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Kommunale TEAG – mehr als ein Geschäftsmodell
„Die Energieversorgung kann in kommunaler Hand sehr gut funktionieren, auch für ein ganzen Bundesland. Das hat die TEAG in den vergangenen 10 Jahren bewiesen. Es ist durchaus ein Zukunftsmodell.”
Die TEAG Thüringer Energie AG kann auf zehn Jahre erfolgreiche Unternehmensentwicklung zurückblicken und bestätigt damit, Kommunalisierung bewährt sich als solides Geschäftsmodell in der Energieversorgung. Im Gespräch mit THEMEN!magazin ist Stefan Reindl, Vorstandsvorsitzender der TEAG Thüringer Energie AG.
Herr Reindl, wie kam es zur Gründung der TEAG?
2013 hatten die Thüringer Kommunen den 53prozentigen Anteil des E.ON-Konzerns gekauft und konnten so die E.ON Thüringer Energie mit der ebenfalls kommunalen Thüga AG vollständig übernehmen. Knapp eine Milliarde Euro betrug der Preis für die E.ON-Anteile einschließlich der mit übernommenen Darlehen. 47 % des Unternehmens waren zuvor bereits in kommunaler Hand. Wir haben in 10 Jahren nachdrücklich bewiesen, dass es funktioniert, wenn kommunale Anteilseigner ein Unternehmen der Energiewirtschaft übernehmen und dort die Verantwortung tragen. Die Thüringer Bürgermeister haben damals großen Mut bewiesen, zur richtigen Zeit ihre Kräfte zu bündeln. Denn eine Kommunalisierung dieser Größenordnung war vorher nicht gewagt worden.
Können die kommunalen Anteilseigner mit der Entwicklung zufrieden sein?
In den vergangenen zehn Jahren haben wir als TEAG alles darangesetzt, um das Vertrauen der kommunalen Anteilseigner mit einer soliden und erfolgreichen Unternehmensentwicklung zu bestätigen. Die TEAG hat sich im vergangenen Jahrzehnt mit ihren wirtschaftlichen Kennzahlen sogar besser entwickelt, als es damals die Gutachten prognostizierten, die Basis für die Kaufentscheidung waren. So wurden seit 2013 bis heute allein 700 Millionen Euro an Dividende durch die TEAG gezahlt. Hinzu kommen rund zwei Milliarden Euro an Investitionen in die Thüringer Infrastruktur – 80 % dieser Investitionen gingen dabei an Unternehmen und Dienstleister aus den Thüringer Regionen. In den vergangenen 10 Jahren hat sich die TEAG, bei der heute rund 2.000 Mitarbeiter beschäftigt sind, nicht nur als führender Energiedienstleister in Thüringen behauptet, sondern konnte sich immer mehr als starker und verlässlicher Partner für die Kommunen sowie die zahlreichen Stadtwerke und Energieversorger in Thüringen etablieren. Mit mittlerweile sieben Tochterunternehmen ist die TEAG inzwischen in allen Bereichen der Energieversorgung aktiv, von der Energieverteilung über Energievertrieb, Energiedienstleistungen und E-Mobilität bis zur glasfaserbasierten Telekommunikation; das Wassergeschäft ist zudem im Aufbau.
TEAG investiert stark in den Ausbau eines Glasfasernetzes, wie ist der aktuelle Stand?
