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Klimaschutz mit Krisenschutz: Energiepolitische Weichenstellungen
„Das Ziel von ENERGIE.CROSS.MEDIAL ist es, allen involvierten Branchen ein Angebot zur Diskussion über die damit verbundenen Herausforderungen zu unterbreiten. Dabei sollen insbesondere die Schnittmengen zwischen diesen unterschiedlichen Branchen abgebildet und Lösungsansätze aufgezeigt werden.“
Das Forum der Energiewende ENERGIE.CROSS.MEDIAL erlebt am 26. und 27. März 2025 in Berlin seine sechste Auflage, seit 2020 wird es initiiert durch das Forum für Zukunftsenergien. Das bereits vor den politischen Turbulenzen in Berlin gewählte Thema bleibt aktuell: Klimaschutz mit Krisenschutz: Energiepolitische Weichenstellung im Wahljahr 2025. Wir sprachen mit Dr. Annette Nietfeld, Geschäftsführerin der EFO Energie Forum GmbH zur Entwicklung des Kongressformats und wagen einen Ausblick auf 2025.
Frau Dr. Nietfeld, „EXM“ erlebt 2025 seine sechste Auflage. Haben Sie nach der Premiere damit gerechnet, dass sich die Konferenz etablieren wird?
Die Absicht bestand definitiv und die sechste Auflage zeigt, wir waren erfolgreich. Rückblickend auf das Jahr 2020 wird uns bewusst, bereits damals war das Gefühl präsent, dass es bezüglich der Energiewende eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit gab.
Deshalb konzipierten wir ein neues Konferenzformat mit der Absicht, eine branchen- und politisch übergreifende Plattform der Diskussion und des Erfahrungsaustausches anzubieten. Vertreter der Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erhielten die Möglichkeit, die Themen konkret und kompetent zu diskutieren, so wie wir es im Forum für Zukunftsenergien als einzige politisch unabhängige und branchenübergreifende Institution der Energiewirtschaft und Energiepolitik im vorparlamentarischen Raum in Deutschland seit über 30 Jahren praktizieren.
Bleiben wir noch im Jahr 2020, welche Themen bestimmten damals die Diskussion?
Im Mittelpunkt stand die Frage, wie die Konvergenz der Systeme gelingen könnte. Nicht nur die Strom- bzw. Energiewirtschaft befindet sich seit Jahren in einem gravierenden Veränderungsprozess; auch die Grundstoffindustrie, der Mobilitätssektor und die Quartiersentwicklung sind gefordert, zukünftig ihre CO2-Emissionen drastisch zu senken. In allen Branchen wird darüber nachgedacht, welche technologischen Möglichkeiten es dafür gibt. Dies wurde besonders deutlich im Rahmen der schwerpunktmäßigen Befassung mit dem politisch beschlossenen Strukturwandel in den Regionen des Braunkohleabbaus.
Für das Zusammenspiel der verschiedenen Branchen braucht es umfassende Unterstützung auf allen Ebenen: technologisch, ökonomisch und regulatorisch. Ganzheitliche Konzepte müssen erdacht und umgesetzt werden. Anhand von Beispielen wurde aufgezeigt, welche Ansätze es dafür konkret gibt, welchen Hemmnissen sich Unternehmen gegenübergestellt sehen und welche Rahmensetzungen es seitens der Politik auf europäischer und nationaler Ebene braucht. Anlässlich der Premiere durften wir Technologieanbieter, Vertreter aus der Stromwirtschaft, Mobilität, energieintensiven Industrien und der Immobilienwirtschaft begrüßen.
Insbesondere die Jahre 2020, 2021 und 2022 waren von den Auflagen zum Schutz vor Corona geprägt, sie haben trotzdem die Durchführung geschafft ...
Ja, wir haben uns den ganzen Auflagen und Restriktionen gebeugt und die Veranstaltung digital durchgeführt. Rd. 300 Teilnehmer bestätigten uns, dass diese Vorgehensweise akzeptiert wird. Unser Jahresthema „Mit Innovationen die Energiewende branchenübergreifend gestalten“ war mehr als aktuell. Denn es zeigte sich immer mehr, die Energiewende kann nur mit bahnbrechenden Innovationen und nur branchenübergreifend gelingen. Hierbei wird zunehmend der Einsatz von Wasserstoff gesehen. Gefreut haben wir uns darüber, dass die damals amtierende EU-Kommissarin Simpson im Eröffnungsplenum gesprochen hat.
Programm zur Energie.Cross.Medial 2020
2022 nahm die Ampel ihre Arbeit auf und wenige Tage nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 fand „Energie.Cross.Medial“ abermals statt. Hat der Kriegsbeginn die Konferenz beeinflusst?
