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Klimaschutzoptionen nicht voreilig ausbremsen
Angesichts der Entscheidung des EU-Ministerrates zu den zukünftigen CO2Grenzwerten bei Neuwagen appelliert der en2x–Wirtschaftsverband Fuels und Energie an die deutsche und europäische Politik, alle klimaschonenden AntriebsOptionen einzubeziehen. Zum Beschluss des EU-Ministerrates zu CO2-Emissionen bei neuen Pkw sprachen wir mit Adrian Willig, en2x-Hauptgeschäftsführer.
„Im anstehenden Trilogverfahren muss es nun darum gehen, diese Wege zu klimaschonenden Antriebskonzepten zu konkretisieren. Deshalb fordern wir, dass Erneuerbare Kraftstoffe als Klimaschutzoption ab sofort gleichberechtigt zur E-Mobilität anerkannt werden.“ Adrian Willig
Herr Willig, wie bewerten Sie die aktuelle Entscheidung aus Brüssel?
Unser Ziel war es immer, die Ambitionen in Sachen Klimaschutz hochzuhalten. Mit Blick auf die globalen Klimaschutzziele von Paris ist es sicher richtig, perspektivisch nur noch Fahrzeuge mit klimaschonenden Antrieben auf den Markt zu bringen. Die Absichtserklärung, alternative Kraftstoffe mit einzubeziehen, könnte dem Klimaschutz im Pkw-Bereich zusätzliche Wege eröffnen. Der Beschluss der Mitgliedstaaten enthält im Gegensatz zum Kommissionsvorschlag zumindest Ansatzpunkte, um die Flexibilität und Resilienz auf dem Weg zum Erreichen der Klimaziele im Verkehrssektor zu steigern.
Ist der Ausschluss alternativer Kraftstoffe damit vom Tisch?
Ein massiver Ausbau der E-Mobilität und der Einsatz klimaschonender Kraftstoffe sind kein Widerspruch – ganz im Gegenteil: Dadurch erhöhen wir auch die Chance, die ambitionierten Klimaziele auch tatsächlich zu erreichen. Das ist sinnvoller, als alles auf eine Karte zu setzen.
Ein möglicher Ausschluss alternativer Kraftstoffe mutet aus unserer Sicht fast willkürlich an: Ein Fahrzeug mit Batterieantrieb gilt derzeit als Null-Emissionsfahrzeug – unabhängig davon, ob der Strom aus fossilen oder regenerativen Energien kommt und davon, welche Emissionen bei der Batterieproduktion anfallen. Gleichzeitig dürfte etwa ein Kleinwagen mit Plug-In-Hybrid-Antrieb, der auf der Langstrecke zu 100 Prozent mit alternativen Kraftstoffen betrieben wird, nicht mehr zugelassen werden, wenn man allein auf reine Batterie-Pkw setzt. Das gibt doch keinen Sinn!
Welche Position bezieht die Mineralölwirtschaft?
Die deutsche Mineralölwirtschaft setzt sich im Rahmen ihrer Transformation zu Anbietern grüner Energien seit längerem für den Ausbau der Elektromobilität ein. Sie investiert in den Aufbau von Ladesäulen und in Ökostrom. Wir plädieren jedoch weiterhin dafür, erneuerbare Kraftstoffe im Rahmen der CO2 -Flottenregulierung als Klimaschutzoption für Neuwagen anzuerkennen. Solche Kraftstoffe würden auch gebraucht, damit der Fahrzeugbestand mit Verbrennungsmotor künftig einen dringend benötigten Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.
Studien haben gezeigt: Auf Basis von Wind- und Solarstrom in günstigen Weltregionen hergestellte und importierte synthetische Kraftstoffe benötigen nicht mehr Windräder oder Solaranlagen, um Fahrzeuge zu betreiben als Elektroautos, die mit heimischem Grünstrom betrieben werden. Das liegt daran, dass an sonnen- und windreichen Standorten die Stromerträge pro Anlage deutlich höher sind als in Deutschland. Auf diese Klimaschutzoption sollten wir gerade deshalb nicht verzichten, weil wir wissen, wie herausfordernd es ist, geeignete Flächen für den erneuerbaren Stromausbau in Deutschland zu finden.