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< „Schlafender Riese“ mit viel Potenzial
19.11.2014 10:27 Alter: 10 yrs

Kraft-Wärme-Kopplung voranbringen

Fernwärme ist eine kostengünstige, komfortable Alternative zu Öl- und Erdgasheizungen. In Frankfurt am Main versorgt die Mainova AG über ein 269 km langes Leitungsnetz fast 23.000 Kunden mit Fernwärme, die in den Heizkraftwerken des Unternehmens mittels umweltschonender Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt wird. KWK-Anlagen erreichen je nach eingesetzter Technik einen Brennstoffnutzungsgrad von bis zu 80 %, durch den geringeren CO2-Ausstoß tragen sie zusätzlich noch zum Schutz von Umwelt und Klima bei. Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorsitzender des Vorstands der Mainova AG plädiert für eine stärkere Unterstützung der Kraft-Wärme-Kopplung.


Spezialisten der Mainova-Tochter NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH bei Rohrlegearbeiten für eine neue Fernwärmeverbindung in der Frankfurter Innenstadt.

Die gleichzeitige Gewinnung von Strom und Wärme für Heizzwecke mittels Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist eine Domäne der Stadtwerke. Viele kommunale Energieversorger betreiben KWK-Anlagen in Verbindung mit Fernwärmenetzen. Durch KWK lassen sich die eingesetzten Brennstoffe sehr viel besser nutzen, als dies bei einer getrennten Produktion von Strom und Wärme der Fall wäre. KWK-Systeme sind damit ein wichtiges Instrument zur Steigerung der Primärenergieeffizienz und zur Einsparung von CO2-Emissionen. Bereits heute spart die KWK gegenüber der ungekoppelten Erzeugung von Strom und Wärme 56 Millionen Tonnen CO2 ein.

Folgerichtig soll die KWK-Technologie eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen. Die Planungen sehen vor, dass der Anteil der Stromerzeugung aus KWK bis 2020 auf 25 Prozent steigen soll. Union und SPD haben diese Quote in ihrem Koalitionsvertrag zuletzt noch einmal bekräftigt. Allerdings droht das KWK-Ausbauziel verfehlt zu werden. Der KWK-Anteil verharrt schon seit einigen Jahren bei ungefähr 16 % der deutschen Nettostromerzeugung. Der Ausbau der KWK ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Dabei ist das technische Kraft-Wärme-Kopplungs- Potential noch längst nicht ausgeschöpft.

Der Hauptgrund für den zögerlichen Ausbau der KWK-Technologie ist in den aktuellen energiepolitischen Rahmenbedingungen zu suchen. Insbesondere die KWK-Anlagen der Stadtwerke leiden unter den Verzerrungen und Verwerfungen auf dem Strommarkt. Der subventionierte Ausbau der erneuerbaren Energien hat zu einem starken Rückgang des Börsenstrompreises geführt. Außerdem ist es zu einem Preisverfall auf dem Markt für Emissionszertifikate gekommen. Beides zusammen hat dazu geführt, dass ausgerechnet hocheffiziente KWK-Kraftwerke in vielen Fällen nicht mehr rentabel betrieben werden können. Begünstigt werden stattdessen die CO2-intensiven Braunkohlekraftwerke. Sie laufen rund um die Uhr. Zuletzt sind deshalb sogar die CO2-Emissionen des deutschen Stromsektors wieder angestiegen.

Angesichts dieses Missstandes sollte der Gesetzgeber rasch und unabhängig von der Diskussion um einen Kapazitätsmarkt Maßnahmen im Sinne eines Nachteilsausgleichs ergreifen. KWK als effiziente Technologie zur CO2-Vermeidung muss die Chance bekommen, in einem fairen Wettbewerb ihre Vorteile auszuspielen. Das ist derzeit nicht der Fall. Zwar sieht das KWK-Gesetz (KWK-G) eine Förderung von KWK-Strom vor, aber diese Regelung erstreckt sich nur auf neue und modernisierte Anlagen und ist zeitlich limitiert. Bestandsanlagen gehen dagegen leer aus. Abgesehen davon sind die vorhandenen Fördersätze nicht ausreichend, um eine Anreizwirkung für den Neubau bzw. die Modernisierung von KWK-Anlagen zu entfalten. Das ist bedauernswert.

Zum einen, weil die Stromerzeugung mittels Gas-KWK- bzw. Gas-und-Dampfturbinen- KWK-Systemen unter den herrschenden Bedingungen mit die geringsten CO2-Vermeidungskosten aufweist. Zum anderen, weil die KWK-Technologie in Verbindung mit Fernwärmenetzen eine effiziente Möglichkeit darstellt, um die Energiewende auch im Wärmesektor entscheidend voranzubringen. Insbesondere beim älteren Mietwohnungsbestand in Ballungsgebieten weist Fernwärme regelmäßig die geringsten CO2-Vermeidungskosten auf.

Anfang Oktober hat das Bundeswirtschaftsministerium eine Evaluierungsstudie zur KWK veröffentlicht. Diese KWK-Studie arbeitet klar heraus, dass ein betriebs- wie volkswirtschaftlich hohes KWK-Potenzial in Deutschland vorhanden ist, aber Verbesserungen im KWK-Gesetz dringend notwendig sind. Der Gesetzgeber sollte deshalb den Problemen, vor denen insbesondere KWK-Bestandsanlagen stehen, angemessen Rechnung tragen. Es geht jetzt darum, den eigentlich wirtschaftlich effizienten KWK-Anlagenpark durch die gegenwärtige Phase zu bringen, die durch massive Marktverzerrungen charakterisiert ist.

Die langfristigen Perspektiven für die KWK – faire Wettbewerbsbedingungen vorausgesetzt – sind dagegen gut. Flexible KWKSysteme mit Wärmespeichern und Heizelementen sind die ideale Ergänzung zur volatilen Stromproduktion mittels Photovoltaikund Windkraftanlagen: Die KWK-Kraftwerke können immer dann einspringen, wenn der Wind gerade nicht weht und die Sonne nicht scheint. Überschüssige Wärme lässt sich in großen Heißwassertanks speichern und bei Bedarf ins Fernwärmenetz einspeisen. Herrscht dagegen ein Überangebot an Strom aus regenerativen Quellen, können die KWK-Anlagen heruntergefahren werden. Der überschüssige Ökostrom lässt sich dann mittels großer Heizelemente zur Wärmeerzeugung verwenden. Flexible KWK-Systeme besitzen damit eine Scharnierfunktion für das Gelingen der Energiewende: Sie verknüpfen auf hocheffiziente Weise Strom- und Wärmemarkt sowie konventionelle und regenerative Erzeugung.

Werden die Potentiale der KWK voll ausgeschöpft, kann damit auf ökonomisch effiziente Weise ein substantieller Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden. Laut einer Studie beträgt das CO2-Einsparpotential von KWK gegenüber der ungekoppelten Erzeugung von Strom und Wärme im Jahr 2030 zwischen 35 Millionen und 66 Millionen Tonnen CO2. Das allein entspräche ungefähr 3,7 bis 6,9 Prozent der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen von 2013 in Höhe von 951 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent.

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