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13.03.2018 16:26 Alter: 7 yrs

Klimaschutzpotenzial von Gas in konkrete Politik übertragen

Die deutsche Energiewende ist immer noch eine Stromwende. Notwendig ist ein Umdenken, denn die Dekarbonisierung muss als technologieoffener, wettbewerblicher und kosteneffizienter Prozess gestaltet werden. Deshalb dürfen Energieträger wie Gas und auch vorhandene Infrastrukturen wie das Erdgasnetz nicht vorschnell politisch aussortiert werden.


Michael Riechel, Präsident des DVGW Deutscher Verein des Gas-und Wasserfaches e. V. unterstreicht im Gespräch die Notwendigkeit, Signale aus dem Koalitionsvertrag in Richtung pro Gas auch in künftige Politik umzusetzen. Foto: Falk Heller

Herr Riechel, im Koalitionsvertrag fehlt ein klares Bekenntnis zum Energieträger Gas. Wie bewerten Sie dieses Defizit?

Ein explizites Bekenntnis zu Gas und Gasinfrastrukturen fehlt, das ist richtig. Gleichwohl ist der Koalitionsvertrag frei von ideologischen Fixierungen auf eine „all-electric-world“ und die Technologieoffenheit wird ausdrücklich betont. Positiv zu bewerten ist, dass das Energiewendepotenzial von Gasinfrastrukturen insbesondere bei der Sektorenkopplung und bei Power-to-Gas hervorgehoben wird. Auch das ausdrückliche Bekenntnis zur KWK und zum Ausbau von LNG-Infrastrukturen sowie zur Stärkung der Wasserstofftechnologie sind starke Signale pro Gas. Unsere Hoffnung ist, dass sich die zunehmend ideologiefreiere öffentliche Debatte zum Thema Energie auf das politische Handeln der Koalition überträgt. Ich bin zuversichtlich, dass dann auch das hohe Klimaschutzpotenzial von Gas und die Möglichkeiten zur Luftreinhaltung in konkrete Politik übertragen werden können.

Wie lassen sich Potenziale von Gas für den Klimaschutz nutzen?

In seiner Informationskampagne „Energie- Impuls“ hat der DVGW zuletzt aufgezeigt, dass zur Erreichung der Klimaschutzziele drei Schritte wesentlich sind: 1. Die Ablösung von Kohle und Erdöl durch Erdgas, 2. eine kontinuierliche Erhöhung des Anteils CO2-freier Gase und 3. die intersektorale Verknüpfung der bestehenden Infrastrukturen. Dieser Dreiklang trägt dazu bei, die Klimaneutralität in allen Sektoren des Energiesystems zu schaffen. Durch einen Umstieg von Braunkohle auf Erdgas würden sofort 110 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart. Ein gleicher Effekt könnte zwar auch durch den Zubau von rund 18.000 Windrädern erzielt werden. Auch wenn der Ausbau generell sinnvoll sein mag – er würde fast 20 Jahre dauern und käme damit schlichtweg zu spät. Zudem können Gaskraftwerke durch ihre flexible Betriebsweise die volatile Einspeisung durch erneuerbare Energien kurzfristig und sicher ausgleichen. Das heißt: Richtig gewichtet sind Gas und erneuerbare Energien in der Energiewende und beim Klimaschutz die perfekten Partner.

Welche Forderung richten Sie für die Gasbranche an eine künftige Bundesregierung?

Wir wünschen uns, dass die ideologische Abrüstung in der energiepolitischen Diskussion weiter anhält und die Politik sich klar zu den ökologischen und ökonomischen Vorteilen von Gas bekennt. Fakt ist: Über Gasnetze und Speicher wird heute etwa doppelt so viel Energie bereitgestellt wie im Stromnetz. Der Stromnetzausbau und die Umwandlung von erneuerbar erzeugtem Strom in Form von Wasserstoff oder synthetischem Methan über Power-to-Gas sind Kernelemente der Energiewende. Beide Pfade schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich. Deshalb sollte die Politik auch künftig auf die Gasinfrastruktur sowie den Energieträger Gas in all seinen Formen setzen - vom Erdgas, über Biogas bis hin zum Wasserstoff.

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