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< Potenzieller Stopp russischer Gaslieferungen?
28.04.2022 09:52 Alter: 2 yrs

Industrie erwartet klares Bekenntnis zur heimischen Förderung

Wir müssen uns auf eine Energieversorgung ohne oder mit sehr viel geringeren russischen Importmengen einstellen und die Energielandschaft in Europa neu definieren, mahnt Dr. Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Erdgas, Erdöl und Geoenergie e. V. (BVEG) im Gespräch mit THEMEN!magazin und hat ein klares Signal an die Politik.


Dr. Ludwig Möhring, Hauptgeschäftsführer BVEG Foto: BVEG

„Klimaschutz in Deutschland profitiert von heimischen Rohstoffen. Die Bedeutung der heimischen Förderung ist in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen, denn unsere CO2 -Bilanz ist wesentlich besser als bei Importen. Deshalb gilt es nicht nur aus volkswirtschaftlicher Sicht, sondern auch im Sinne des Klimaschutzes, die vorhandenen Potenziale zu nutzen.“ Dr. Ludwig Möhring

Herr Dr. Möhring, warum sollten wir nicht auf heimische Förderung von Erdgas und Erdöl verzichten?

Eine sichere Energieversorgung ist nicht mehr selbstverständlich, die Versorgungsstrukturen sind erschüttert. Europa und Deutschland stehen infolge des Krieges gegen die Ukraine vor der Aufgabe, ihre Energiesicherheit auf neue Füße zu stellen. Diese Neuordnung der Energieund insbesondere der Gasversorgung kann gelingen durch den massiven Ausbau von LNG-Importmengen und die Maximierung der europäischen Eigenproduktion. Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in dieser politisch äußerst kritischen Situation für die Energieversorgung, auch den Klimaschutz und die Bezahlbarkeit von Energie fest im Blick zu behalten. Hier ist die heimische Förderung einzubeziehen.

Sollte Erdgas langfristig für eine Transformation der Energielandschaft eingesetzt werden?

Es ist keine neue Erkenntnis, dass Erdgas auch langfristig relevant für eine erfolgreiche Transformation der Energielandschaft ist – und zwar als Energieträger wie auch als Rohstoff, z.B. für die Erzeugung von klimaneutralem Wasserstoff. Auch die Bundesregierung hat das im Koalitionsvertrag anerkannt und deutlich gemacht, dass Erdgas noch für Jahrzehnte gebraucht wird, auch wenn zukünftig zunehmend erneuerbares Methan und Wasserstoff eine Rolle spielen werden.

Die gleiche Dynamik gilt für Erdöl als wichtiger Rohstoff für die Industrie und den Alltag vieler Menschen. Die Förderindustrie steht zu ihrer Verantwortung, aber erwartet auch ein Bekenntnis zur Produktion hier im Land. Solange in Deutschland Erdgas und Erdöl genutzt werden, brauchen wir auch die heimische Förderung.

Was erwarten Sie von der Politik?

In Deutschland wurden 2021 rund 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas und rund 1,8 Millionen Tonnen Erdöl unter Einhaltung hoher Sicherheits- und Umweltschutzstandards gefördert. Die verbrauchsnahe Produktion ist unter Klimaschutzgesichtspunkten sinnvoll, und sie ist ein verlässlicher Eckpfeiler unserer Versorgung – denn sie liefert dem Markt auch dann Erdgas und Erdöl, wenn Importquellen ausfallen. Unser Ziel ist es, die Produktion auf dem aktuellen Niveau zu halten und bestenfalls sogar leicht auszubauen. Dieser Wert an Versorgungssicherheit muss erkannt und gehoben werden.

Wir sind gut beraten, die Optionen für zusätzliche Erdgas- und Erdölkapazitäten sehr ernst zu nehmen. Lassen Sie uns den Wert der heimischen Ressourcen bestmöglich nutzen. Wir brauchen einen Schulterschluss mit der Bundesregierung, den relevanten Bundesländern und mit den zuständigen Fachbehörden, dass die Erdgas- und Erdölförderung in Deutschland ihren wertvollen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zum Klimaschutz langfristig leisten soll. Dies ist unser Signal an die Politik.