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Innovatives Energiemanagement mit cloudbasiertem Prognose- und Optimierungssystem
Das kommunale Energieunternehmen der Zukunft wird zunehmend dezentrale und digital verknüpfte Erzeugungs- und Verbrauchseinheiten zu managen haben. Die Digitalisierung fördert und unterstützt zugleich diesen Prozess.
Elmar Burgard, Geschäftsführer der Stadtwerke Gotha GmbH weiß, dass hierbei Kooperationen hilfreich sind. Deshalb hat er kürzlich eine Kooperation mit dem Start-up-Unternehmen ifesca GmbH aus Ilmenau geschlossen. Ziel ist die Einführung eines innovativen Energiemanagementsystems.
Foto und Grafik: Stadtwerke Gotha GmbH
Das Stadtwerk der Zukunft managt die Wertschöpfungsprozesse der Energiebeschaffung, -erzeugung und -bereitstellung. Es poolt und vermarktet die zum Teil regional erzeugte Energie (Strom und Wärme), bindet flexible Erzeugungseinheiten sowie flexible Verbraucher ein und bietet als regionaler Partner des Vertrauens ergänzende Beratung, Produkte und Services vor Ort an. Im Rahmen seiner Planungs-, Kontroll-und Steueraktivitäten liefert es die technische Basis der stadtenergetischen Infrastruktur und ist Garant für eine verlässliche, sichere und funktionierende Energieversorgung. Hierfür braucht es Informationen – Daten, die kontinuierlich aktuell zur Verfügung stehen müssen. Es braucht die digitale Transformation. Ohne eine Zukunftsstrategie zum Eintritt in die digitale Welt sind allerdings Fehlinvestitionen vorprogrammiert.
Energetische Quartiersentwicklung als Chance
Gerade für kommunale Energieunternehmen ist das Thema energetische Quartierserschließung in Verbindung mit der Digitalisierung der Netze zu einem transformierten Smart Grid mit neuen Produktangeboten bis zur Weiterentwicklung in Richtung Smart City eine große Chance. Hier können vorhandene Potenziale genutzt, langfristige Kundenbeziehungen geknüpft und die regionale Verankerung unter dem Aspekt der regionalen Wertschöpfung und zum Nutzen aller Bürger ausgebaut werden.
Die Analyse des technisch Möglichen und ein Abgleich des technisch Notwendigen mit regionalen Besonderheiten eröffnen somit neue Chancen. Vor dem Hintergrund der dezentralen Erzeugung insbesondere von regenerativen Energien durch eine steigende Anzahl privater Haushalte und Unternehmen wird eine effiziente Steuerung des Energiesystems immer wichtiger. Die optimierte Herstellung einer Balance zwischen Erzeugung und Verbrauch im „Energie Web“ dürfte die Zukunftsmusik auf dem Energie- und Wärmemarkt spielen. Denn Ziel dieser neuen Technologie ist es, die Energieerzeugung und -distribution sowie den Verbrauch möglichst effizient zu gestalten.
Das Stadtwerk der Zukunft wird Wärme und Strom über einen breit angelegten Erzeugungsmix wie konventionelle Kesselanlagen, energieeffiziente Blockheizkraftwerke sowie Wind-, Solar- und Geothermieanlagen in Verbindung mit Speichertechnologie und Wärmepumpe erzeugen. Die Aufgabe besteht darin, diesen Erzeugungsmix mit den individuellen Kundenverbräuchen und -bedürfnissen, den Wetterdaten, den Preisen an der Strombörse EEX und den wirtschaftlichen sowie technischen Parametern abzugleichen und so zu optimieren, dass der Primärenergieeinsatz - und damit der CO2-Ausstoß - bei marktgerechten Preisen für die Endkunden drastisch reduziert werden kann.
Hier setzt die Unterstützung durch „künstliche Intelligenz“ an: Gerade im Rahmen der Bemühungen zur Digitalisierung in der Energiebranche ist künstliche Intelligenz ein Thema, das man im Auge behalten sollte. Deshalb haben wir kürzlich eine Kooperation mit dem Start-up-Unternehmen ifesca GmbH aus Ilmenau geschlossen, um dessen innovatives Energiemanagementsystem auf Basis künstlicher Intelligenz in den Stadtwerken Gotha zu implementieren.