Wir haben in den letzten Jahren über unsere Tochterfirma TNK ein Glasfasernetz mit inzwischen über 6.600 Kilometern Länge aufgebaut. Damit stehen rund 500.000 Thüringern schnelle Internetverbindungen von 50 Mbit/s bis einem Gigabit/s zur Verfügung. Bei einer Bevölkerungszahl von rd. 2,1 Millionen durchaus ein ansprechender Versorgungsgrad. Die Glasfasernetze sind weiterhin das Rückgrat der Digitalisierung. Die Energiewende läßt sich ohne Kommunikationsnetze vor allem auf Glasfaserbasis nicht umsetzen. Denn nur so gelingt die intelligente Steuerung der EEG-Erzeugung und der Verbrauchssteuerung. Problematisch wirkt sich hier allerdings der Punkt des sogenannten Überbaus aus. Dabei werden Glasfaserstrukturen von mehreren Anbietern doppelt und dreifach errichtet. Besonders die Telekom macht unseren Glasfaserplänen hier oft den Wirtschaftlichkeitsplan kaputt. Wir versorgen in den Regionen quasi alles mit Breitband, auch kleine Orte. Die Telekom pickt sich die Rosinen heraus. Leider hat der Gesetzgeber hier eine große Lücke aufgelassen, die es bei den Energienetzen bspw. so nicht gibt. Beim Glasfaserausbau sind wir mit dreistelligen Millionen-Investitionen engagiert, da darf es keine „Wildwest-Manier“ beim Ausbau geben, sondern hier braucht es klare Regelungen.
Bekannt in Thüringen ist TEAG auch durch seine Akademie ...
Ohne Fachwissen kommt keiner in seinem Beruf voran. Vor allem die Energiebranche mit ihrem ständigen technischen Wandel fordert Techniker, Ingenieure und Monteure immer wieder aufs Neue heraus. Dieser Entwicklung tragen wir Rechnung. Die TEAG-Gruppe bietet mit der TEAG Akademie ein umfangreiches Trainingsangebot und damit die ideale Möglichkeit, Fachwissen auf den aktuellen Stand zu bringen. Das breite Leistungsspektrum der TEAG als größter regionaler Energieversorger im Freistaat Thüringen umfasst neben der Berufsausbildung (in den vergangenen zehn Jahren haben rund 1.000 Azubis ihre Lehre erfolgreich bei der TEAG abgeschlossen) auch die Fortbildung. Im Trainingszentrum in Erfurt finden jährlich über 400 Fortbildungen und Trainings zu verschiedenen Themen statt: Von Höhentrainings, Kraftwerkssimulationen und Kabeldiagnosen bis hin zur In- und Außerbetriebnahme von Gasleitungen sowie dem gezielten Aufspüren von Gasaustritten. Unsere Trainingsanlagen sind so vielfältig wie die Energiebranche selbst. Die Teilnehmer können die unterschiedlichen Simulationen hautnah durchführen – damit im Ernstfall nichts dem Zufall überlassen bleibt. Unternehmen aus ganz Deutschland vertrauen inzwischen auf unser Know-how.
TEAG Freileitungsbau: Als kommunales Unternehmen in Thüringen kümmert sich die TEAG um die Energiezukunft des Freistaates Thüringen und versorgt täglich rund 400.00 Kunden mit Strom, Erdgas und Fernwärme.
Und welche Schwerpunkte werden künftig gesetzt?
Versorgungssicherheit steht auch zukünftig im Fokus unserer Unternehmenspolitik. Der andauernde Krieg in Ost-Europa hat eine globale Veränderung der Rohstoffund Energiemärkte verursacht. Die Veränderung der Waren-, Rohstoff- und Energieströme wird sich aller Voraussicht nach langfristig verfestigen. Es zeichnet sich ab, dass weltweite Wirtschaftsbeziehungen fundamental neu ausgerichtet werden. Dies beschleunigt den im Gange befindlichen Umbau der deutschen Energieversorgung, da neben dem Klimaschutz jetzt auch die Autarkie von Drittländern im Fokus steht. Schwerpunkte sind daher der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien, der massive Umbau der Energienetze – bspw. für den Übergang der Erdgasversorgung hin zu Wasserstoff oder der schnellere Ausbau der Ladenetze für die Elektromobilität – sowie die Schaffung ausreichend gesicherter Leistung in der Erzeugung. Die TEAG stellt sich diesen großen Aufgaben, die stark steigende Investitionen und einen hohen Mehrbedarf an hochqualifizierten Mitarbeitern verlangen. Hierfür wurden bereits in den vergangenen Jahren die strategischen Weichen gestellt.
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