Nachricht
In Hamburg wird grüner Wasserstoff Realität
„Das schon weit im parlamentarischen Verfahren fortgeschrittene Wasserstoffbeschleunigungsgesetz sollte noch vor Neuwahlen im Bundestag verabschiedet werden, damit Pionier-Projekte wie das HGHH-Projekt, Rechtsklarheit haben und von vereinfachten Verfahren profitieren können. Es sollte für die Beschleunigung alle Nebenanlagen berücksichtigen, also alle der Erzeugung, Speicherung, Abfüllung und dem Leitungsbetrieb dienlichen Einrichtungen. Nur so wird grüner Wasserstoff Realität.“
Hamburg ist Vorreiter bei der Produktion von grünem Wasserstoff und beim Bau eines Leitungsnetzes, das die Industrie im größten deutschen Hafen versorgen wird. Damit die Dekarbonisierung von Industrie und Verkehr auch tatsächlich ein Erfolg wird, braucht es weiter die Unterstützung der Politik, blickt Christian Heine, Geschäftsführer der Hamburger Energiewerke, voraus.
Der Spatenstich ist gesetzt. Das Zeitalter des grünen Wasserstoffs naht. Und das an einem symbolträchtigen Standort, dem früheren Kohlekraftwerk Moorburg, den die Hamburger Energiewerke 2023 erworben haben. Dort wo einst Strom aus fossilem Brennstoff produziert wurde, wird das Projekt Hamburg Green Hydrogen Hub GmbH (HGHH) ein starkes Zeichen für die Energiewende setzen.
Unser gemeinsames Konsortium mit Luxcara wird ab 2027 rund 10.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr aus regenerativen Energien erzeugen. Ziel ist, mit dem klimafreundlichen Gas Kunden aus der Hamburger Industrie, dem Hafen und den Schwerlastverkehr zu versorgen. Der grüne Wasserstoff des HGHH bietet diesen Sektoren zusammen mit dem geplanten Wasserstoffindustrienetz HH-WIN unserer Schwestergesellschaft Hamburger Energienetze die Option, sich in den nächsten Jahren zu dekarbonisieren. Ohne grünen Wasserstoff wird die Energiewende in der Industrie und im Verkehr kaum gelingen.
Bis wir an diesem Punkt angekommen waren, brauchte es viel Vorlauf. Vorausgegangen sind Jahre der Planung und der politischen Diskussionen. Klar war immer und das haben wir immer wieder betont: Wasserstoffprojekte haben ohne öffentliche Förderung kaum eine wirtschaftliche Chance. Deshalb war es für uns, als auch für den Wasserstoffhochlauf in Deutschland wichtig, dass diese zentrale Frage in diesem Sommer final und positiv beschieden wurde. Die Europäische Union gab grünes Licht für die Förderung von Bund und Land, indem sie das Projekt HGHH als Projekt von überragendem europäischem Interesse (IPCEI) einstufte. Damit konnten die Fördermittel von 154 Millionen Euro für unser Projekt jetzt zugesichert werden. Entsprechend gab Bundesminister Robert Habeck im Sommer symbolisch den Startschuss zum Baubeginn.
Siemens-Technologie für Elektrolyse
Mit der Förderung verfügt die HGHH nun über die materielle Basis, die Arbeiten aufzunehmen und Aufträge zu vergeben. Als eine der ersten Aktivitäten hat das HGHH-Konsortium Siemens Energy als Technologiepartner beauftragt. Das deutsche Traditionsunternehmen wird die 144 Elektrolyse-Stacks mit einer Gesamtleistung von 100 Megawatt (MW) in seiner neuen Gigafactory in Berlin fertigen und teils am Firmenstandort in Mühlheim an der Ruhr montieren. Die Installation der Stacks in Moorburg wird 2026 beginnen. Wir freuen uns, damit einen Beitrag leisten zu können, dass die Fertigung grüner Spitzentechnologie in Deutschland und Europa stattfindet.
Bei den Elektrolyseuren kommt die Proton Exchange Membrane (PEM)-Technologie zum Einsatz, bei der die Spaltung von Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff mittels Strom entlang einer Membran erfolgt. Ein Vorteil dieser Technologie: sie erlaubt eine auf die regenerative Stromproduktion abgestimmte Fahrweise des Elektrolyseurs.
