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07.05.2018 16:16 Alter: 7 yrs

Keine Energiewende ohne Versorgungssicherheit

Anfang April hat die Österreichische Bundesregierung unter dem Titel #mission2030“ einen Entwurf für die Klima- und Energiestrategie Österreichs vorgelegt. Ein Ziel ist, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 36 % gegenüber 2005 zu reduzieren. Das geplante Energiegesetz wird als Kernelement gesehen, dass dem Prinzip „so viel Markt wie möglich und so wenig Förderung wie nötig“ folgen soll.


Dr. Leonhard Schitter, M.A., Präsident von Oesterreichs Energie benennt im Gespräch einige Eckpunkte der Klima- und Energiestrategie.

Foto: Christian Fürthner

E-Wirtschaft begrüßt längst fällige Klima- und Energiestrategie

Herr Präsident Schitter, können Sie einige Schwerpunkte der integrierten Klima- und Energiestrategie benennen?

Für Österreichs E-Wirtschaft besonders relevant ist das Ziel, im Jahre 2030 den Gesamtstromverbrauch zu 100 % (national bilanziell) aus erneuerbaren Energiequellen im Inland zu decken. Beim Gesamtenergiebedarf ist geplant, den Anteil erneuerbarer Träger von derzeit 35 % auf 45 bis 50 % anzuheben und mittels Energieeffizienzmaßnahmen die Primärenergieintensität bis 2030 um 25 bis 30 % gegenüber 2015 zu verbessern. Besonderes Augenmerk wird auf den Verkehr gelegt, derzeit der emissionsstärkste Sektor. Im Gebäudesektor sollen die Emissionen bis 2030 sozial- und wirtschaftsverträglich auf rund 5 Mio. t CO2eq vermindert werden. Vorgesehen ist, im Neubau ab 2020 keine neuen Ölheizungs-Anlagen mehr zu installieren. Österreichs E-Wirtschaft begrüßt es, dass eine Strategie vorliegt. Nun müssen aber sehr rasch konkrete Maßnahmen folgen, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. Wir sehen uns als Manager der Energiewende und als Partner von Politik und Wirtschaft für eine sichere, saubere und leistbare Energiezukunft.

Welche Stellung bezieht die Elektrizitätswirtschaft zur Versorgungssicherheit?

Wir haben in Österreich derzeit eine Versorgungssicherheit von über 99,99 %, die Erhaltung dieser im Europavergleich sehr hohen Versorgungssicherheit muss im Rahmen der Neuausrichtung des Energiesystems an erster Stelle stehen. Ausgleichs- und Regelenergie sowie netzbetriebsnotwendige Flexibilität und die Bereithaltung gesicherter Leistung inklusive bestehender KWK-Anlagen sind unverzichtbar. Wir brauchen sehr rasch Pläne, wie neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energie auch der Ausbau von leistungsfähigen, intelligenten Netzen und der Speicherausbau vorangetrieben werden können. Notwendig ist eine Verkürzung der Verfahrensdauern und Bürokratieabbau. Damit Strom auch leistbar bleibt, sollten marktbasierte Systeme und Regelungen gefunden werden. Ein geeignetes Marktdesign sowie kostensenkende Rahmenbedingungen müssen zudem Vorzug gegenüber Förderungen und Abgaben erhalten.

Die Strategie spricht explizit alle Sektoren an, sehen Sie dies als positives Signal?

Ja, das ist der richtige Weg, wir müssen wegkommen von einer Stromwende hin zu einer wirklichen Systemwende. In Österreich kommt der Strom bereits heute zu über drei Viertel aus erneuerbarer Erzeugung. Unseren Stromverbrauch bis 2030 zu 100 % aus Erneuerbarer Erzeugung abzudecken, ist eine große Herausforderung, aber es ist machbar. Um unsere Klima- und Energieziele zu erreichen, müssen wir aber viel weiter gehen und unser gesamtes Energiesystem umbauen. Das gelingt nur unter Einbeziehung aller Sektoren.