Nachricht

< Die COP28: Nicht mehr Kirchentag, sondern Klimatechnik-Messe
30.04.2024 14:53 Alter: 205 days

Klares Nein zum rigorosen Rückbau der Gasnetze

„Wir empfehlen dringend, die Pläne zum Abbau des Gasnetzes zu überprüfen und wirtschaftlich sinnvoll die bestehende Gas-Infrastruktur für den Wasserstofftransport zu nutzen.“


Foto: Petra A. Killick Dr. Thomas Klaue, CEO, SIQENS GmbH

Geht es nach dem Willen des Bundeswirtschaftsministeriums, schlägt dem bundesweiten Gasnetz in den nächsten 20 Jahren die letzte Stunde. Die aktuellen Pläne sehen vor, die Infrastruktur bis 2045 um bis zu 90 % zurückzubauen. Dies würde das Aus für rund 450.000 Kilometer an Leitungen bedeuten. Wasserstoff-Experten wie Dr. Thomas Klaue, CEO der Münchner SIQENS GmbH, warnen vor solchem radikalen Kahlschlag. Als Partner der Energiewirtschaft unterstützt THEMEN!magazin diese Einschätzung.

An das Bundeswirtschaftsministerium geht der Appell, diese Pläne noch einmal sorgfältig zu überdenken und alternative Nutzungsmöglichkeiten ins Auge zu fassen. Als Wasserstoff-Experten plädieren wir dafür, die vorhandene Gasnetz-Infrastruktur zukünftig für den Transport von grünem Wasserstoff zu nutzen, um die Industrie sowie Gemeinden und Kommunen ohne großen Aufwand mit grüner Energie zu versorgen.

Technologieoffenheit muss Grundsatz sein

Gerade in der aktuellen Transformationsphase ist ja noch nicht einmal klar, welcher Energieträger sich in Zukunft z.B. im Bereich der industriellen Wärme durchsetzt. Deshalb wäre es fatal, einfach eine vorhandene Infrastruktur zurückzubauen, die eine breite Verteilung von H2 ermöglicht. Zudem ist ein rigoroser Kahlschlag eine Verschwendung von Investitionen und volkswirtschaftlichen Ressourcen. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass unser heutiges Gasnetz weitestgehend wasserstofftauglich ist. Projekte des DVGW und Avacon zeigen, dass die Einspeisung von Wasserstoff bis zu 40 Prozent realisierbar ist. Es wäre ein Trugschluss, wenn die Politik glaubt, dass die deutsche Industrie aktuelle Standorte abbaut und umsiedelt, um dann an das geplante Wasserstoffnetz angebunden zu werden. Wahrscheinlicher ist, dass Unternehmen bei fehlender Versorgung vor Ort ganz abwandern, was verhängnisvoll für den Wirtschaftsstandort Deutschland wäre.

Sorgfältige Prüfung ist essenziell

Wir schlagen eine parallele Nutzung der vorhandenen Gasleitungen sowie der für den Wasserstofftransport geplanten Leitungswege vor. Hierbei haben wir die Planung und Durchführung der Bauvorhaben ebenso im Blick, wie die Projektkosten und nicht zuletzt den Bedarf der Industrieabnehmer. Das deutsche Gasnetz besteht überwiegend aus Stahlrohren, die problemlos auch für den Transport von Wasserstoff genutzt werden können. Daher steht die Infrastruktur als Speicher- und Transportmedium sowie als Verteilernetz für Wasserstoff unmittelbar zur Verfügung. Und für die technischen Anwendungen vor Ort stehen heute schon interessante und nutzbare Technologien zur Verfügung. Beispielsweise unser patentiertes EHS-Verfahren, die Elektrochemische Wasserstoffseparations-Technologie ermöglicht die lokale Erzeugung von Wasserstoff in Brennstoffzellenqualität.

Keinen blinden Aktionismus

Unsere Forderung an das Bundeswirtschaftsministerium ist ganz klar: statt mit der Abrissbirne durch das Land zu ziehen und die vorhandene Infrastruktur planlos zu zerstören, bietet es sich an, mit kühlem Kopf die alternativen Nutzungsoptionen zu prüfen. Das spart Kosten und bringt uns schneller voran zum großflächigen Einsatz von Wasserstoff und damit zur Dekarbonisierung unserer Wirtschaft. Die Verfahren dazu gibt es heute schon.

Anfragen an Dr. Klaue unter: klaue@siqens.de