Das Projekt Hamburg Green Hydrogen Hub hat Signalwirkung auf die ganze Republik, denn bisher gab es beim Wasserstoff vor allem Ankündigungen, aber kaum Konkretes. Deshalb muss das Projekt zügig vorankommen. Dafür sind wir weiterhin auf den Gesetzgeber, auf Bund und Länder angewiesen. Stichwort: Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz, das dem Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland ein überragendes öffentliches Interesse einräumt.
Alle Nebenanlagen klarstellend in das Wasserstoff- Beschleunigungsgesetz
Der vorliegende Entwurf stimmt uns positiv, dass der Wasserstoffhochlauf wie geplant gelingen kann. Notwendig ist, dass dieser Gesetzesentwurf noch in der aktuellen Legislaturperiode verabschiedet wird, damit Projekte jetzt nicht ausgebremst werden. Andernfalls sind Verzögerungen bei den Planungen vorprogrammiert. Das sollten wir auch im europäischen Interesse vermeiden. Nationen wie China warten nicht. Unsere Industrie kann globaler Vorreiter für grüner Wasserstoff sein. Dafür brauchen wir aber Tempo.
Wichtig ist außerdem, dass das Gesetz alle Nebenanlagen berücksichtigt, also alle der Erzeugung, Speicherung, Abfüllung und dem Leitungsbetrieb dienlichen Einrichtungen. Neben Verdichtern sind das auch Gas-Druck-Regel- und Mess-Anlagen. Auch Anlagen zur Abfüllung von Wasserstoff in Trailer und Flaschenbündeln sollten privilegiert behandeln werden. Sollte das überragende Interesse nur Verdichteranlagen und damit lediglich einen Teil der notwendigen Infrastruktur umfassen, besteht das Risiko rechtlicher Missverständnisse, die zu Auseinandersetzungen führen könnten.
Nachhaltiger Rückbau
Vorreiter will der Hamburg Green Hydrogen Hub auch bei der Umwandlung des Standortes in Moorburg sein. Der Rückbau des ehemaligen Heizkraftwerks, den unsere Tochter Energie Hub Moorburg GmbH verantwortet, ist im vollen Gange. Die erste Phase wird bis Mitte 2025 abgeschlossen. Beim Rückbau setzen wir auf Kreislaufwirtschaft, um eine größtmögliche Recyclingquote zu erreichen, natürliche Ressourcen zu schonen und Transporte zu minimieren. Anfallender Bauschutt soll, wo möglich, später auf dem Gelände wieder eingebaut werden.
Und der Standort Moorburg ist nicht nur geschichtsträchtig, er bietet auch infrastrukturelle Vorteile: So können wir einen Teil der vorhandenen Anlagen weiter nutzen. Das betrifft die Anlagen zur Wasseraufbereitung sowie das Werkstatt- und Lagergebäude. Der bereits vorhandene Anschluss an das Höchstspannungsnetz, der den Elektrolyseur künftig mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt wird, wird umgebaut und verlegt. Mit Abschluss der Rückbauarbeiten 2027 ist ausreichend Fläche geschaffen, die Elektrolyseleistung auf rund 800 MW skalieren zu können.
Das Gelände des ehemaligen Kraftwerks Moorburg durchlebt eine spannende Transformation hin zur grünen Wasserstoffinfrastruktur. Mit dem Projekt Hamburg Green Hydrogen Hub (HGHH) der beiden Konsortialpartner Luxcara und Hamburger Energiewerke entsteht hier im Herzen des Hamburger Hafens eine 100-MW-Elektrolyse-Anlage.
Großes Interesse am grünen Gas
Was wir heute schon sehen, ist das große Interesse der Hamburger Industrie an dem grünen Gas für Morgen, und zwar aus verschiedenen Industriezweigen. Ich freue mich über den fortgeschrittenen Stand der Gespräche mit vielen Interessenten. Das HGHH-Konsortium wird den Wasserstoff sowohl über das Verteilnetz als auch über eine geplante LKW-Verladestation an die Kunden liefern. Damit schaffen wir die Voraussetzung, dass der Hamburger Hafen seine Ziele der Klimaneutralität erreichen kann. Dafür werden wir auch weiterhin die volle Unterstützung der Politik brauchen. Denn noch ist grüner Wasserstoff für alle Akteure Neuland. Zeigen wir in Hamburg, dass es geht, kann es Signalwirkung für Deutschland und ganz Europa entfalten. Die Hamburger Energiewerke jedenfalls werden alles dafür tun, dass das grüne Wasserstoffzeitalter Realität wird.