Das war eine besondere Situation. Plötzlich standen all die Themen, die auf der „EXM“ behandelt wurden, nochmals intensiver im Rampenlicht. Da steigende Gaspreise und niedrige Speicherfüllstände ja schon seit dem Spätsommer 2021 die Branche beunruhigten, hatten wir die Vertreter der Gasbranche natürlich im Programm; aber in der damaligen Situation erhielten sie vermehrte Aufmerksamkeit. Das Auditorium hing an ihren Lippen, wenn sie versuchten, die zukünftige Preisentwicklung zu beschreiben und sich zur Versorgungssicherheit äußerten.
Die Union hatte sich in diesen Tagen von der Wahlniederlage im Herbst zuvor halbwegs erholt und wenige Tage vor Konferenzbeginn die Aufgaben in der Fraktion verteilt. So kam es, dass Jens Spahn gerade erst wenige Tage zuvor zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Union und in dieser Funktion auch für die Themen Wirtschaft, Klima und Energie zuständig ernannt, im Rahmen von „EXM“ erstmals in seiner neuen Funktion auftrat. Wir haben uns darüber und auch über den Auftritt von Ralf Fücks, Geschäftsführer des Forums Liberale Moderne sehr gefreut. Er prognostizierte, dass die Grünen erkennen müssten, dass sich die Wirklichkeit ihren Wünschen nicht beugen werde und es besser sei, sich den Zielkonflikten zu stellen.
Jens Spahn, stellvertretender Vorsitzender für Wirtschaft, Klima und Energie, Mittelstand, Tourismus der CDU/CSU Bundestagsfraktion
Das Jahr 2023 wurde das Jahr der Zeitenwende, auch für die Konferenz?
Erstmals seit der Auftaktveranstaltung im Jahre 2020 verlagerte sich der Fokus der Konferenz. Der Anspruch, allen von der Energiewende betroffenen Branchen ein Angebot zum Dialog zu unterbreiten, war weiterhin zentral, der inhaltliche Schwerpunkt veränderte sich jedoch in Anbetracht der Zeitenwende und deren massive politische, wirtschaftliche und soziale Implikationen. Inwiefern die Wettbewerbsordnung durch die massiven Markteingriffe unterwandert, ob notwendige Investitionen in der Energiewende womöglich gefährdet und ob das Ende des europäischen liberalisierten Gas- und Strombinnenmarktes damit eingeleitet ist, wurden zu Leitfragen der Konferenz. Die erwartbaren Folgen des „Inflation Reduction Acts“ der amerikanischen Regierung auf die wirtschaftlichen Entwicklungen insbesondere in Deutschland waren ebenfalls zentraler Bestandteil der Debatte; angeführt von Prof. Steinbach, Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg.
Lucretia Löscher, Mitglied der Geschäftsführung (COO), thyssenkrupp Uhde GmbH
2024 waren Sie mit dem Thema: Umsetzung der Energiewendezwischen Wunsch und Wirklichkeit, sehr aktuell ...
Tja, stimmt, das Thema war immer noch aktuell, denn nachdem der große Energiepreisschock insbesondere an den Märkten wieder abgeflaut war, ging die Politik zur Tagesordnung zurück und ignorierte das Erfordernis, die Zeitenwende in die verschiedenen Politikbereiche übersetzen zu müssen. Obwohl das eigentlich aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts unmöglich ist.
Besonders erwähnt sei noch die Session „Datenökosysteme für die Energiewirtschaft“ in deren Rahmen über die neuesten Entwicklungen im Bereich „Datenmanagement“ gesprochen wurde. Der Anspruch dieses „Datenmanagement“ ist es, durch sicheres und gemeinsames Nutzen der Daten, Synergieeffekte zu generieren und gemeinsam nutzen zu können, mit dem Ziel, wenigstens an der einen oder anderen Stelle Kostensenkungen in der Stromwirtschaft herbei führen zu können. Die bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament und die Frage inwiefern es eine Alternative zum „European Green Deal“ geben wird, waren natürlich auch Gegenstand der Diskussionen.
Abschließend der Blick auf 2025, welches Thema ist hier gesetzt?
Das Motto 2025 wurde bereits im zweiten Halbjahr 2024 gesetzt und lautet „Energiepolitische Weichenstellungen im Wahljahr“. Nach dem Aus der Ampel stand es kurz in Frage, ob „EXM“ 2025 wie geplant würde stattfinden können. Nun nachdem der Wahltermin feststeht, werden wir es riskieren und unsere Pläne verwirklichen. Für das Eröffnungsplenum und darüber hinaus haben wir viele prominente Mitwirkende. Auch steht das Programm für die interessanten Themensessions weitgehend fest. Darüber freue ich mich sehr, denn nun bleibt genug Zeit für die Bewerbung und Vorbereitung. Verfolgen Sie die Programmentwicklung auf der Website und melden Sie sich an. Sie sind herzlich willkommen. Danke.