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Neues Gesetz verändert Messwesen tiefgreifend
Der Bundesrat hat im Juli den Weg für das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende und somit auch für das Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) freigemacht, mit weitreichenden Folgen für die Energieversorger. Das Unternehmen Thüga MeteringService GmbH (TMS) in Naila hat sich seit längeren auf diese Entwicklung vorbereitet und ist mit einem Stufenmodell zur Gateway-Administration bereits auf dem Weg.
Aktueller Anlass, um im Gespräch mit Peter Hornfischer, Geschäftsführer von TMS zu erfahren, wie sich die Servicegesellschaft auf die neuen Anforderungen eingestellt hat.
Herr Hornfischer, nimmt jetzt die Digitalisierung der Energiewende Fahrt auf?
Es ist beschlossene Sache: Das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende und mit ihm als Bestandteil auch das Messstellenbetriebsgesetz werden in Kraft treten. Wir sehen uns in dem Weg bestätigt, den wir von der Thüga MeteringService GmbH lange vorbereitet haben. Denn laut Gesetz müssen grundzuständige Messstellenbetreiber ab 2017 bis 2032 klassische Zähler durch moderne Messeinrichtungen austauschen. Das intelligente Messsystem (iMSyS) wird hierbei das Schlüsselelement für die Erhebung und Weiterverarbeitung sowie die Kommunikation von Daten sein. Es besteht aus einer oder mehreren modernen Messeinrichtungen, die über das Smart-Meter-Gateway (SMGW) in ein Kommunikationsnetz eingebunden sind. Mit der Erfahrung und Expertise im Geschäftsfeld Metering sieht sich TMS als ITDienstleister, der seine Partner im Energiemarkt als „Full Service“-Anbieter von der Einführung des Messsystems über alle Prozessstufen bis zur Zertifizierung begleitet.
10 Jahre TMS ist eine Erfolgsgeschichte aus Naila. Ist das Geschäftsmodell dafür die Grundlage?
Innovative Ideen und kunden- sowie lösungsorientierte Ansätze sind Säulen unserer Firmenphilosophie und tragen unser Geschäftsmodell. Heute zählen wir im Bereich Messwesen zu den führenden Unternehmen der Branche und derzeit mehr als 250 Partner der Strom-, Gas- und Wasserbranche nehmen unsere Leistungen in Anspruch. Wichtigstes Potential aber sind unsere inzwischen über 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nur mit ihnen können wir die vielfältigen Aufgaben in den Bereichen Messdatenbeschaffung und Energiedatenmanagement erfüllen, so u. a. Software- Entwicklung, RZBetrieb, Leitstellenbetrieb für Zählerfernauslesung, Smart Metering, Operative Services und Beratung. Zudem unterstützen wir als TMS mit unserem Angebot komDSL kommunale Energieversorger dabei, ihr eigenes Glasfasernetz auszubauen, um Kunden Breitband- Internetzugänge anbieten zu können.
Was bieten Sie Kunden für die Zusammenarbeit im Bereich Digitalisierung?
Als einer der großen Anbieter verfügen wir heute über die nötigen Zählpunkte, um ein attraktives Preismodell für die Gateway-Administration und weitere energiewirtschaftliche Dienstleistungen zu offerieren. Wir beschäftigen uns seit vielen Jahren mit den Herausforderungen zu intelligenten Zählern und Messsystemen, von der Technik über den Rollout bis zur Gateway-Administration. Denn die vom Smart Meter gelieferten Daten müssen aufbereitet, kommuniziert und gespeichert werden. Heute gehört TMS zu den künftig deutschlandweit rund zehn Gateway- Administratoren, die diesen Prozess abwickeln. Gerade beim Thema Smart Metering zeigt sich, dass unser Unternehmen nicht nur auf
die Erfüllung gesetzlicher Vorgaben setzt, sondern auch stets einen möglichst umfassenden Zusatznutzen für Netz- und Messstellenbetreiber sowie Endkunden bieten will. Neben größtmöglicher Transparenz bei der Abrechnung legen wir besonderen Wert auf Neutralität, also die Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern oder Systemen.
Wie hat sich TMS auf das Digitalisierungsgesetz vorbereitet?
