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15.02.2016 11:22 Alter: 9 yrs
Kategorie: Digitalisierung

Kooperationen sind beim Smart Meter Roll out Schlüssel zum Erfolg

Der größte regionale Verteilnetzbetreiber in Ostdeutschland, die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom mbH (MITNETZ STROM), setzt bei der Umsetzung der Energiewende auf Kooperationen mit anderen Netzbetreibern und Hochschulen. Auch bei dem für 2017 geplanten Smart Meter Roll out baut Dr. Adolf Schweer, Technischer Geschäftsführer der MITNETZ STROM, auf die Zusammenarbeit mit Dritten, um die reibungslose Einführung der intelligenten Messsysteme sicherzustellen.


Foto: Michael Bader

Die Energiewende stellt die Netzbetreiber vor völlig neue Herausforderungen. Vor allem die Verteilnetzbetreiber erfahren eine deutliche Aufwertung. Um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, ist eine Zusammenarbeit der Unternehmen unerlässlich. Dies gilt im Besonderen für den bevorstehenden Smart Meter Roll out. MITNETZ STROM geht hier mit positivem Beispiel voran.

Netze immer häufiger überlastet

Die stetig steigende Stromeinspeisung aus Wind und Sonne fordert die Netzbetreiber insbesondere in Ostdeutschland immer häufiger heraus. Hier stammen schon heute im Jahresmittel über 90 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien. Stark überlastete Netze sind die Folge. Sie machen einen Netzausbau und angepasste Betriebsweisen erforderlich. Um einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten, musste MITNETZ STROM im Rahmen des Netzsicherheitsmanagements im Jahr 2015 insgesamt 534-mal in das Stromnetz eingreifen. An 201 Tagen wurde im Vorjahr Strom aus dem Verteilnetz der MITNETZ STROM zurück in das Übertragungsnetz gespeist.

Zur Lösung dieser und zahlreicher anderer Fragestellungen der Energiewende bei begrenzten Ressourcen setzt MITNETZ STROM intensiv auf Kooperationen mit Netzbetreibern und Hochschulen. So hat das Unternehmen zusammen mit anderen Verteilnetzbetreibern in Ostdeutschland die ARGE Flächennetzbetreiber Ost gegründet. In einem ersten Schritt wurde 2013 ein gemeinsamer Netzausbauplan (NAP) für das Hochspannungsnetz erarbeitet. In einem zweiten Schritt wurde 2014 mit dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz ein 10-Punkte-Programm für Systemdienstleistungen aufgelegt. 2015 erfolgte die Aktualisierung der Daten des NAP unter Beachtung neuer Planungsmethoden. Um den Aufwand für den Netzausbau so gering wie möglich zu halten, wurden die Prognosen für die Stromeinspeisung erneuerbarer Energien und die Nachfrage nach Strom verbessert und die Anwendung der Spitzenkappung berücksichtigt.

Noch viele offene Fragen beim Smart Meter Roll out

Unter dem Titel „Digitalisierung der Energiewende“ hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2015 einen Gesetzentwurf veröffentlicht. Darin sind die Regeln zum sogenannten Smart Meter Roll out, das heißt dem Einbau von intelligenten Zählern und intelligenten Messsystemen enthalten.

Ab 2017 soll der komplette Zählerbestand durch moderne Messeinrichtungen ersetzt werden. Bei Kunden mit einem Verbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden und Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Kraft-Wärme-Kopplung ab 7 Kilowatt soll ein intelligentes Messsystem, bestehend aus einer modernen Messeinrichtung und einer Kommunikationseinheit (Smart- Meter-Gateway), eingebaut werden.

Dies stellt die Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Dies gilt vor allem für die Datenkommunikation, sprich Datenübertragung und Datensicherheit. Das Herzstück des intelligenten Messsystems, das Smart-Meter-Gate way, steht dabei besonders im Fokus. Es ist in ein Kommu nikationsnetz eingebunden und ver fügt über Funktio nalitäten zur Erfassung, Verarbeitung und Versendung von Daten. Um die hohen An forderungen an den Datenschutz und die Austauschbarkeit der Geräte zu gewährleisten, wurden hierfür vom Bundesamt für Si cherheit in der Informations technik (BSI) Schutzprofile und technische Richtlinien erstellt.