Innovatives Energiemanagement
Das Ilmenauer Softwareunternehmen wurde im Dezember 2016 als ein multidisziplinäres Expertenteam mit Erfahrungen aus dem Umfeld der Energiewirtschaft gegründet. Es vereint wissenschaftliches Expertenwissen mit innovativen Ideen und langjähriger Erfahrung in der Softwareentwicklung für den deutschen und internationalen Energiemarkt.
AIVA heißt die künstliche Intelligenz, an der man seit der Gründung arbeitet. Die Software ist systembezogen entwickelt und soll komplexe Fragen im Energiemanagement selbstständig lösen. So kann AIVA etwa den richtigen Zeitpunkt für die Speicherung von Energie sowie die jeweilige Energiemenge bestimmen. Sie kümmert sich außerdem darum, dass zu jedem Zeitpunkt alle benötigten Daten im System vorliegen, um eine bessere Planung für zukünftige Zeiträume zu gewährleisten. Diese Planungsdaten können dann an alle Beteiligten übertragen werden.
Von der vollautomatisierten Betriebsführung bis hin zur Vermarktung überschüssiger Energie aus beispielsweise EEG-Anlagen kann sich AIVA um eine Vielzahl von Aufgaben kümmern.
Anwender greifen über eine Cloudplattform auf das System ifesca.AIVA zu, wo sich die direkte Möglichkeit bietet, qualitativ hochwertige Vorhersagen quasi ohne Fachwissen und in Echtzeit erstellen zu können. Darüber hinaus integriert das Online-Portal eine umfangreiche Online-Bibliothek namens EQEX, mit deren Hilfe hochkomplexe Optimierungsmodelle komfortabel abgebildet werden können. Erreicht wird dies durch das Zusammenspiel der neuartigen künstlichen Intelligenz, maschineller Lernalgorithmen und eines intuitiven Bedienkonzeptes. Das vollständige Angebot in einer Cloudumgebung ist im Energiemarkt derzeit einzigartig. Für September 2017 ist der offizielle Start des Prognosemoduls von ifesca.AIVA geplant.
Vorteile für Energieversorger
Gemeinsam mit dem Start-up werden die Stadtwerke Gotha so einen weiteren Schritt zur Digitalisierung der regionalen Energieversorgung gehen. Denn die Anforderungen an die Systeme steigen, und die Prozesse der Energiebeschaffung und -bereitstellung werden immer komplexer. Ein System wie ifesca.AIVA trägt entscheidend dazu bei, Prozesse zu beschleunigen und Mitarbeiter bei der Entscheidungsfällung zu entlasten. Das manuelle Finden der optimalen Entscheidung wird durch die Zunahme der Freiheitsgrade sowie deren Dynamik hochkomplex und folglich nahezu unmöglich. Eine effiziente und gesicherte Entscheidungsfindung erfordert aus diesem Grund den Einsatz intelligenter IT-Systeme.
Digitalisierung als Chance
Der Einsatz einer künstlichen Intelligenz und damit eines Automatisierungssystems in Energiebeschaffung und Management steht für die Herausforderung der Digitalisierung, der sich die Energiebranche in den nächsten Jahren stellen muss. Noch besteht dringender Nachholbedarf: Wenige der deutschen und auch internationalen Energieversorger schöpfen derzeit die Möglichkeiten aus, die durch die Digitalisierung einzelner Prozesse und Unternehmensbereiche entstehen. Nicht zuletzt können Early Adopter dadurch entscheidende Wettbewerbsvorteile für sich am Markt schaffen.
Kooperationen wie die zwischen den Stadtwerken Gotha und dem Start-up ifesca zeigen: Bei der Umsetzung der Digitalisierung können auch kleine und mittlere Energieversorger eine Vorreiterrolle einnehmen. Potenzial und Bedarf sind für Energieversorger selbst, aber auch für Energiehändler und Netzbetreiber gegeben: All diese Akteure auf dem deutschen Energiemarkt sind per Gesetz zur Erstellung von Vorhersagen in unterschiedlichen Ausprägungen verpflichtet und können von einer Hilfestellung durch künstliche Intelligenz profitieren.