Damit Verteilnetzbetreiber ihre nun grundlegend veränderte Marktrolle aus wirtschaftlicher, technischer und auch administrativer Sicht bewältigen können, hat TMS Lösungen für Energieversorger in ein modulares TMSStufenmodell gepackt. Mit diesem Stufenmodell kann das Vorgehen beim Rollout intelligenter Messsysteme und der Smart Meter Gateway-Administration strukturiert erfolgen. Es bietet so den notwendigen Freiraum, nur die Services zu nutzen, die tatsächlich benötigt werden. In der ersten Stufe bieten wir in einem Pilotprojekt den Einbau erster Prototypen an. So können Kunden erste Erfahrungen mit Testgeräten und der Gateway-Administration sammeln. In einer Übergangsphase werden dann weitere Anwendungsfälle getestet. Dies können variable Tarife, Schnittstellen zu Verbrauchsabrechnungssystemen oder die Marktkommunikation sein. Hier können die Kunden den Übergang von der alten zur neuen „System-Welt“ überprüfen. Danach erfolgt ab 2017 der Übergang in den Regelbetrieb mit vollem Leistungsumfang. Aus der ersten Stufe (an der mehr als 70 Energieversorger teilhaben) liegen bereits erste Pilotprojekt-Erfahrungen zum Rollout und zur Gateway-Administration vor. Diese Erfahrungen werden aktuell verarbeitet und fließen in den späteren Regelbetrieb ein. Dem EVU wird somit genügend Zeit gegeben, sich auf den Rollout vorzubereiten.
Welche Vorteile bietet das TMSStufenmodell?
Neben den technischen und informativen Komponenten profitieren Teilnehmer am TMS-Stufenmodell vor allem ökonomisch. Denn im Thüga-Verbund werden durch die Bündelung von Kompetenz und Größe verlässliche Preismodelle und Tools zur Wirtschaftlichkeitsberechnung aufgelegt. Thüga hat berechnet, dass Kooperationsmodelle mit einer Größenordnung von mindestens 500.000 Zählpunkten erforderlich sind, um eine effiziente Kostenstruktur zu erreichen. Über TMS können sich Messstellenbetreiber so deutschlandweit das größte Bündelungspotential im Markt von bis zu 7,7 Millionen Zählpunkten erschließen. Anfang August hat TMS sein Preismodell für den Regelbetrieb SMGW-Administration bekannt gegeben. Der Aufbau ist modular, so dass der Kunde seine Bausteine individuell zusammenstellen kann. Alle Bestandteile, die für den Regelbetrieb erforderlich sind, stehen zur Verfügung: von der Marktkommunikation (Mako) über Head End System (HES) bis zum Meter Data End System (MDS). Und mit einem Excel-Tool kann jedem EVU seine individuelle Kostenschätzung für die nächsten acht Jahre erstellt werden.
Aktuell gibt es in der Thüga-Gruppe einen Zusammenschluss für mehr (Energie-) Effizienz?
Ja, Thüga MeteringService und Thüga Energieeffizienz, beide als Plus-Gesellschaften im Thüga-Verbund, wachsen zuammen. Ziel der neuen Gesellschaft ist die Bündelung von Dienstleistungen und Know-how, um so die neuen Herausforderungen durch fortschreitende Digitalisierung der Energiewirtschaft wirtschaftlicher zu gestalten. Hierbei geht es um den Ausbau der strategischen Lösungskompetenz. Vor allem Stadtwerke und Energieversorger sollen von den Skaleneffekten durch die zentrale Bündelung von Dienstleistungen und Expertenwissen aus dem Zusammenschluss profitieren. Es geht darum, ein hohes Maß an informationstechnologischer und energiewirtschaftlicher Kompetenz zusammenzuführen. Da in den letzten Jahren die Themen Smart Energy und Energie-Effizienz verstärkt in den Fokus rückten und im Thüga-Verbund stetig an aktuellen, energieeffizienten Lösungen für Energieversorger gearbeitet wird, ist dieser Zusammenschluss nun auch konsequent. Er wird personell durch Franz Schulte, bislang Geschäftsführer der Thüga Energieeffizienz GmbH unterstützt. Die Standorte Naila und München der bisherigen Servicegesellschaften werden auch unter der künftigen Gesellschaft weitergeführt.