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03.09.2019 13:40 Alter: 5 yrs

Mit ELEMENT EINS haben wir eine Welle in Bewegung gesetzt

Das Power-to-Gas-Pilotprojekt ELEMENT EINS wurde vor wenigen Wochen von Bundeswirtschaftsminister Altmaier als Gewinner im Ideenwettbewerb „Reallabor der Energiewende“ ausgezeichnet. Gasunie Deutschland, Thyssengas und TenneT TSO sind die Partner im Projektkonsortium.


Für THEMEN|:magazin informiert Jens Schumann, Vorsitzender der Geschaftsführung Gasunie Deutschland zu Zielen des Projektes.

Foto: Gasunie Deutschland

Herr Schumann, noch gar nicht lange her war die Energie-Zukunft „all electric“ – heute eher „all hydrogen“. Zwischen Rausch und Realität – wo bewegt sich da ELEMENT EINS?

Wir befinden uns aktuell inmitten der größten Herausforderung: Das Mindset insbesondere der Politik dahingehend zu beeinflussen, dass unsere Themen Sektorkopplung, Power-to- Gas und Wasserstoff als Potenzial für das Energiesystem der Zukunft aufgenommen werden - und zwar auf breiter Basis, gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich.

Sicherlich ist „grüner Wasserstoff“ nicht die Lösung aller Probleme – Stichwort: der nur schleppend vorankommende Stromnetzausbau - und erst recht macht es keinen Sinn, Milliarden in die Vision einer Wasserstoff- Gesellschaft zu pumpen. Trotzdem sollten wir den Mut aufbringen, Investitionen in vielversprechende Technologien wie Power-to-Gas zu ermöglichen, damit diese jetzt in Form von konkreten Projekten im Industriemaßstab – wie zum Beispiel Element Eins - Fahrt aufnehmen und sich beweisen können. Denn diese sind lange schlichtweg vernachlässigt worden, und zwar nicht nur technologisch, sondern vor allem auch regulatorisch. Dies ist ein Punkt, der uns als Fernleitungsnetzbetreiber besonders berührt.

Bei ELEMENT EINS gibt es Bewegung …

Den Beweis dafür, dass aktuell Dinge in Bewegung kommen und sich neue Wege auftun erleben wir gerade als Partner des Powerto- Gas-Projektkonsortiums ELEMENT EINS - gemeinsam mit dem Stromübertragungsnetzbetreiber TenneT und dem Fernleitungsnetzbetreiber Thyssengas. Gemeinsam mit Forschungsinstituten werden wir jetzt Fragen der Strom- und Gasnetzintegration und der technischen Auslegung des Elektrolyseurs sowie der Entwicklung von Betreibermodellen und des regulatorischen Umfelds grundlegend untersuchen. Von den Ergebnissen erwarte ich mir konkrete Aussagen zu diesen wichtigen Fragestellungen, die auch für die Politik insbesondere in Hinblick auf den zukünftigen Regulierungsrahmen wertvoll sein werden.

Für uns ist es ein wichtiges Signal, dass es nach umfangreicher fachlicher und politischer Prüfung zu dieser positiven Bewertung von Potenzial und Tragweite des von den Projektpartnern entwickelten Forschungsansatzes gekommen ist. Wir alle sind uns einig, dass mit der Entscheidung des BMWi ein echter Innovationsschritt in Richtung Energiewende vollzogen werden kann.

Was ist ELEMENT EINS konkret?

Mit ELEMENT EINS realisieren wir einen Elektrolyseur der 100 MW-Klasse an einer leistungsstarken Schnittstelle der Strom- und Gasinfrastruktur in Norddeutschland. Schrittweise ab 2022 soll Deutschlands größte Power-to-Gas-Pilotanlage ans Netz gehen und grünen Strom in Gas umwandeln, um so neue Verwendungs-, Speicher- und Transportpotenziale für erneuerbaren Strom zu erschließen. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie bewerten wir gerade die beiden potentiellen Standorte.

Als Lokationen kommen die Ortschaften Diele und Conneforde in Betracht, die beide über eine gute Anbindung an das Gas-Fernleitungsnetz verfügen und an denen heute bereits Umspannwerke von TenneT bestehen, in denen Offshore-Windstrom aus der Nordsee gesammelt und weiterverteilt wird. Das Ineinanderfassen von Strom- und Gasinfrastruktur durch die Power-to-Gas-Technologie ermöglicht es, den in Wasserstoff umgewandelten Grünstrom nicht nur über bestehende Gasleitungen von der Nordsee ins Ruhrgebiet zu transportieren, sondern unter anderem auch über Wasserstoff-Tankstellen für Mobilität und über die Speicherung in Kavernen für die Industrie zur Verfügung zu stellen. Kurz: Mit ELEMENT EINS integrieren wir Elektron und Molekül und verbinden auf intelligente Weise bisher getrennt gedachte, geplante und realisierte Energieinfrastrukturen. Wichtig für mich ist dabei der Aspekt Interaktion auf allen Wertschöpfungsstufen: Denn wir wollen auch ein Modell für den Markt entwickeln, das die komplexen Beziehungen unternehmerischer Aktivitäten auf der Infrastruktur- Seite, der Commodity-Seite und der Consumer- Seite umfasst. Auf dieser Basis kann sich dann die technologisch/wirtschaftliche Skalierung dieser Sektorkopplungstechnologie im wettbewerblichen Umfeld entfalten.

Welche Bedeutung hat ELEMENT EINS für das Thema Klima und Umwelt?

Das Power-to-Gas-Projekt betritt im industriellen Maßstab nicht nur technisches Neuland, sondern sucht nach Lösungswegen im gesellschaftlichen, politischen und regulatorischen Kontext, um eines drängendsten Probleme unserer Zeit – den Klimawandel – zu stoppen. ELEMENT EINS passt hier übrigens gut in das Projektportfolio von Gasunie, die sich im Einsatz für eine nachhaltige Klimapolitik an innovativen Projekten und Initiativen rund um das Thema Wasserstoff in Nordwesteuropa beteiligt. Dazu gehören Studien – der Mitte Februar 2019 vorgestellte Infrastructure Outlook 2050 zum Beispiel – ebenso wie strategische Partnerschaften und Netzwerke. Hinzu kommen eine Reihe von konkreten Wasserstoffvorhaben unterschiedlichster Größe und Ausprägung in Deutschland und den Niederlanden, die eine wie ich finde sehr eindrucksvolle Projektlandkarte ergeben.

Thema Sektorkopplung – wo stehen wir in zehn Jahren und wohin geht die Reise mit Blick auf 2050 und darüber hinaus?

ELEMENT EINS leistet einen Beitrag, die infrastrukturelle Sektorkopplung, also die intelligente Verbindung der Strom- und Gasnetze, für die Umsetzung der Energiewende zu verproben. Power-to-Gas und Wasserstoff begreife ich als Chance insbesondere für unsere Grundstoffindustrie und den Schwerlastverkehr. Langfristig geht es darum volkswirtschaftlich sinnvolle und effiziente Lösungen für die Erschließung weiterer Sektoren mit erneuerbarer Energie zu entwickeln, um im Jahr 2050 eine nahezu CO2-emissionsfreie Volkswirtschaft zu haben.

Weitere Information unter: Opens external link in new windowwww.gasunie.de; Opens external link in new windowwww.element-eins.eu