesetz ...

Deutschland verfehlt seine bereits 2010 festgelegten Energieeffizienzziele um Längen. Deshalb fordern Verbraucher-, Wirtschafts- und Umweltverbände mehr Langfristigkeit in der Energieeffizienzpolitik und verbindliche Ziele und fordern in einem Appell an die Bundesregierung einen dauerhaften, verbindlichen Rechtsrahmen sowie breitere, langfristige Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Dies ist aber nur mit einem Energieeffizienzgesetz und festen Sektor-Zwischenzielen für Energieeinsparungen zu erreichen. Ein solcher Rechtsrahmen umfasst verbindliche Energiesparziele für die Jahre 2025, 2030, 2035, 2040 und 2045, die sowohl Primär- und Endenergieverbrauch adressieren als auch klare Verantwortlichkeiten und fest definierte Maßnahmen benennen, die greifen, wenn die Ziele weiterhin verfehlt werden. Nur so schaffen wir die erforderliche Investitionssicherheit, auch in Bezug auf Fördermechanismen, sowie die Bereitschaft in Bevölkerung, Industrie und Wirtschaft, die Energiewende aktiv mitzugestalten.