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Kollaborative Innovation ist der Schlüssel zum Erfolg
Die Energiewende in Deutschland ist das ambitionierteste Großprojekt unserer Zeit. Auch wenn das Vorhaben nach wie vor dem Treiben auf einer chaotischen Großbaustelle ähnelt, ist in keinem anderen Land der Wechsel von konventioneller zu erneuerbarer Erzeugung so rasant vonstattengegangen. Befindet sich Deutschland auf dem Weg zum Silicon Valley der Energiewende? Wie die intelligente Vernetzung von Energieerzeugung, -übertragung und -speicherung das Innovationspotenzial der Energiewende freisetzt, beleuchtet in einem Gastkommentar Cavin Pietzsch, General Manager für den Geschäftsbereich GE Energy Management in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Vieles spricht dafür, dass wir diesen riesigen Tanker „Energiesystem Deutschland“ vielleicht etwas zu schnell versucht haben zu wenden. So ein komplexes Wendemanöver setzt voraus, dass man eine Vielzahl von Parametern im Auge behält. Zwar ist es gelungen, den Erzeugungsmix in Deutschland grundsätzlich grüner einzufärben. Die ursprünglichen Ziele der Energiewende bedienen wir jedoch nach wie vor nur ungenügend. Trotz massiven Ausbaus der erneuerbaren Erzeugung gelang es nicht, die CO 2 -Emissionen nachhaltig zu senken. Täglich steigen die Herausforderungen im Verteilnetz, um die dezentrale Einspeisung zu bewältigen. Kann das Ziel „Erhalt der Versorgungssicherheit“ gehalten werden? Und wenn ja, zu welchem Preis? Zweifelsohne werden wir erst mittelfristig eine Balance zwischen Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und ökologischer Verträglichkeit erreichen. Dies wird auch von unserer Fähigkeit abhängen, „neu zu denken“.
Energiewende verlangt Technologische Innovation
Der Umbau des Energiesystems kann nur durch technologische Innovationen ermöglicht werden. Und die Motivation hierfür muss ganz klar nachfragegetrieben sein. Wir befinden uns nun an dem Punkt, dass der Energiewendeprozess nicht umkehrbar ist. Der Zeitpunkt für den Auftritt des eigentlichen „Energiewendegestalters“ ist gekommen – die Innovation.
Welches Land ist traditionell besser geeignet, technologische Herausforderungen zu meistern als das Land der Denker, Erfinder und Ingenieure. Natürlich ist auch weiterhin die Politik gefragt, die Rahmenbedingungen zu schaffen. Gelingt dies, werden sich mehr und mehr die Protagonisten abseits politischer Entscheidungsgremien an die Spitze der Bewegung stellen.
Politische Rahmenbedingungen korrigieren
Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und die jetzt eingeleitete Anpassung des energiewirtschaftlichen Regulierungsrah mens waren dringend notwendig. Doch um ein wettbewerbsfähiges Energieversorgungssystem zu implementieren, muss nun ein Leistungsfähigkeitsmarkt geschaffen und die Anreizregulierung angepasst werden, damit nicht nur die Erzeugung selbst, sonfern die flexible, effiziente und saubere Bereitstellung von Kapazitäten belohnt wird.
Aus Sicht von GE liegen die größten Herausforderungen der nächsten Etappe der Energiewende in einer stärkeren Vernetzung und Integration konventioneller und Erneuerbarer Energien mit kommerzialisierbaren Speicherlösungen, dem Aufbau intelligenter Verteil netze und stärkerer Automatisierung der gesamten energiewirtschaftlichen Wert schöpfungskette über die Analyse und Nutzung großer Daten – dem sogenannten Industrial Internet. Energiepolitische Förderprogramme sollten noch stärker auf diese Bereiche fokussieren.
