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Kommunale Unternehmen sind Treiber des Breitbandausbaus
Eine leistungsfähige Breitbandversorgung ist unverzichtbarer Standortfaktor im Wettbewerb, um die Ansiedlung von Unternehmen zu gewährleisten und für regionale Attraktivität und modernes Lebensniveau zu sorgen. Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2018 eine flächendeckende Versorgung mit 50 Mbit/s Download zu erreichen.
In Dessau-Roßlau wurde durch die Dessauer City Kabel, einem Unternehmen der Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (DVV) sowie der Wohnungsgenossenschaft Dessau und des Wohnungsvereins Dessau in beispielhafter Zeit und Qualität ein hochmodernes Glasfasernetz und damit eine völlig neue Netzinfrastruktur verlegt. Thomas Zänger, Geschäftsführer der DVV zeigt im Gespräch auf, warum man in Dessau-Roßlau auf Glasfasertechnologie setzt.
Herr Zänger, bedurfte es erst einer Novelle der Bundesregierung, um sich dem Thema Breitbandausbau zu stellen?
Digitalisierung war für unser Unternehmen als kommunales Stadtwerk schon immer strategische Notwendigkeit. Bisher hat die DTAG (Deutsche Telekom) leider nichts für eine moderne Infrastruktur getan. Wir sind 1997 in den Telekommunikationsmarkt eingestiegen und bieten seitdem Telefonie, Internet und Kabelfernsehen in Dessau an. Für uns war frühzeitig klar, die Entwicklung geht zu großen Datenmengen und ist nur mit Lichtwelle möglich.
Warum fokussierte sich die DVV auf die Glasfasertechnologie?
Mit dem Fokus auf den Glasfaserausbau hin zum Gebäude leisten wir als kommunales Unternehmen einen wichtigen Beitrag zu der Technologie, die langfristig am zukunftsfähigsten ist. Mobilfunklösungen können zwar kurzfristig einen Beitrag zur Erhöhung der Breitbandversorgung leisten, mittelfristig aber sind Mobilfunk und Festnetz komplementär zueinander zu betrachten. Und es kommt hinzu, dass die Leistungsfähigkeit von Mobilfunklösungen letztlich von einem möglichst flächendeckenden Glasfasernetz abhängt.
Mit einem Glasfasernetz können wir unseren Kunden und damit den Bewohnern der Stadt Dessau TV, Telefonie und Internet aus einer Hand anbieten. Und ein weiterer Vorteil: Als kommunales Unternehmen reichen unsere Möglichkeiten auch im Interesse kommunaler Wertschöpfung von der Verlegung von Leerrohren über die Verlegung und den Betrieb von Glasfaserkabeln bis hin zum Angebot von eigenen Internet-, Telefon- und TV-Dienstleistungen. Durch die Errichtung einer eigenen Kopfstelle sind wir unabhängig von Vorleistungen. Die Verlegung der Glasfaser erfolgt dabei je nach regionalen Gegebenheiten, schrittweise bis an das Haus (FTTB). Spezielle Kabelsysteme erlauben die nachträgliche Verlegung von Lichtwellenleitern bis in die Wohnung (FTTH). Durch die eigene Kopfstelle können wir Programme selbst konfektionieren und können unseren Kunden einen eigenen Stadtwerke- Kanal anbieten.
Wie bewerten Sie die Vectoring- Aktivitäten der Deutschen Telekom?
Die Bundesregierung beruft sich ja bei Ihrem Zuschlag für die Deutsche Telekom auf die EU-Richtlinie zur Kostensenkung und Mitnutzungsverpflichtungen auch für Betreiber anderer Netzinfrastrukturen. Es kann aber nicht Ziel der Richtlinie sein, durch den Eingriff in bestehende, funktionierende Marktstrukturen einseitige Kostenvorteile für die DTAG zu schaffen. Für mich ist es ein unmoralisches Angebot der Telekom, 50 Megabit flächendeckend anzubieten und über Vectoring ein technologisches Quasimonopol zu schaffen. In vielen Regionen, vor allem in Ballungsgebieten und Städten ist es doch technisch unnötig und Verschwendung von Ressourcen, wenn Telekom bereits vorhandene Glasfasernetze über baut. Eine solche Politik ist eigentlich in Frage zu stellen, denn somit wird auf Kosten des Steuerzahlers doppelte Infrastruktur geschaffen. Warum geht die Telekom nicht in unterversorgte Gebiete, in solche Regionen, wo es bisher keine leistungsfähige Breitbandversorgung gibt?