Derzeit sind trotz des immer näher rückenden Roll-out-Termins noch keine zertifizierten Produkte erhältlich. Es gibt noch keine Regelungen des BSI zur Steuerbox, welche die Kundenanlagen steuern soll. Infolge der Bedeutung für einen flächendeckenden Roll out und die Sicherheit des gesamten Energieversorgungssystems ist dies ein Problem für die gesamte Branche. Wie an anderen Stellen setzt MITNETZ STROM auch im Zählerwesen seit Jahren auf Kooperationen mit regional ansässigen Hoch schulen. Ziel ist es, mit Beginn des Roll out intelligente Messsysteme einzubauen, die sich durch Qualität, Zuver lässigkeit und vor allem Konformität nach den gültigen Richt linien auszeichnen. Gemeinsam mit den Hoch schulen Merseburg, Mittweida und Anhalt in Köthen werden in diesem Zusam menhang Themen wie der Einfluss von Stör größen auf Zähler, die Bewertung der Haltbarkeit von elektronischen Bauteilen, die Prüfung zur Ein haltung der BSI-Richtlinien und die Las ten hefte des Forums Netztechnik/Netz betrieb (FNN) im Verband der Elektro technik und Elektronik (VDE) bearbeitet.

Bundesweit erstes Prüflabor für intelligente Messsysteme eingerichtet

Ein Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen MITNETZ STROM und den Hochschulen war 2015 die Eröffnung des bundesweit ersten Prüflabors für intelligente Messsysteme an der Hochschule Merseburg. Hier wird untersucht, ob die auf dem Markt befindlichen intelligenten Messsysteme den technischen Vorgaben entsprechen. Im Mittelpunkt steht die Datensicherheit. Das Prüflabor ist für alle bislang entwickelten Geräte und Softwaresysteme ausgelegt.

Ziel ist es, Schwachstellen zu erkennen und abzustellen. Ein weiteres Anliegen ist es zu ermitteln, welche intelligenten Messsysteme den technischen Nor men am besten entsprechen. Anspruch ist es ferner heraus zu finden, welche Geräte und Softwaresysteme unterschiedlicher Hersteller problemlos miteinander kommunizieren. Die Ergebnisse des Prüflabors werden in der Branche anerkannt. Das Prüflabor arbeitet nicht nur für MITNETZ STROM, sondern stellt seine Dienstleistungen auch Dritten wie Geräteherstellern, Softwareentwicklern und anderen Netzbetreibern zur Verfügung. Auf der E-World, der führenden europäischen Energiefachmesse, die vom 16. bis 18. Februar 2016 in Essen stattfindet, wird MITNETZ STROM das Prüf- und Testsystem für intelligente Messsysteme erstmals der breiten Öffentlichkeit präsentieren.

Anwendergemeinschaft für intelligente Messsysteme gegründet

Darüber hinaus hat MITNETZ STROM eine Anwendergemeinschaft für intelligente Messsysteme mit Stadtwerken und deren Netzbetreiber in Ostdeutschland ins Leben gerufen. Ziel ist es, sich bestmöglich auf die Einführung intelligenter Messsysteme vorzubereiten. Im Mittelpunkt steht der Informationsund Erfahrungsaustausch zu allen Prozessen, die die Umstellung auf intelligente Messsysteme mit sich bringt. Der Bogen spannt sich von A wie Abrechnung bis Z wie Zählereinbau.

Neben dem Wissens austausch spielt die Erstellung von Lösungen für die Um setzung der gesetzlichen und technischen Vorgaben eine wichtige Rolle. Ausgewählte Teilnehmer testen in einem Pilotprojekt intelligente Messsysteme in der Praxis und leiten daraus Handlungsempfehlungen ab. Die Anwendergemeinschaft ist offen für weitere Mitglieder aus Ostdeutsch land.

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