Integrierte Erzeugungssysteme gefragt
Entscheidend sind Erzeugungssysteme mit integrierten Speicherlösungen. Windenergieanlagen von GE gehören nicht nur zu den effizientesten und leistungsstärksten welt weit, sie stellen auch kurz- und langfristige Möglich kei ten zur Energiespeicherung bereit, machen Windenergie dadurch er tragreicher und flexibler.
Neue Wege be schreiten wir auch mit der Entwicklung hybrider Kraftwerkskonzepte. In Berlin errichten wir derzeit am GE-Standort Marienfelde ein intelligent gesteuertes Hybridkraftwerk mit Solarzellen, Speicher lösun gen und einem Gasmotor. Der Betrieb der Anlage soll zeigen, welche Möglichkeiten der Energieeffizienz sich er schließen lassen, wenn Erzeugung und Verbrauch synchronisiert und durch modernste Speichertechnologien unterstützt werden.
Intelligente Netze
Eine weitere Herausforderung der Energiewende ist ein effizienter Aus- und Umbau der Verteilnetze. Neue leistungsfähige Systeme aus der Informations- und Telekommu nikationstechnologie, kombiniert mit Smart Metern und intelligenten Ortsnetzstationen, werden die Steuerung des künftigen Energieversorgungssystems er möglichen. GE unterstützt Verteilnetzbetreiber bereits heute mit moderner Mess- und Regeltechnik zur Überwachung des Niederspannungsnetzes sowie durch integrierte Netzleit- und Betriebsführungssysteme für eine sichere und effiziente Steuerung. Damit diese Technologien jedoch in voller Breite zur Anwendung kommen können, müssen die Netzbetreiber in Deutschland die richtigen regulatorischen Rahmenbedingungen vorfinden.
Big Data Analytics
Eine langfristige Integration der Erneuer baren Energien gelingt nur, wenn sie pro gnosegenau und regelbar zur Verfügung ge stellt und in den Lastfolgebetrieb des Strom netzes eingegliedert werden können. Dazu bedarf es einer Ausstattung von Er zeu gungs systemen, Verteilnetzen und Ver brauchern mit kostengünstiger Mess- und Regeltechnik zur Ermittlung und Spei cher ung relevanter Daten. Die Datenmengen müssen durch leistungsfähige Analysesysteme verar beitet werden und Einblick in das System sowie Steuerungsmöglichkeiten in Echtzeit zu ermöglichen.
Informationstechnologien werden das gesamte Energiesystem effizienter gestalten, Kosten für Wartung und Eingriffe reduzieren und neue Umsatzpotenziale erschließen. GE zeigt dies bereits weltweit in vielen Anwendungsbereichen. Wir überwachen z. B. den Zustand von über 1.500 Gasturbinen und 2.700 Wind energie anlagen weltweit in Echtzeit und erreichen durch die gezielte Datenanalyse eine deut liche Verringerung teurer Ausfallzeiten sowie eine Steigerung der Anlageneffizienz.
Kollaborative Innovation ist der Schlüssel zum Erfolg
Innovation und Technologie sind in der deutschen Ingenieurskultur, als auch in der Unternehmensphilosophie von GE tief verwurzelt. Deutschland ist für uns wie ein Heimatmarkt, hier sind wir seit über hundert Jahren mit Erfahrung und Kompetenz tätig.
Die Technologien für den Wandel sind bereits vorhanden. Ausschlaggebend für den Erfolg wird sein, wie gut wir als große Industriekonzerne und Energieversorger mit innovativen Start-Ups und technologischen Experten an Hochschulen und in Spezialunternehmen zusammenarbeiten. Gemeinsam mit dem Handelsblatt haben wir die Energy Awards ins Leben gerufen, für neue Wege, Konzepte und Technologien im Bereich Energie. Sie leisten als Branchen-Oscars einen Beitrag, zukunftsweisende Geschäftsideen den Top-Entscheidern im Energiesektor direkt zuzuführen. Denn wir brauchen viele Perspektiven und eine Art zu arbeiten und zu denken, die schneller, kollaborativer und innovativer ist als das derzeit bestehende System.
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