Was verbirgt sich hinter dem in Dessau gängigen Begriff „Glasfasercity“?
„Glasfasercity“ ist unsere Vision und zur Einordnung scheint ein Rückblick hilfreich. Seit 1997 sind wir am Telekommunikationsmarkt in Dessau präsent, haben eigens eine Stadtwerke-Tochter gegründet, die Datenund Telekommunikations-GmbH Dessau (DATEL Dessau). Im Jahr 2012 folgte als weitere Stadtwerke- Tochter die Dessauer City Kabel GmbH (DCK) zur Planung, Bau, Wartung und Betriebsführung eines modernen Glasfasernetzes in Dessau-Roßlau, mit dem Ziel der Errichtung eines Glasfasernetzes für die Kunden der drei großen Dessauer Wohnungsunternehmen zum 31.12.2014. Dieses erst im Oktober 2013 gestartete ehrgeizige Projekt konnte pünktlich zum Jahresende 2014 erfolgreich umgesetzt werden. Seit Januar 2015 versorgt DATEL Dessau mit digitalem Fernsehen und Hörfunk rund 18.000 Mieter der Wohnungsgenossenschaft Dessau, der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft und des Wohnungsvereins Dessau über moderne Glasfasertechnologie in unserer inzwischen durch eine sachsen-anhaltische Gebietsreform entstandenen Doppelstadt Dessau-Roßlau.
Zur weiteren Umsetzung von „Glasfasercity“ ist der 1. Juni 2016 ein Meilenstein, warum?
Zum 1. Juni 2016 haben wir als Stadtwerke Dessau unseren über Glasfaser verbreiteten Informationskanal in Betrieb genommen. Nach dem vorliegendem Kenntnisstand ist dies der erste Glasfaser-Infokanal eines deutschen Stadtwerks. An den Start geht das Projekt zunächst mit einem Mix von Unternehmens- und Serviceinformationen, Veranstaltungstipps bis zu Tutorials und Hilfestellungen bei der Installation von Hardware. Perspektivisch soll das Angebot erweitert werden, zum Beispiel mit der Einbindung von Mieterinformationen der Wohnungsgesellschaften. Besonderen Wert legen wir bei der künftigen Ausrichtung auf das Feedback unserer Kunden. Damit vollziehen wir einen weiteren Schritt, um unsere „Glasfasercity“ mit Leben zu erfüllen. So erweitert die DATEL für die Partner der Dessauer Citykabel GmbH die Kommunikationsmöglichkeiten mit ihren Kunden um ein attraktives Instrument. Die Mieter können sich auf ein erheblich größeres Programmangebot, eine bessere Bild- und Tonqualität sowie die persönliche Kundenbetreuung in den Kundenzentren der Stadtwerke freuen. Neben der steigenden Programmvielfalt ermöglicht die Glasfasertechnik auch Internetbandbreiten bis zu 100 Mbit/s, Telefonieren in höchster Sprachqualität und attraktive Zusatzdienste. Über die Stadtwerke-Tochter DATEL können somit auch attraktive Kombipakete mit Fernsehen, Telefon und Internet (Triple Play) abgeschlossen werden. DATEL liefert schon jetzt 200 Mbit/s, später sind bis zu 400 Mbit/s möglich. Ebenso ist ein problemloser Wechsel zu FTTH (Fibre To The Home – Glasfaser bis in die Wohnung) dann kein Problem. Und wir schaffen Zukunftssicherheit für künftige Anwendungen.
Welches Resümee können Sie ziehen?
Gut anderthalb Jahre nach dem Breitbandausbau und Übernahme der Rundfunk- und Fernsehversorgung durch die DATEL lässt sich eine positive Zwischenbilanz ziehen. Unsere Kunden wissen die Programmvielfalt, Bildqualität und persönliche Erreichbarkeit zu schätzen und nutzen zunehmend auch Paketangebote für Fernsehen, Internet und Telefon. Wir haben bereits mehr Triple-Play-Kunden, als wir ursprünglich geplant hatten, Tendenz steigend. Auch die Zahl der Glasfaserkunden unter den privaten Immobilieneigentümern steigt. 500 neue Kunden konnten im vergangenen Jahr gewonnen werden. Die Kunden wollen an das schnellste Netz – das ist zukunftssicher und wertet die Immobilie auf. Die DATEL liefert bis zu 400 Mbit/s. Damit sind auch künftige Anwendungen und der Wechsel zu FTTH (Glasfaser bis ins Gebäude) problemlos möglich.